Weltumsegler Pieske hatte erst im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Und zwar speziell für sein Engagement im Euro-Viking-Projekt: Pieske segelte und ruderte in den vergangenen Jahren mehrfach mit Jugendlichen die alten Handelswege der Wikinger ab, von den baltischen Küsten über Flüsse bis ins Schwarze Meer.
Die Törns hatten dabei stets einen therapeutischen, erlebnispädagogischen Ansatz: Viele der zumeist arbeitslosen Jugendlichen kamen aus zerrütteten Elternhäusern, waren straffällig geworden, hatten Erfahrungen mit Drogen gesammelt. Sie sollten lernen, Verantwortung zu tragen, Probleme eigenständig zu lösen und sich neue Perspektive für ihr weiteres Leben zu eröffnen.
Zuletzt hatte Burghard Pieske für Schlagzeilen gesorgt, als er mit einer großen Proa, einem Auslegerboot, im Pazifik gekentert war. Mit der “Ana-Varu”, die er in Heiligenhafen gebaut hatte, wollte er etappenweise von Taiwan bis zur Osterinsel segeln. Und das ohne technische Hilfsmittel, nur anhand der Sterne. Sein Vorhaben endete zwar vorzeitig infolge der Havarie, dennoch erhielt er viel Anerkennung, insbesondere im Südseeraum.
Andere seiner teils riskant anmutenden Projekte waren erfolgreicher: Auf den Spuren des legendären Wikingers Leif Eriksson segelte er mit einer Crew im Langboot Anfang der 90er Jahre von Dänemark zu den Faröern, nach Island, Grönland und Neufundland bis nach New York. Später dann steuerte er einhand in einem offenen Sieben-Meter-Boot 5.000 Seemeilen durch die Südsee, diesmal im Kielwasser des Bounty-Kapitäns William Bligh.
Angefangen hatte Pieskes Segel-Vita mit einem selbstgebauten Katamaran. Mit der “Shangri-La” ging er, begleitet von Helga Seebeck und Ludwig Bayreuther, von 1977 bis 1987 zehn Jahre lang auf Weltumsegelung. Dabei rundete er als erster Segler mit einer unter deutscher Flagge fahrenden Yacht Kap Hoorn. Hierfür hatte er bereits 1980 die höchste Anerkennung von Trans-Ocean erhalten, die der Verein alljährlich vergibt: den TO-Preis.
In diesem Jahr ging der TO-Preis an die beiden Chemnitzer Gabriele und Lutz Pestel. Aus ihrer ursprünglich geplanten vierjährigen Weltumsegelung wurde das Projekt “Welt(be)segelung”, bei dem die beiden fast 85.000 Seemeilen geloggt haben.
Eine herausragende navigatorische Leistung war dabei die selten gesegelte Pazifikrunde von Australien über Südkorea, Japan, Alaska und zurück in die Südsee. Auch ein Riggverlust in Japan, nach einer Kollision mit einem Fischer, konnte sie nicht stoppen. Im Südpazifik verbrachten sie viereinhalb Jahre zwischen den Marquesas, Australien und Neuseeland.
Während Corona umrundeten die Pestels zweimal Neuseeland, das neben Alaska, Vanuatu und Fidschi zu ihren Lieblingsrevieren zählt. Nach über 15 Jahren kreuzten sie schließlich im April 2024 mit ihrer “SuAn”, einer Reinke 13M, vor St. Lucia ihre Kurslinie - und durften deshalb neben dem TO-Preis auch den Weltumseglerpreis in Empfang nehmen.
Mit dem Weltumseglerpreis wurden noch drei weitere Crews ausgezeichnet: Familie Arnold umrundete mit zwei schulpflichtigen Kindern die Welt. Danach sind sie mit vielen verschiedenen Eindrücken von der Schönheit Patagoniens bis zu negativen Einflüssen wie die bedrückenden Ausmaße der Plastikverschmutzung zurückgekehrt.
Heike und Udo John haben sechs Jahre gemeinsam die Welt erkundet und die unendliche Freiheit genossen. Ulrich Fingscheidt hat sich mit seiner sechsjährigen Weltumsegelung einen Kindheitstraum erfüllt.
Die Reisen unserer Mitglieder sind immer eine Inspiration und Motivation. Auch wenn die Navigation und die Kommunikation dank der Digitalisierung einfacher geworden sind, so bleiben die Ozeane immer noch ein großes Abenteuer.
Der Race Award ging in diesem Jahr an Lina Rixgens und Sverre Reinke. Als erste Deutsche in der neuen Class 30 belegte das Duo mit ihrer Sun Fast 30 OD unter anderem beim Drheam Cup den zweiten Platz und bei der stark besetzten Doublehanded-Offshore-Weltmeisterschaft für Mixed-Teams den siebten Rang.
Einen Sonderpreis gab es für Philipp Hympendahl, der bei einer Solo-Atlantikrunde 8.700 Seemeilen binnen acht Monaten zurücklegte. Des Weiteren durften sich drei Crews in Anerkennung ihrer jeweiligen “herausfordernden Reisen” über eine TO-Medaille freuen.
Trans-Ocean e. V. ist ein Verein der Blauwasser- und Langfahrtsegler, der sich die Förderung des Hochseesegelns zum Ziel gesetzt hat. Mit seinen nun über 5.000 Mitgliedern gehört der TO zu den größten Segelvereinen weltweit. Eine Vielzahl der Vereinsmitglieder befindet sich auf ausgedehnten Segelreisen, Ozeanüberquerungen oder Weltumsegelungen.
Der Trans-Ocean macht gerade – wie viele Vereine – eine große Veränderung durch. Wir freuen uns, dass wir mit unseren Seminaren und Losseglertreffen auch immer mehr junge Menschen und Familien ansprechen.
Zudem unterhält Trans-Ocean weltweit rund 180 ehrenamtlich betriebene Stützpunkte als Anlaufstellen für seine Mitglieder. Darüber hinaus fördert Trans-Ocean den Offshore Regattasport, befähigt Segelnde für lange Reisen und vergibt jährlich einige der wichtigsten Preise und Auszeichnungen für besondere Leistungen im Hochseesegeln.