Es gibt Segelboote in allen möglichen Größen, Formen und mit unterschiedlichsten Takelungsarten. Der Abwechslungsreichtum ist schier unglaublich, und für jeden ist etwas dabei. Nicht zuletzt aus diesem Grund schlendern Segler gern und häufig über die Stege im Hafen – es gibt immer wieder etwas Spannendes oder Ungewöhnliches zu entdecken.
„Warum ist das spannend?“, mögen Sie fragen, wenn wir hier unsere Boote zeigen. Unsere Redaktion besteht durchweg aus begeisterten Seglern mit zusammen über 300 Jahren Erfahrung auf Booten. Auf sehr vielen Booten, um genauer zu sein. Unser Cheftester Michael Good beispielsweise nahm in den letzten 20 Jahren mehr als 500 Schiffe für die YACHT unter die Lupe. Was also segelt jemand privat, der sich so gut auskennt? Und wie kamen wir zu unseren Booten? Die Geschichten dazu sind herrlich ehrlich und sprühen vor Leidenschaft. Viel Spaß beim Lesen!
Das Boot segeln meine Frau und ich seit 2017; wir haben es damals neu gekauft. Davor waren wir zwölf Jahre mit einer deutlich kleineren Sunbeam 26 unterwegs, was alles lange wunderbar war, aber irgendwann hat uns die Größe des Bootes gestört und auch die geringe Anfangsstabilität. Der Aktionsradius in den Urlauben wurde uns zu klein, und besonders bei Wind gegenan kam das kompakte Boot irgendwann an seine Grenzen und stampfte sich zu sehr in der kurzen Ostseewelle fest. Ein Kollege riet damals: „Wenn du dich vergrößerst, mach nicht nur einen Schritt, sondern gleich mindestens zwei.“ Von 26 auf 38 Fuß wurden das für uns dann eher vier Schritte.
Möglich wurde das auch dank meines Schwagers, der eine Eignergemeinschaft vorschlug. Das haben wir umgesetzt, und es funktioniert hervorragend.
Schon beim Test hatte mich das Boot restlos begeistert”
Wir haben uns für diesen Bootstyp und die Größe entschieden, weil wir von allem etwas mehr wollten: mehr Aktionsradius, mehr Speed, mehr Platz, mehr Seegängigkeit. Und auch weniger Lage, weniger Platznot, weniger ruppige Bewegungen. Die Wahl fiel auf die Dehler 38, weil die mich schon beim YACHT-Test 2013 restlos begeistert hatte. Das Boot segelt hervorragend, das Steuern macht großen Spaß. Das Deckslayout ist perfekt einhand- und somit kleincrewtauglich. Ich mag zudem das German-Cupper-System und sechs Winschen. Unter Deck ist es noch ein Boot und keine Zahnarztpraxis, die Pantry ist von den Stau- und Arbeitsbedingungen prima, die Platzverhältnisse stimmen.
Darüber hinaus hatte ich meine erste internationale Regatta, die Cowes Week, auf einer Sprinta Sport von Dehler gesegelt und in der Folge während meiner Regattaphase viel mit Judel/Vrolijk zu tun, die später die Dehler 38 konstruierten. Alles aus meiner Sicht gute Gründe für das Boot.
Unter Deck ist die Dehler 38 noch ein Boot und keine segelnde Zahnarztpraxis!”
Nun haben wir unseren Liegeplatz an der Flensburger Förde, mit direktem Zugang zur Dänischen Südsee, einem der schönsten Reviere weltweit. Dort sind wir mal mit Gästen unterwegs, mal einhand, meist aber zu zweit. Im Sommer geht’s am liebsten in die ostschwedischen, dieses Jahr in die westschwedischen Schären und nach Norwegen.
Und noch was ist schön an der Bootsgröße: Eigentlich stehen damit alle Segelreviere weltweit offen. Wir haben da schon einen Plan ...
Frühjahr 2014. Vaddern ruft an. Ich soll zu einer Bootshalle kommen. Er sei da „mal eben nach was schauen“. Man ahnt, als ich ankomme, ist der Kaufvertrag bereits unterschrieben, mein Vater Neueigner eines betagten, aber fitten 30er-Jollenkreuzers. „U-Boot“-Stahl untenrum, klassisches Holz obendrauf und innendrin. Einzig der Mast hängt angeblich noch auf Spiekeroog in einer Kneipe – na denn!
Mensch, Vadder!”
