UN-OzeankonferenzReden ist Silber, Handeln ist Gold!

Pascal Schürmann

 · 17.06.2025

UN-Ozeankonferenz: Reden ist Silber, Handeln ist Gold!Foto: Team Malizia
Auch Boris Herrmanns neue Expeditionsyacht “Malizia Explorer” hatte Kurs auf die Côte d’Azur genommen
Die UN-Ozeankonferenz in Nizza erzielte einige wichtige Einigungen zum Schutz der Weltmeere. Fortschritte gab es etwa bei den Themen Bekämpfung von Plastikmüll und Beseitigung von Munitionsaltlasten. Auch das Hochseeschutzabkommen rückt näher. Experten begrüßen die Ergebnisse, mahnen aber zur schnellen Umsetzung.

Vertreter von 175 Staaten hatten über zentrale Themen wie den Kampf gegen Plastikmüll, die Beseitigung von Munitionsaltlasten, den Schutz der Hochsee und Regelungen zum Tiefseebergbau beraten. Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen: "Diese Konferenz hat den Meeresschutz deutlich vorangebracht, trotz geopolitisch schwieriger Lage." Die USA indes hatten keine Delegation zur Konferenz entsandt, was von vielen Teilnehmern kritisch gesehen wurde.

Allianz gegen Plastikmüll

Ein Hauptschwerpunkt der Konferenz lag auf der Bekämpfung der Meeresverschmutzung durch Plastikmüll. Immerhin 95 Staaten schlossen sich zu einer Allianz zusammen, die eine Produktionsbegrenzung von Primärkunststoffen fordert. Diese breite Koalition unterstreicht die wachsende globale Besorgnis über die Auswirkungen von Plastik auf marine Ökosysteme.

Die Allianz sprach sich zudem für eine Berichtspflicht über Produktion, Ein- und Ausfuhr dieser Stoffe aus, um eine bessere Kontrolle und Transparenz zu gewährleisten. Florian Titze vom WWF Deutschland kommentierte die Entwicklung: "Was hier inhaltlich skizziert wird, ist ein guter Anfang und gleichzeitig das absolute Minimum, um die Plastikverschmutzung wirksam zu bekämpfen." Er betonte die Notwendigkeit, diese Vereinbarungen nun zügig in konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Boris Herrmanns Team Malizia, bekannt für sein Engagement im Meeresschutz, äußerte sich ebenfalls positiv: "Die Allianz gegen Plastikmüll ist ein wichtiger Schritt. Jetzt müssen konkrete Maßnahmen folgen, um unsere Ozeane vor weiterer Verschmutzung zu schützen." Die Segler des Teams erleben die verheerenden Auswirkungen von Plastikmüll auf die Meere aus erster Hand und setzen sich selbst aktiv für Lösungen ein, künftig insbesondere mit ihrem neuen Forschungsschiff, der “Malizia Explorer”.

Deutsche Initiative zu Munitionsaltlasten

Ein weiterer bedeutender Fortschritt der Konferenz war die von Deutschland initiierte Aktion zur Beseitigung von Munitionsaltlasten in Ost- und Nordsee. Deutschland will gemeinsam mit Frankreich ein Expertenteam gründen, um die gefährlichen Überreste vergangener Kriege zu lokalisieren und zu entfernen. Die Gefahr, die von alter Munition und verrottenden Kampfstoffen auf dem Grund der Meere ausgehe, sei erheblich.

Die Problematik der Munitionsaltlasten wurde lange unterschätzt, gewinnt aber zunehmend an Aufmerksamkeit. Experten schätzen, dass allein in der deutschen Nord- und Ostsee rund 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Munition und etwa 170.000 Tonnen chemische Kampfstoffe auf dem Meeresboden liegen. Diese stellen nicht nur eine Gefahr für die Schifffahrt und Fischerei dar, sondern setzen durch Korrosion auch giftige Substanzen frei, die das marine Ökosystem schädigen.

Zusätzlich zu dieser Initiative kündigte Deutschland an, 100 Millionen Euro in die Wiederherstellung von Salzwiesen, Seegraswiesen und Algenwäldern zu investieren. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die natürliche Fähigkeit der Meere zur CO2-Speicherung zu erhöhen und somit den Klimawandel zu bremsen. Umweltexperten begrüßten den ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die Beseitigung von Altlasten als auch die Stärkung natürlicher Kohlenstoffsenken umfasst.

Fortschritte beim Hochseeschutzabkommen

Hinsichtlich des Hochseeschutzabkommens gab es auf der Konferenz zumindest etwas Bewegung. Es soll erstmals Regelungen für die Nutzung und den Schutz der Hochsee schaffen, die etwa 60 bis 70 Prozent der Ozeane ausmacht. Damit aber das bereits vor zwei Jahren formulierte Abkommen in Kraft treten kann, muss es von mindestens 60 Staaten ratifiziert werden. In Nizza haben nun mehr als ein Dutzend weitere Staaten das Abkommen ratifiziert, sodass die erforderliche Zahl bald erreicht werden könnte.

Die Organisation OceanCare wertet dies als "ermutigenden Fortschritt". Allerdings gab es bei der Finanzierung noch keine Einigung, vor allem ärmere Länder hatten Zusagen gefordert. Die Deutsche Meerestiftung begrüßte die Entwicklungen: "Das Hochseeschutzabkommen ist ein Meilenstein für den globalen Meeresschutz. Die Ratifizierungen in Nizza bringen uns dem Ziel einen großen Schritt näher."

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Differenzen beim Tiefseebergbau

Beim Thema Tiefseebergbau zeigten sich weiterhin Differenzen. Deutschland und 36 weitere Länder streben eine vorsorgliche Pause bei Tiefseebergbauprojekten an. Neue Brisanz erhielt das Thema durch Überlegungen der USA, auch in internationalen Gewässern Tiefseebergbau zu betreiben. 24 Staaten, darunter Deutschland, sprachen sich entschieden gegen solche Pläne aus und betonten, dass Tiefsee-Ressourcen außerhalb nationaler Gewässer nach internationalem Recht das gemeinsame Erbe der Menschheit seien.

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Umsetzung der Zusagen gefordert

Umweltorganisationen begrüßen die Ergebnisse der Konferenz, fordern nun aber eine schnelle Umsetzung der gemachten Zusagen. Die konkreten Maßnahmen müssen in den kommenden Monaten und Jahren umgesetzt werden, um die Ziele des Meeresschutzes zu erreichen. Besonders die Ratifizierung des Hochseeschutzabkommens durch weitere Staaten und die Umsetzung der Allianz gegen Plastikmüll stehen dabei im Fokus.

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