“Acrobatica”Havarierte Class 40 nach vier Monaten wieder aufgetaucht

Östlich der Azoren wurde die Class 40 "Acrobatica" vier Monate nach der schweren Kollision von einem Frachtschiff gesichtet
Foto: Ijzerborg
Sie will einfach nicht sinken: Vier Monate nach dem brutalen Crash der Class 40 “Acrobatica” mit einem Tanker ist der schwerbeschädigte Renner wieder gesichtet worden. Kaum zu glauben, dass der einstige 24-Stunden-Rekordhalter noch Auftrieb hat und nicht schon längst auf Tiefe gegangen ist.

Am 09. Juli 2024 war die “Acrobatica” während der Transat Québec Saint-Malo in schwerer See mit dem Tanker “Silver Ray” kollidiert. Die Class 40 wurde dabei so stark beschädigt, dass von einem schnellen Untergang ausgegangen werden musste. Nun wurde sie 350 Seemeilen östlich der Azoren von dem niederländischen Frachtschiff “Ijzerborg” gesichtet und fotografiert.


Originalartikel vom 10. Juli 2024:

Ein fatales Unglück hat den 9. Tag des Transat Québec Saint-Malo überschattet. Die Class 40 von Alberto Riva, Jean Marre und Tomaso Stella havarierte in starkem Wind und schwerer See. Noch vor wenigen Monaten hatte die “Acrobatica” einen neuen 24-Stunden-Rekord aufgestellt – ausgerechnet jetzt wurde dieser gebrochen.

Als die Crew der “Acrobatica” gestern um 15 Uhr (MEZ) einen Notruf absetzte, schien das Sinken ihrer Yacht bereits unumgänglich. Das Signal der Sarsat-Notfunkbake erreichte die direkten Konkurrenten Antoine und Olivier Magre, die Skipper der “Leclerc-Ville Legrand”. Diese setzten nicht nur umgehend die Rennleitung in Kenntnis, sondern änderten selbst ebenfalls ihren Kurs, um zum rund 11 Seemeilen entfernten Unglücksort zu gelangen.

Innerhalb kürzester Zeit erreichten sie diesen gemeinsam mit ihrem Crewmitglied James Murphy. Rund 300 Seemeilen nördlich der Azoreninsel Flores konnten sie lediglich beobachten, wie die Crew der “Acrobatica”, die sich zuvor rechtzeitig in ihre Rettungsinsel begeben hatte, vom liberianischen Tanker “Silver Star” sicher an Bord genommen wurde. Für die unversehrte Crew geht es jetzt zurück in Richtung Amerika, die zerstörte Rennyacht bleibt zurück.

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Die genauen Ursachen für die Havarie der Class 40 “Acrobatica” ist noch unbekannt. Zeitgleich verlor sie allerdings auch ihren Status als schnellste Class 40 aller Zeiten. Beim Transatlantikrennen Niji 40 im April dieses Jahres hatte das erst 2023 vom Stapel gelaufene Guelfi-Design innerhalb von 24 Stunden sagenhafte 433,53 Seemeilen zurückgelegt. Doch ausgerechnet jetzt war eine andere Class 40 noch schneller und stellte den Rekord ein.

McGyver-Reparatur: Ruderblatt-Wechsel auf offener See

Der Franzose Guillaume Pirouelle segelte mit seinem Team unglaubliche 440,2 Seemeilen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 18,34 Knoten. Die Bedingungen für diese Rekordfahrt waren hart an der Grenze. Konkurrent Fabien Delahaye berichtet von einer höllischen Nacht mit Gewittern und Böen mit 40 Knoten. “Es ist nicht einfach, sich auszuruhen. Wir sind völlig durchnässt”, so der Skipper der aktuell führenden “Legallais”.

Noch rund 900 Seemeilen gilt es, bis zur Ziellinie zu absolvieren. Das Transat Québec Saint-Malo führt von Québec in Kanada nach Saint-Malo in Frankreich. Während das Feld in den vergangenen Stunden bis auf 100 Seemeilen zusammengerückt ist, gab es auch bei anderen Teilnehmern Bruch.

Unter anderem verlor die aktuell zweitplatzierte “Amarris” ihr Ruderblatt. Anstatt die Azoren anzulaufen und dort eine Reparatur durchzuführen, entschloss sich das Team von Achille Nebout für einen riskanteren Weg: den Wechsel des funktionierenden Ruderblatts von Backbord auf die beim aktuellen Kurs wichtigere Steuerbordseite. “Das ist sehr riskant, denn wenn du das zweite Ruderblatt ins Wasser fallen lässt, ist das Rennen vorbei”, so der französische Skipper. Doch der Einsatz seines Teams wurde belohnt: “Nach zwei bis drei Stunden Arbeit gelang es uns, das Ruderblatt einzuführen.”

“Die Enttäuschung ist riesig” – Burke/Fink von gebrochenem Vorstag ausgebremst

Derweil gar nicht erst auf den fast 3.000 Seemeilen langen Kurs gehen konnten die deutschen Offshore-Youngsters Lennart Burke und Melwin Fink mit ihrem Team. Eine Fluggesellschaft hatte die pünktliche Lieferung des in Frankreich bestellten Vorstags vermasselt, das seinen wenige Tage zuvor im Training gebrochenen Vorgänger hätte ersetzen sollen – und müssen.

Mittlerweile hat das neue Vorstag das junge Team in Kanada zwar erreicht, ins Renngeschehen wird die “Sign for Com” allerdings nicht mehr eingreifen. Stattdessen ist eine sichere Überführung geplant, erste Tests hat das neue Vorstag bereits überstanden. Auf dem Instagram-Kanal des Nachwuchs-Rennstalls heißt es in einer Erklärung: “Das Risiko, durch die neue, ungetestete Riggkonfiguration den Mast zu verlieren, ist einfach zu hoch. Die Regatta ist zu weit fortgeschritten, um das Risiko vertreten zu können. Die Enttäuschung ist riesig, dieses Rennen sollte das Highlight der Saison werden und unsere Atlantikrunde beenden.”


Das letzte Video von Bord der “Acrobatica” vor der dramatischen Havarie:

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