Am Nikolaustag geriet eine Trauergemeinde mit dem Bestattungsschiff „Aegir" in eine gefährliche Lage, als das Boot bei ablaufendem Wasser auf einer Sandbank vor der Ostspitze Juists festkam. Das 21 Meter lange Schiff mit zehn Menschen an Bord wurde gegen 13:45 Uhr durch südlichen Wind mit bis zu vier Beaufort und starken Ebbstrom an die Küste gedrückt. Aus dieser Legerwall-Situation – bei der ein Schiff durch Wind und Strömung auf Land gedrückt wird – konnte sich die „Aegir" nicht aus eigener Kraft befreien. Die Rettungsleitstelle See im Maritimen Rescue Coordination Centre ("Mrcc") Bremen der DGzRS erhielt die Meldung über die Situation informiert und leitete umgehend Bergungsmaßnahmen ein.
Die Seenotretter der Station Norderney nahmen mit dem Seenotrettungskreuzer „Eugen” Kurs auf den Havaristen, der weniger als hundert Meter nordöstlich der Insel Juist auf der Sandbank „Kalfamer” festsaß. Die Retter konnten das Schiff aufgrund des bereits zu niedrigen Wasserstandes jedoch nicht befreien – ein Versuch mit Schleppleine scheiterte, da das Schiff bereits zu hoch auf der Sandbank lag. Auch die Schnellfähre „Inselexpress 2”, die ihre Unterstützung angeboten hatte, konnte trotz ihres geringen Tiefgangs den Havaristen nicht erreichen.
Die Bergung der Menschen an Bord gelang schließlich mit dem flachgehenden Seenotrettungsboot „Wilma Sikorski”, das ebenfalls auf Norderney stationiert ist. Die Seenotretter konnten mit diesem speziellen Boot längsseits der „Aegir" gehen und übernahmen sieben Passagiere sowie ein Besatzungsmitglied. Die geborgenen Personen wurden anschließend an den Seenotrettungskreuzer „Eugen” übergeben, der sie sicher zum Hafen von Norddeich brachte. Zwei Besatzungsmitglieder blieben auf dem Bestattungsschiff zurück, um bei weiteren Bergungsversuchen zu unterstützen und das Schiff zu sichern.
Für die Trauernden endete die Seebestattung dramatisch. Wie sie normalerweise abläuft, schildern wir in dieser eindrucksvollen Reportage. Außerdem unterhalten wir uns im Podcast mit einem Kapitän eines Bestattungsschiffes.
Nach der erfolgreichen Personenbergung unternahmen die Seenotretter mit der „Wilma Sikorski” und dem inzwischen eingetroffenen Seenotrettungsboot „Otto Diersch” der Station Norddeich einen weiteren Versuch, das Bestattungsschiff von der Sandbank zu ziehen. Diese Bemühungen blieben ohne Erfolg. Mit auflaufendem Wasser konnte sich der Bestatter dann aus eigener Kraft befreien und den Hafen Norddeich, begleitet von den Seenotrettern, erreichen.
Immer wieder berichten wir über Seenotfälle, besonders in den Seegatten, so wurden Mitte Oktober 2025 zwei Männer nach einer Strandung im Seegatt zwischen Spiekeroog und Wangerooge durch einen SAR-Hubschrauber der Marine gerettet. Im September befreiten die Seenotretter DGzRS zwei Segler aus einer lebensgefährlichen Situation im Seegatt vor Norderney. Die Männer waren mit ihrem Boot auf eine Sandbank geraten und wurden zum Spielball der Brandung. Ebenfalls vor Norderney musste im April 2025 eine sechsköpfige Familie von den Seenotrettern aus einer gefährlichen Situation befreit werden. Ihre Segelyacht war auf einer Sandbank festgekommen und drohte in der Brandung leckzuschlagen.
Diese vielen Seenotfälle verdeutlichen die besonderen Herausforderungen des Reviers. Worauf Segler besonders achten sollten, haben wir in diesem Spezial-Artikel zusammengestellt.