Solo-ExpeditionBritin zu historischer Arktis-Umrundung aufgebrochen

Morten Strauch

 · 26.05.2025

Solo-Expedition: Britin zu historischer Arktis-Umrundung aufgebrochenFoto: Adrian Le Roux / PA Wire
Ella Hibbert an Bord ihres Expeditionsschiffes “Yeva”
Am Samstagnachmittag ist Ella Hibbert aus Gosport in Südengland aufgebrochen, um die Arktis einhand zu umsegeln – ein Vorhaben, das durch das schmelzende Meereis erst möglich geworden ist. Das eigentliche Abenteuer beginnt auf 66,5° nördlicher Breite am Polarkreis zwischen Norwegen und Island, wo ihre 10.000 Meilen lange Solo-Expedition offiziell starten soll.

Die geplante Route, die voraussichtlich fünf Monate in Anspruch nehmen wird, führt die Britin über den Norden Islands, vorbei an Südgrönland, durch Kanada und den Norden Alaskas, bevor sie durch russische Gewässer zurück nach Norwegen segelt. Ella Hibbert könnte die erste Person sein, die allein den Polarkreis umrundet und sowohl die Nordwest- als auch die Nordostpassage in einer einzigen Reise bezwingt.

Die geplante Route führt fünf Monate lang durch eisige GewässerFoto: Camarco / PA WireDie geplante Route führt fünf Monate lang durch eisige Gewässer

Laut der 28-Jährigen, sei es zwar aufregend, Geschichte zu schreiben, jedoch beunruhigend zugleich, da diese Solo-Expedition nur durch das schwindende Eis möglich ist. „Es wird ein bittersüßer Rekord“, erläuterte sie, „denn wenn ich das in einer Saison schaffe, beweist das, dass die Arktis nicht mehr die Eisdecke hat, die sie eigentlich haben sollte.“

Wissenschaftler prognostizieren, dass bis 2050 in den Sommermonaten kein arktisches Eis mehr vorhanden sein wird. „Möglicherweise könnte ich im Sommer, bevor ich 50 werde, beinahe in einer geraden Linie von Schottland nach Tokio segeln. Der Gedanke, dass der Nordpol physisch nicht mehr existiert, ist zutiefst erschütternd.“

Drei Jahre Vorbereitung flossen in dieses ambitionierte Projekt, einschließlich intensiven Trainings, Fundraising und der Suche nach Sponsoren. Nach der Reise plant sie, ihre 38-Fuß-Stahlrumpf-Ketsch zu versteigern und die Erlöse an Naturschutzorganisationen zu spenden, um der Arktis etwas zurückzugeben.


Weitere Artikel zu spannenden Projekten, Expeditionen und Abenteuern


Begleitet von der British Scientific Exploration Society und der International Seakeepers Society wird die Reise auch wissenschaftlichen Zwecken dienen. Dabei wird Hibbert den Meeresboden vermessen, um Daten für bislang undokumentierte Bereiche des Seabed-2030-Projekts bereitzustellen. Zudem wird die Dokumentarfilmproduktionsfirma Ocean Films ihre Reise filmen, um die Veränderungen des Meereises visuell festzuhalten.

Während ihrer Solo-Expedition wird sie mit ständigem Schlafmangel zu kämpfen haben, mehr als 20-Minuten-Intervalle werden in den arktischen Gewässern nicht möglich sein. Weitere Herausforderungen können Eisbären, extreme Wetterbedingungen, massive Wellen, eisige Temperaturen bis zu minus 30 Grad Celsius, Schneeansammlungen an Deck, Eisberge und schnell driftendes Meereis sein. „In der Arktis erlebt man alle Arten von Wetter, man kann sich darauf nicht wirklich vorbereiten, bis man dort ist“, meint sie. „Es ist sowohl unvorhersehbar als auch extrem.“

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Jolle, Superyacht, Solo-Expedition: Hibberts nautischer Werdegang

Ella Hibbert, in Deutschland geboren, wuchs als Teil einer Militärfamilie auf und verbrachte ihre Kindheit größtenteils in England und Frankreich. Schon früh segelte sie auf kleinen Jollen in der Nähe von Ipswich und später mit ihrer Familie im Mittelmeer. Mit 18 Jahren verließ sie ihre Heimat, lebte kurzzeitig in Australien und arbeitete dann vier Jahre lang als Divemaster auf Superyachten, was ihr die Chance bot, weltweit zu segeln und zu tauchen.

Nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien fokussierte sie sich intensiv auf das Segeln und erreichte mit 25 Jahren die Qualifikation zur RYA Yachtmaster Instructor. Seither arbeitete sie an ihrem Traum, eine Solo-Expedition in die Arktis zu unternehmen. Im Jahr 2022 erwarb sie eine 38 Fuß lange Ketsch mit Stahlrumpf namens „Yeva" und investierte mehrere Jahre in deren Umbau für die Expedition.


Meistgelesen in der Rubrik Special