Ocean Globe RaceBeängstigende Begegnung auf dem Atlantik

Nils Leiterholt

 · 29.09.2023

Ocean Globe Race: Beängstigende Begegnung auf dem AtlantikFoto: Matt Sinnett-Jones Outlaw/Spirit of Adelaide/OGR2023
Links im Bild zu sehen ist der Mann auf seinem langen Kanu, rechts das Schiff und die Crew von “Outlaw”, einer Balitc 55
Weit draußen auf dem Meer hat die Crew der “Outlaw” ein umhertreibendes Kanu mit einem Mann darin gefunden, er war allein und schien gesund. Dennoch war die Situation merkwürdig

Knapp 90 Seemeilen vor der Küste Dakars erblickte die elfköpfige Crew der „Outlaw“ während des Ocean Globe Race einen Mann. Das Kuriose ist, dass er allein auf einem 20 Fuß langen Kanu unterwegs war. Er hatte nichts zu essen oder zu trinken an Bord, sein Treibstoff ist in zwei kleinen Kanistern sehr limitiert. Laut Angaben der Crew um Skipper Mackie Campbell waren keine Gründe erkennbar, warum der Mann so weit draußen allein unterwegs sein sollte.

Ein Pirat?

Da das Gebiet bekannt für viele Piratenüberfälle ist, war die Besatzung der 55 Fuß langen Baltic, die unter australischer Flagge unterwegs ist, entsprechend vorsichtig. Obwohl der Mann, der weder Englisch noch Französisch spricht, laut Angaben bereits seit fünf Tagen ohne Nahrung überlebt hatte, machte er einen gesunden Eindruck.

Die Crew der „Outlaw“ nahm ihn in seinem Kanu in Schlepp, weigerte sich aber nach Rücksprache mit der Rennleitung des OGR, den Mann an Bord zu nehmen. Zu kurios erschien ihnen die Situation. Auch, dass der Mann zum Fischen ausgelaufen war, schied aus, er hatte nämlich weder Ausrüstung zum Fischen noch ein Funkgerät dabei.

Nach Hause gebracht

Die über den Vorfall informierte Rennleitung rief den Code Orange aus, während die „Outlaw“ um ihren erfahrenen Skipper Campbell Kurs auf Dakar nahm. Die Besatzung meldete sich in abgesprochenen Intervallen bei der OGR-Rennleitung um Don McIntyre. Aus Sicherheitsgründen wurde ihre Position nicht mehr über den Tracker des OGR angezeigt. Der Plan von Campbell, den in Not geratenen Mann in Reichweite der Küste von Dakar zu bringen, damit dieser mit seinen letzten Tank-Reserven das Festland erreichen kann, scheint gelungen zu sein. Mittlerweile wird die Position der Baltic 55 wieder über den Tracker des Ocean Globe Race mitgeteilt.

Am Donnerstagnachmittag liegt Marie Tabarly, die Tochter des legendären französischen Seglers Éric Tabarly, in Führung. Sie ist Skipperin des Schiffs, mit dem er 1973 das Whitbread Race aufgeben musste, der „Pen Duick VI“.


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