SilverrudderGehört Regattasegeln zum Lehrplan auf Spiekeroog?

Morten Strauch

 · 23.09.2025

Juliane Hausmann segelte mit einem Schulboot der Hermann Lietz-Schule auf Spiekeroog das Silverrudder 2025
Foto: privat
Juliane Hausmann hat das Silverrudder mit einem Schulboot der Hermann Lietz-Schule auf Spiekeroog gesegelt. In unserem Interview verrät die 21-Jährige Finisherin wie es zu dieser ungewöhnlichen Teilnahme beim dänischen Einhandklassiker kam.

YACHT: Juliane, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Teilnahme beim diesjährigen Silverrudder! Konntest Du am Montag wieder rechtzeitig zum Schulunterricht auf der Nordseeinsel erscheinen?
Juliane Hausmann: Das musste ich gar nicht, denn mein Abitur habe ich längst in der Tasche. Mittlerweile bin ich Bootsbau-Lehrling bei Knierim in Kiel - da war der Weg nicht ganz so weit.

Wieso segelt eine Auszubildende mit einem Schulboot ihrer ehemaligen Schule das Silverrudder?
Letztes Jahr hielt ich auf der boot Düsseldorf einen Vortrag bei der Seascape-Klassenvereinigung über das Regatta-Projekt der Hermann Lietz-Schule auf Spiekeroog, bei dem drei Beneteau First 18 (vormals Seascape) angeschafft wurden. Nebenbei erwähnte ich meinen Wunsch, mit einem der Schulboote am Silverrudder teilzunehmen. Zu meinem Glück waren auch Beneteau-Vertriebler im Publikum, die mir spontan anboten, mich mit einer Wildcard zu unterstützen.

Gehört Regattasegeln denn zum Lehrplan auf Spiekeroog?
Nicht direkt, aber die Hermann Lietz-Schule hat eine lange Segeltradition. Die Schüler können seit jeher auf verschiedenen Bootstypen das Segeln erlernen. Dazu zählten bis vor kurzem auch offene Jollen, die zwar ein großartiges Segelerlebnis bieten, jedoch recht langsam sind, weshalb wir sie liebevoll "Panzerjollen" genannt haben. Im Jahr 2023 hatten mein Mitschüler Maxi Langner und ich die Idee, unsere Schulflotte mit schnelleren Booten zu erweitern, um das Trainingsniveau erhöhen zu können. Das fand erfreulicherweise Gehör und so gelangten drei Beneteau First 18 auf die Insel, und die Idee einer Regatta-AG wurde geboren.

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​Dann hast Du mit einem der neuen Regatta-Schulboote Werbung für deine alte Schule gemacht?
Absolut! Ich kann jedem empfehlen, sich das anzusehen und das Klischee vom Internat, das nur von Reichen und Schönen besucht wird, abzulegen. Die Schülerschaft ist sehr bodenständig, und das Konzept und die Lage der Schule sind einzigartig. Ich habe meine Schulzeit dort sehr genossen und war sehr glücklich. Allein die Tatsache, dass ich das Boot jetzt noch nutzen darf, zeigt, welche Gemeinschaft das Internat umgibt.

​Hattest Du keine Bedenken vor den Strapazen der Solo-Regatta?
Bis zwei Wochen vor dem Start hatte ich noch sehr großen Respekt davor. Dann bin ich aber mit einem Freund das Vegvisir Race gesegelt, also 190 Seemeilen zu zweit. Mit einem Spi-Boot, auf dem man eigentlich vier Leute auf der Kante sitzen haben möchte. Das lief dann so gut, dass ich zuversichtlich wurde auch das Silverrudder solo meistern zu können. Obwohl, ganz allein war ich auch gar nicht.

​Hattest Du ein Maskottchen mit?
Nein. (lacht) Mein Vater hat auch mit einer Dragonfly 28 am Silverrudder teilgenommen. Früher hatten wir eine Rainbow 42 mit der wir viel Regatta gesegelt sind. Die damalige Stammcrew war jetzt auch auf verschiedenen Booten dabei. Es war somit ein bisschen wie auf einem Familientreffen.

​​Und wie lief dein erstes Silverrudder?
Es hat riesigen Spaß gemacht, auch wenn nicht alles glatt gelaufen ist. Gleich nach dem Start ist mit der Kickerbeschlag abgerissen und ich hatte Probleme mit der Vorstagsspannung. Die Nacht war ziemlich ungemütlich, auch weil ich vergessen hatte rechtzeitig zu essen und zu trinken. Ich habe mir dann den Wecker im 5-Minuten-Rhythmus gestellt, die Pinne mit der Spi-Schot festgebunden und mich vorne ins Cockpit gemümmelt. Das hat auf der Kreuz im Kleinen Belt gut funktioniert.

Wie geht es jetzt weiter? Träumst du von einer Regattakarriere?
So würde ich das nicht nennen. Erstmal muss ich meine Ausbildung zur Bootsbauerin fertig machen. Ich möchte aber am Ball bleiben und irgendwann auch größere Boote segeln. Da habe ich schon richtig Bock drauf. Vielleicht gehe ich nach der Lehre für ein Jahr nach Frankreich, um als Boots-Captain zu arbeiten. Mir kommen da jeden Tag neue Ideen.


Über Juliane Hausmann

yacht/juliane-hausmann-by-tim-cordes-8657_512d7744fcda16404881f77343452393Foto: Tim Cordes

​Die 21-jährige ist seit ihrer Kindheit begeisterte Seglerin. Ihr Abitur machte sie auf der Hermann Lietz-Schule auf Spiekeroog. Zur Zeit lässt sie sich bei Knierim zur Bootsbauerin ausbilden.


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