Die Bergung der gesunkenen Yachten nähert sich in Maasholm und Damp dem Abschluss, in Schilksee werden die Bergungsteams wohl noch in die kommende Woche hinein arbeiten. Die behördliche Anordnung, nach der die Yachten in den Kieler Häfen bis 31. Oktober geborgen sein sollten, wurde verlängert. Über 50 Yachten wurden bisher an Land gebracht. Allein beim Versicherungsmakler Pantaenius beläuft sich die Schadenssumme derzeit laut Marketingleiter Jonas Ball auf über sechs Millionen Euro und wird wohl noch auf über sieben Millionen steigen. Insgesamt werden die Schäden nur an Booten, ohne zerstörte Infrastruktur, auf bis zu 30 Millionen Euro geschätzt.
Doch mit der Bergung ist der Schrecken für viele Eigner noch nicht ganz überstanden. Was passiert mit leicht beschädigten Booten bis hin zum Totalschaden?
Grundsätzlich ist der Eigner selbst für die Reparatur oder im Fall eines Totalschadens für die Entsorgung zuständig. Reparaturen werden jedoch in Anbetracht voller Auftragsbücher bei den in Frage kommenden Werften nicht einfach und meist teuer, teurer als die Versicherungssumme, was das Boot zum Totalschaden macht.
Wie im Fall des Hamburgers Rainer Görge, erfahrener Fahrten- und Regattasegler, unter anderem im 505er. „Ich fühle mich versenkt“, sagt er rückblickend über die Sturmnacht. Denn sein Luvlieger hatte es offenbar versäumt, seine Yacht richtig zu sichern, und diese trieb auf seine Wasa 360 und trug zur Versenkung bei. Zwar wurde sein Boot als erstes in Schilksee gehoben, dennoch lag es rund 60 Stunden unter Wasser. Die Maschine wurde zwar konserviert, benötigt aber eine Generalüberholung, die Elektronik ist Schrott, und im Rumpf klafft ein Loch.
Jetzt hat er das Boot bei Ebay-Kleinanzeigen inseriert und hofft zumindest noch auf einen zu erzielenden Restwert. Was gar nicht so unwahrscheinlich sei. „Es haben schon einige angefragt, darunter ein Verein, der das Boot vielleicht für die Jugendgruppe wieder instand setzen möchte“, so Görge. Eine professionelle Reparatur würde den Versicherungswert bei ihm übersteigen.
Sein Boot ist nicht das einzige. Momentan gibt es einige Kleinanzeigen von Yachten, die im Sturm Schaden erlitten haben. Ziel der Angebote ist, je nach Schaden noch einen Restwert zu erzielen. Denn der Eigner ist verpflichtet, die Schadenssumme so gering wie möglich zu halten. Zwar bekommt er von der Versicherung normalerweise die feste Taxe ersetzt, mit dem Verkauf wird jedoch versucht, die Schadenssumme für den Versicherer zu reduzieren. Wird kein Angebot abgegeben, bleibt meist nur die Entsorgung.
Mit diesem Prozedere ist manch Eigner jedoch überfordert. Woher ein Gutachten bekommen, wie das Boot zum Verwerter schaffen, und wo gibt es überhaupt Firmen, die solch große Teile entsorgen können? Es gibt wenige.
Im Falle Pantaenius können die Betroffenen einen Service des Versicherungsmaklers annehmen. Dieser versucht, für Yachten, die noch zu reparieren sind, Auftragnehmer zu finden, organisiert den Abtransport der Totalschäden zum Entsorger und versucht auch, Restwerte für die Yachten zu erzielen. “Die Bündelung der Abwicklung der vielen Schäden macht höhere Restwerte wahrscheinlicher”, so Ball.
Andere Versicherer, die manchmal selbst nicht über die nötige Expertise verfügen, beauftragen Sachverständige mit der Abwicklung, wie etwa das Ingenieur- und Sachverständigenbüro Navitaz Solutions in Lübeck. Auch von ihm gibt es bereits einige Kleinanzeigen. „Das Angebot ist momentan jedoch größer als die Nachfrage“, sagt Geschäftsführer Hannes Häger. Aber auch kleine Summen oder Teilverkäufe bestimmter Ausrüstung würden helfen, den Schaden für den Versicherer zu reduzieren.
Auch bei Pantaenius sei man gerade dabei, die ersten Wertgutachten fertig zu haben. Auch dort kämen viele Anrufe von Kaufinteressenten herein.
Tatsächlich kann ein Sturm-Totalschaden ein Schnäppchen sein. Denn selbst wenn sich eine professionelle Reparatur vielleicht nicht rechnet, kann mancher mittels Eigenleistung so zu einem günstigen Boot kommen.
Doch aufgepasst: Der Käufer ist für den Abtransport verantwortlich und, sollte das angestrebte Projekt doch nicht zu realisieren sein, auch für die Entsorgung. Und diese kann schnell mehrere Tausend Euro kosten und den Kaufpreis deutlich übersteigen.