Kaum Tiefgang, kein Seezaun, wenig Freibord – dafür Freiheit nah am Wasser! Mithin ein Schiff vom und fürs Wattenmeer, unsere Heimat. Jahrelang war Vadder, oft genug mit mir im Schlepptau, mit der gerade vorm Verfall geretteten „Klaus Störtebeker III“ aus Wilhelmshaven auf Törns. Fahrtensegeln mit einem klassischen, robusten Zweimaster. Fortan geht’s mit dem Jolli über die Flachs. Mit dabei inzwischen drei Generationen: Vadder, der nun auch Opa ist, ich und meine Lütten, seine Enkel. Unterwegs: trockenfallen. Atmen und schauen. Natur erleben.
Aus der damaligen Eignergemeinschaft ist eine neue entstanden. Letztes Jahr haben wir gefühlt die erste eigene Saison im Watt genossen. Doch so ein altes Boot bringt nicht nur Spaß mit sich. Statt mit anderen Eignern über deren und das eigene Boot zu schnacken, ist Arbeit angesagt. Der Zahn der Zeit nagt heftig. In dieser Saison ist der Jolli noch gar nicht wieder im Wasser. Stattdessen: Rost klopfen, schweißen, schleifen, malen. Auch die „Störtebeker“ braucht weiterhin Hege und Pflege. Und was macht Vadder? Schaut schon wieder „nur mal eben“ nach einem Boot!
Seit vier Jahren bin ich mit einer dänischen Stil-Ikone unterwegs: einer Grinde von Konstrukteur Peter Bruun. Sein Entwurf wurde in den Siebzigern mit dem dänischen Design-Preis ausgezeichnet – als bis heute einzige Serienyacht. Das Acht-Meter-Boot ist ein Spitzgatter und hat mittlerweile 45 Jahre auf dem Buckel. Der Kauf war mehr ein Zufall: Als meine Frau und ich nach vielen Jahren Chartersegeln wieder Lust auf ein eigenes Boot bekamen, hatten wir keinen Favoriten. Klar war nur, die ewig gleichen Großserienschiffe hatten uns zu langweilen begonnen.
Die Grinde als Bootstyp kannten wir bereits, lange lag in Maasholm eine an unserem Steg. Bei der Kaufbesichtigung haben wir uns dann in ihre Rundungen auf Anhieb verliebt. Unser letztes gemeinsames Boot war nur 24 Fuß groß, wir haben uns also deutlich vergrößert! Platz wollten wir so viel wie möglich. Den bietet die Grinde, dank ihrer enormen Breite von 3,12 Meter. In Kennerkreisen wird sie daher auch die kleinste Zehn-Meter Yacht der Ostsee genannt.
Pures Segeln, wie in Kindertagen!”
Komfort war uns ansonsten hingegen nicht wichtig, wir lieben das reduzierte, spartanische Segeln. Kein Kühlschrank. Toilette ja, aber keine Nasszelle. Keine Kammern mit Türen. Spirituskocher statt Gasherd. Keine Ankerwinsch. Kurz: Segeln so pur wie zuletzt in meiner Kindheit. Immer dicht am Wasser.
Die große Stärke der Grinde ist ihr hervorragendes Seeverhalten. Sie geht weich durch die Welle und ist flott unterwegs. Was wir vorher nicht ahnten: Mit dem Kauf sind wir in den deutschen Fan-Kreis der Grinde-Segler geschlittert, eine tolle Gemeinschaft. Hier hilft jeder jedem mit technischen Tipps und Tricks, es gibt regelmäßig Treffen; und liegt eine andere Grinde im Hafen, gibt es immer etwas zu schnacken und anzuschauen.
Kenner bezeichnen die Grinde gern als die kleinste Zehn-Meter-Yacht der Ostsee”
Besonders freut uns, dass wir mit dem Boot nun alle Ferien verbringen. Seit Corona sind wir privat kein einziges Mal mehr geflogen. Regelmäßig führten die Törns entlang der deutschen Ostseeküste, nach Dänemark und Schweden. Der Heimathafen ist an der Schlei.
Aber ich gebe zu: Als Chartersegler von Berufs wegen träume ich von ein, zwei Saisons in Griechenland und Italien mit unserer „Lille“. Ob daraus irgendwann etwas wird?
Nicht eins, nicht zwei, nein gleich drei Segelboote darf ich mein Eigen nennen. Das finde ich meist sehr schön und gut. Doch es gibt Ausnahmen. Denn: Ein Boot zu besitzen heißt stets auch, sich darum zu kümmern, es zu bewegen und zu pflegen. Und der finanzielle Aufwand wird leider auch nicht geringer, je mehr Boote man hat. Egal, die Freude überwiegt, auch wenn die Zeit mitunter knapp wird. Und so bin ich zum einen stolzer Miteigner eines 45er Nationalen Kreuzers Baujahr 1917.
