Uwe Janßen
· 28.08.2018
Vor Grönland muss die Expedition von Abenteurer Arved Fuchs unterbrochen werden. Ein schwerer Defekt legt seinen Haikutter lahm – nicht zum ersten Mal
Die Expedition „Ocean Change“ muss wieder unterbrochen werden. Ein Defekt an der Zugstange zwingt die Crew des Bad Bramstedter Abenteurers Arved Fuchs, 65, zu einem längeren Stopp auf Grönland. Bereits im Juli hatte der Bruch desselben Bauteils auf Island für eine Zwangspause gesorgt.
Damals äußerte sich Fuchs bereits erstaunt über die „gewaltigen Kräfte“, die das erst vor wenigen Jahren erneuerte Bauteil an gleich drei Stellen bersten ließen. „Die genauen Ursachen werden wir wohl nie erfahren“, vermutete Fuchs, ein solcher Schaden sei „nicht zu erwarten“ gewesen.
Recht aufwendig, zumal zunächst alle Slip-Kapazitäten belegt waren, wurde die Stange im isländischen Kevlavik gezogen. Die gebrochene Zugstange ist Bestandteil des Antriebsstrangs. Sie verläuft in der Welle und dient dazu, den Anstellwinkel der Propellerblätter zu verändern. Dadurch wird der Schub ebenso kontrolliert wie die Fahrtrichtung. Wenn die Zugstange bricht, ist das Schiff unter Maschine manövrierunfähig, die Propellerblätter fallen in willkürliche Positionen.
„Wir sind natürlich alle wegen des Zeitverlustes ein wenig frustriert“, sagte Fuchs seinerzeit, als die Expedition nach erfolgreicher Reparatur endlich fortgesetzt werden konnte. Gleichwohl konnte das vorgesehene Programm in der Folgezeit nahezu vollständig absolviert werden. Bis der Schaden nun erneut auftrat. Die „Dagmar Aaen“, Fuchs‘ altbewährter Haikutter, wurde ins grönländische Aasiaat an der Diskobucht eingeschleppt.
Arved Fuchs sagt: „Wir haben Glück im Unglück gehabt. Der Schaden am Antrieb hat uns elf Seemeilen südlich von der Stadt Upernavik ereilt. Der Wind war auf unserer Seite, und wir konnten unter Segeln in den dortigen Hafen einlaufen. Erneut haben sich die Vorteile eines Segelschiffs gezeigt. Ein reines Motorschiff wäre in diesem Fahrtgebiet mit den zerklüfteten Küsten, den vielen Untiefen und Eisbergen sowie unvorhersehbaren Strömungen ohne einen funktionierenden Antrieb in echte Schwierigkeiten geraten."
Weiter äußert sich der Skipper in einer Mitteilung von Bord: „Dieser erneute Zwangsstopp ist für mich und die Crew sehr ärgerlich, da er Zeitverlust sowie zusätzliche Kosten bedeutet. Die Stimmung an Bord ist dennoch gut. Wir alle wissen, dass eine Expedition auf einem traditionellen Segelschiff immer unvorhersehbare Ereignisse auf den Plan rufen kann, im Positiven wie im Negativen. Wir sind froh, dass uns der Schaden nicht im Smith Sund, im hohen Norden, im Packeis, ereilt hat. Dort, abseits jeder Infrastruktur, hätte ein Schaden weitreichende Konsequenzen für das Schiff haben können. Jetzt aber heißt es, Ruhe bewahren und genau zu arbeiten. Wir werden den Fehler finden, beheben und die Expedition fortführen.“
Zur Fehleranalyse und Reparatur wird diesmal ein Experte aus Dänemark hinzugezogen, der den gesamten Antriebsstrang untersuchen wird. Die Expedition „Ocean Chance“ ist durch den neuerlichen Defekt zwar beeinträchtigt, aber nicht gescheitert. Die angestrebte Überwinterung in Lunenburg an der kanadischen Ostküste ist nach wie vor realistisch.