UKW-FunkWie ich mich auf Französisch blamierte...

YACHT-Redaktion

 · 30.04.2025

UKW-Funk: Wie ich mich auf Französisch blamierte...Foto: Bettin; YACHT/N. Günter
YACHT-Leser Thomas Bettin wollte freundlich sein, im Frankreich-Urlaub Französisch mit den Einheimischen sprechen - und trug damit sehr zur Erheiterung derselben bei...

In der Serie „Segler beichten“ gestehen wir unsere dümmsten Fehler beim Segeln. Aber wir sind auch auf Ihre Beichte gespannt. Schicken Sie uns ihren Text, wenn möglich mit Bildern, an mail@yacht.de, Stichwort „Seglerbeichte“. Falls gewünscht, erfolgt die Veröffentlichung anonymisiert.



Im Sommer 2024 charterten wir eine Segelyacht in Frankreich, um auf dem Mittelmeer unseren Urlaub zu verbringen. Wir starteten in La Grande Motte und segelten in südwestlicher Richtung nach Sète, Cap d’Agde und schließlich wieder zurück. Einfaches Familiensegeln. Wir segelten, solange wir Lust hatten und der Wind mitspielte, und steuerten dann den nächsten Hafen an.

Französisch gelernt

Schon bei den Urlaubsvorbereitungen wurden die noch nicht-segelerfahrenen Kinder und natürlich meine Frau mit einbezogen: Sie lernten, wie man Fenderknoten macht, und übten, die Fender akribisch am Gartenzaun zu befestigen. Auch ich bereitete mich gewissenhaft vor und paukte mit den bekannten Sprach-Lernapps Französisch, damit ich mich zum Urlaubsstart vorstellen, im Restaurant Essen bestellen und – am wichtigsten – auf Französisch sagen konnte, dass ich über eine App einen Liegeplatz für eine Nacht reserviert habe und nun im Hafen bin. Ich würde also sagen: Ich kann ein kleines bisschen Französisch.

Französisch angewendet

Im Urlaub sah die Praxis meiner Sprachkenntnisse allerdings etwas schwieriger aus: Über Funk meldete ich mich auf Kanal 9 auf Französisch an, was zunächst auch immer gut funktionierte. Doch – ganz überraschend – wurde mir dann auch auf Französisch geantwortet, was meine Fremdsprachenkompetenz deutlich überstieg. Mit der Bitte, auf Englisch fortzufahren, klappte es meistens.

Französisch mit Tücken

Am vorletzten Tag steuerten wir Port Camargue an. Über die App konnten wir wieder vorab einen Platz reservieren. Es war an diesem Tag etwas windiger und es herrschte viel Verkehr – sowohl vor als auch im Hafen. Ich hatte also alle Hände voll zu tun: Segel bergen, Kurs halten und meinen Funkspruch auf Kanal 9 absetzen. Meine Crew machte die Fender klar.

J’ai réservé une place pour une nuit...“

Wie gewohnt wurde mir auf Französisch geantwortet. Und nach einer Woche Frankreich-Erfahrung wollte ich dieses Mal ganz selbstsicher antworten: „Bitte auf Englisch, ich kann nur ein kleines bisschen Französisch.“

Ich drückte die Sprechtaste und sagte:

En anglais, je suis un petit français.“

Danach war am Funk viel los, was ich allerdings nicht verstand – auch Gelächter war zu hören. Der Marinero kam uns grinsend entgegen und im Hafenbüro wurden wir mit einem herzhaften Lachen begrüßt.

Beim Sundowner ließen wir den Tag Revue passieren. Dabei wurde uns klar, warum wir so freundlich empfangen worden waren. Es war wohl eher ein Auslachen. Was hatte ich am Funk gesagt? Es hatte rein gar nichts damit zu tun, dass ich nur ein kleines bisschen Französisch sprechen kann. Stattdessen hatten alle in Reichweite von Kanal 9 gehört, wie ich mich als „der kleine Franzose“ vorgestellt hatte.

Wir waren froh, als „der kleine Franzose“ am nächsten Tag den Hafen wieder verlassen konnte.



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