In der Serie „Segler beichten“ gestehen wir unsere dümmsten Fehler beim Segeln. Aber wir sind auch auf Ihre Beichte gespannt. Schicken Sie uns ihren Text, wenn möglich mit Bildern, an mail@yacht.de, Stichwort „Seglerbeichte“. Falls gewünscht, erfolgt die Veröffentlichung anonymisiert.
Feste müssen bekanntlich gefeiert werden, wie sie fallen. Das gilt auch für Regattaerfolge. Wie beim letztjährigen Segelbundesliga-Finale am Starnberger See. Ich hatte noch dafür plädiert, in unseren Club-Pullovern an der Siegerehrung teilzunehmen, mein Vorschlag wurde allerdings von der Crew abgetan und so beugte ich mich der mehrheitlichen Meinung, unsere schwarzen Musto-Jacken würden standesgemäßer aussehen, als unsere Hoodies es täten.
Von der Gewissheit, dass uns niemand mehr unseren Aufstieg streitig machen würde, bis zur Zeremonie, zu der wir als Aufsteiger geladen waren, dauerte es einige Zeit. Wir nahmen schon das ein oder andere Kaltgetränk zu uns. Schließlich knallten die Korken, ich bekam einige ordentliche Sektduschen ab. Zum Glück hatte ich mein gutes Ölzeug an!
Obwohl ich schon etwas "strahlig” war, schaffte ich es trotzdem noch, meine Klamotten – die gute Segeljacke sowie den Rest der kostspieligen Ausrüstung, getrennt in eine Plastiktüte in meiner Tasche zu verstauen. Nach dem „schick machen“ ging es zur offiziellen Meisterfeier im Bayerischen Yacht-Club. Die Party dauerte bis tief in die Morgenstunden.
Da unser Team – außer mir – morgens eher zu den frühen Vögeln gehört, saß ich nach der ausgiebigen Feier noch vor neun Uhr im Bulli in Richtung nordrhein-westfälische Heimat. Erschöpft zuhause angekommen, brachte ich an dem Sonntag nichts mehr zustande, außer zu duschen und mich auf die Couch zu begeben.
Exakt zwei Wochen nach dem Liga-Finale wollten wir wieder gemeinsam aufbrechen: Zumindest ein Teil des Teams hatte vor, den Commodore Cup von Kiel nach Travemünde zu segeln. Obwohl mich ein fieser Infekt fast anderthalb Wochen ausgeknockt hatte, in denen mir nun gar kein Gedanke ans Segeln kam, wollte ich mit. „So krank war ich lange nicht, aber natürlich bin ich dabei“, hatte ich noch getönt. Am Freitag, als es losgehen sollte, wollte ich meine Tasche packen.
Die Tüte! Wegen meiner Krankheit hatte ich sie nach dem Finale nur so wie sie war in unsere Gartenhütte gestellt. Ein Blick in die Tüte genügte: Mit diesen Klamotten nochmal segeln? Vielleicht. An diesem Wochenende? Auf keinen Fall! Der Inhalt der Tüte – die Mustojacke, meine Hose, mein Shirt und meine Kappe waren komplett mit einem neuen Muster übersät. Weiß, grün und blau – alle Farben fanden sich auf den eigentlich schlicht-schwarzen Sachen wieder. Obwohl es in der Gartenhütte im Oktober nicht warm war, war die Garderobe von Schimmel befallen. Und der Gestank erst! Ich musste fast würgen.
Die Kappe wanderte direkt in den Müll, den Rest versuchte ich noch mit der Bürste zu reinigen – keine Chance. Für das Wochenende mussten andere Sachen her, das UV-Shirt wanderte später ebenfalls in die Tonne und das Ölzeug konnte nur durch die Reinigung gerettet werden.
Die Moral von der Geschicht? Wer feiern kann, kann auch arbeiten – mit der Bürste...