Mastbruch in SchleuseLehren aus dem Schleusenunfall

Lars Bolle

 · 16.06.2025

Mastbruch in Schleuse: Lehren aus dem SchleusenunfallFoto: Screenshot Facebook
Robert Eichler erklärt detailliert den Vorfall
Bei einer Berühtrung zwischen einer Segelyacht und einem Tanker in der Schleuse Brunsbüttel wurde die 55-jährige Skipperin schwer verletzt. Der abgebrochene Mast traf die Frau. Sie kam ins Krankenhaus. Segelausbilder Robert Eichler spricht über den Hergang und die Lehren daraus.

Am 24. Mai 2025 kollidierte die Varianta 37 “Elbe Express”, ein Ausbildungsboot der Yachtschule Eichler, in der Alten Schleuse in Brunsbüttel mit einem 100-Meter-Tanker, wobei der Mast abbrach und die Skipperin einklemmte (wir berichteten). Die Frau wurde mit einer gebrochenen Rippe ins Krankenhaus gebracht.

Der Vorfall wirft Fragen zur Sicherheit beim gleichzeitigen Schleusen von Sportbooten und großen Schiffen auf. Eichler hat jetzt umfangreich in einem Video auf Facebook zu dem Unfall Stellung genommen. Demnach habe er, der über 40 Jahre Berufserfahrung verfügt, so einen Unfall lange befürchtet.

Das Video

Empfohlener redaktioneller Inhaltwww.facebook.com

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Enge Verhältnisse in der Schleuse

Der Vorfall ereignete sich in der engen Gasse zwischen Tanker und Schleusenwand, die Sportbooten oft nur wenige Meter Platz lässt. Die alte Schleusen in Brunsbüttel wurde vor über 100 Jahren beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals errichtet. Mit einer Nutzbreite von nur 22 Metern bleibt neben einem 16 Meter breiten Tanker wenig Raum für Segelboote. Im konkreten Fall blieben lediglich 6 Meter, wovon das Sportboot bereits 4 Meter einnahm.

Gefährliches Schraubenwasser

Als Hauptursache für den Unfall nennt Eichler das Schraubenwasser des Tankers. Dieser habe mit einer Vorspring an der Schleusenwand festgemacht und hielt seine Position durch leichtes Vorwärtsfahren. Diese Technik ist in der Berufsschifffahrt üblich, erzeugt jedoch starke Wasserverwirbelungen. "Die Schwierigkeit ist, dass man das Verstrudeln des Wassers nur sehr schlecht sieht", erklärt Eichler. Eine vorausfahrende Carbon-Rennyacht sei bereits stark versetzt worden, konnte die Passage aber noch meistern.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Für die nachfolgende Skipperin von Eichlers Boot sei keine Zeit mehr geblieben, das Manöver abzubrechen. "Dann gilt, wie in der Fliegerei auch, dann ziehst du das Manöver durch", betont Eichler. Ein Abbruch im verwirbelnden Schraubenwasser hätte die Yacht komplett zum Spielball der Strömung gemacht. Die erfahrene Skipperin versuchte, das Boot durch die enge Passage zu steuern, kollidierte jedoch mit dem Tanker. Das Rigg verfing sich in abstehenden Fender-Reifen. Dabei brach der Mast, die Skipperin wurde verletzt.

Die Feuerwehr Brunsbüttel war schnell vor Ort und barg die verletzte Skipperin mit einer Drehleiter aus dem havarierten Segelboot. Sie wurde per Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Die übrige Crew konnte das beschädigte Boot sichern. Eichlers Mitarbeiterin Svenja übernahm noch am selben Abend die Betreuung der Crew und erledigte alle notwendigen Formalitäten mit Behörden und Versicherungen.

Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen

Der Unfall wirft Fragen zur Sicherheit bei gemeinsamen Schleusungen von Berufs- und Sportschifffahrt auf. Eichler betont: "Es wäre äußerst sinnvoll, das als eine Warnung zu nehmen. Der Dampfer benutzt die Schraube." Eine bessere Kommunikation zwischen Großschiffen und Sportbooten könne helfen, solche gefährlichen Situationen zu vermeiden. Auch eine getrennte Schleusung wird als mögliche Lösung diskutiert.

Eichler sieht keine schuldhafte Handlung bei den Beteiligten. "Das ist meine Überzeugung. Und wir haben hier nach den internen Analysen dessen, was passiert ist, für uns festgestellt, wir hätten genau das Gleiche gemacht, wie diese Frau, die wir hier in diesem Fall eingesetzt haben", erklärt er. Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung habe bereits erklärt, den Fall nicht weiter zu untersuchen.

Konsequenzen für die Zukunft

Als unmittelbare Konsequenz habe Eichler seine Schiffsführer angewiesen, bei Unsicherheit über Schraubenwasser explizit nachzufragen und im Zweifelsfall nicht einzulaufen. "Dann warten wir eben eine Stunde", betont er. Langfristig müsse die Diskussion über sicherere Schleusenverfahren für Sportboote geführt werden. Eichler hofft, dass der Vorfall als Anstoß dient, die Sicherheit in den engen und stark frequentierten Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals zu verbessern.


Meistgelesen in der Rubrik Special