Pascal Schürmann
· 11.05.2015
Vergangene Woche sind mehrere Crews südlich der Azoren in schweren Sturm geraten. Ein Dutzend Segler wurde gerettet, ein Kind starb
Ein schnell aufziehender, schwerer Sturm ist vier Crews auf dem Atlantik zum Verhängnis geworden, eine weitere Crew kam mit einem blauen Auge davon. Die Yachten aus Frankreich, Norwegen, Schweden, den Niederlanden und den USA waren in der Nacht zum vergangenen Mittwoch auf dem Weg nach Europa rund 500 Seemeilen südlich der Azoren Windgeschwindigkeiten von in Böen bis über 50 Knoten ausgesetzt gewesen. Wassereinbruch, Schäden an Maschinen und Riggs sowie verletzte Personen an Bord veranlassten die Crews, Hilfe zu rufen.
Für ein sechsjähriges Mädchen einer französischen Familiencrew kam die Hilfe jedoch zu spät; es starb, nachdem es geborgen worden war, vermutlich an den Folgen einer Unterkühlung. Gemeinsam mit seinem Vater war es zuvor mehrere Stunden lang im Wasser getrieben. Der Fahrtenkatamaran, mit dem die Familie unterwegs gewesen war, sei zuvor gekentert und gesunken, nur die Mutter und ein weiteres Kind hatten es in die Rettungsinsel geschafft. Das haben unterschiedliche Quellen berichtet.
Die Crew der "Kolibri" wird abgeborgen
Insgesamt wurden bei der großangelegten Rettungsaktion, an der sich neben SAR-Hubschraubern der portugiesischen Marine auch mehrere in der Nähe befindliche Frachtschiffe beteiligten, zwölf Segler von ihren Schiffen, aus Rettungsinseln und auch direkt aus der See geborgen. Lediglich die Crew der schwedischen Yacht bekam ihre zuvor gemeldete Notlage unter Kontrolle und setzte die Reise fort.
In den Tagen danach warnte die portugiesische Küstenwache vor den noch drei in dem Seegebiet nun herrenlos treibenden Yachten.
Auch die deusche Yawl "Peter von Seestermühe", Baujahr 1936, war in das Tief hineingeraten, aber ungeschoren davongekommen. Von Bord aus Horta berichtet Skipper Christoph von Reibnitz: "Als eine von wenigen unbeschädigten Yachten liegen wir in Horta auf den Azoren sicher im Hafen. Unsere Atlantikreise von Antigua war zunächst durch das Wetter begünstigt. Drei Tage vor den Azoren briste der achterliche Wind dann aber zu voller Sturmstärke auf. Zwei sehr nasse Tage liefen wir bei 9 bis 10 Beaufort nur unter Sturmfock mit 8,5 Knoten vor dem Wind. Häufig brachen schwere Seen an und über Deck, das Cockpit war fast ständig überflutet. Wie gut es uns dabei noch erging, erfuhren wir dann am zweiten Hafentag in Horta, als wir von den fünf in Seenot befindlichen Yachten hörten." Von Reibnitz beendet seinen Bericht mit: "Hier hat der Atlantik uns Demut gelehrt. Entsprechend dankbar erleben wir die Geborgenheit im Hafen."