Das ist ein langer, schöner Klassiker, 10,5 Meter auf 2,20 Meter, karweelbeplankt aus Mahagoni, mit einem klassischen Holz-Peitschenmast. Wir haben die „Schnuppe“ als Scheunenfund vor mehr als 30 Jahren gekauft und in der Folge vollständig restauriert. Segeln mit einem Klassiker von diesem Schlag fühlt sich etwa so an wie mit einem alten Cadillac über den amerikanischen Highway zu cruisen – feudal und möglichst immer geradeaus. Trotzdem haben wir die „Schnuppe“ im knüppelharten Regattaeinsatz am Bodensee auch nie geschont.
Ob im Team oder einhand – Hauptsache, schnell!”
Im krassen Gegensatz dazu steht die Melges 24, ein modernes Sportboot mit hohem Leistungspotenzial für den ultimativen Regattasport in der Einheitsklasse. Seit 2003 fahren wir mit dem 7,30 Meter langen und 800 Kilogramm schweren Kielboot im Schlepptau quer durch Europa, viele Tausend Kilometer von Event zu Event. 2025 wird die Weltmeisterschaft im südfranzösischen Hyères stattfinden, ein schönes Fernziel für mich und mein Team.
Drittes Schiff im Bunde meiner kleinen Flotte ist ein Finn-Dinghy. Mit dieser Einhandjolle nehme ich an vielen Regatten teil, sowohl in meiner Schweizer Heimat als auch im Ausland. Die Finn-Klasse erfreut sich derzeit eines gewaltigen Zulaufs. Für die meisten ist das schnelle, unkomplizierte Regattavergnügen verlockend. Für mich ist es eine schöne Abwechslung.
Um richtig viel Spaß auf dem Wasser zu haben, braucht es kein besonders großes Boot. Um genau zu sein: Es reichen 5,80 Meter und 15 Quadratmeter Segel! Ein Liegeplatz, der um die Ecke liegt und mit dem Fahrrad schnell zu erreichen ist, rundet das für mich perfekte Paket ab. Ich segle aktuell auf dem ersten Zugvogel, der jemals gebaut wurde. Die Geschichte der 235 Kilogramm leichten Sperrholzjolle ist eng mit der YACHT verbunden. Sie entstand im Rahmen eines Konstruktionswettbewerbs unseres Magazins und wurde 1960 von der Bootswerft K. Vertens in Winning bei Schleswig gebaut und gewassert.
Ein wunderbares Gefühl”
Baunummer 1 heißt passenderweise „Zugvogel“ und befindet sich im Besitz der Bielefelder Verlegerfamilie Delius. Die hat die Jolle im Jahr 2010 und zum 50-jährigen Jubiläum der Klasse aufwändig restaurieren lassen. Seit nun zwei Jahren kümmere ich mich als „Bootsmann“ um den Klassiker mit der auffälligen Segelnummer G1, der seinen Liegeplatz beim Norddeutschen Regatta Verein hat und dessen Heimatrevier die wunderschöne Außenalster in Hamburg ist.
Inmitten einer Millionenmetropole zu segeln ist ein wunderbares Gefühl, das ich gern mit meiner Familie teile. Unsere drei Kinder im Alter zwischen fünf und 13 Jahren lieben den betagten Klassiker, der immer wieder die Blicke auf sich zieht. Dass der Zugvogel, sowohl mit Kiel als auch mit Schwert, eine äußerst beliebte Klasse ist, erleben wir häufiger. Die übers Wasser gerufene Frage: „Ist das wirkliche Baunummer 1?“, mussten wir schon etliche Male beantworten. Bis heute wurden in beiden Varianten über 4.000 Stück gebaut.
Die Geschichte der 235 Kilogramm leichten Sperrholzjolle ist eng mit der YACHT verbunden”
Beim DSV gilt der Zugvogel als nationale Einheitsklasse, in der deutsche Meisterschaften gesegelt werden. Dafür reicht es bei mir dann doch nicht. Die Oldtimer-Regatta Hamburg Summer Classics steht im August auf meinem Event-Plan. Unter Gleichgesinnten wird sich der „Zugvogel“ dann bestimmt wohlfühlen.
Meist ist ein Gebrauchtbootkauf ja eine bewusste Entscheidung, der eine längere Suche vorausgeht. Bei mir war es anders. Meine jüngste Neuerwerbung hat mehr mich gefunden als ich sie. Die Sun Fast 3600 stand unweit der Adria drei Jahre lang vernachlässigt auf dem Areal einer ehemaligen Kleiderbügelfabrik. Ihr Ausbau roh und unfertig, das Gelcoat eine Mischung aus Moos und Saharastaub. Es brauchte einiges an Fantasie, sie sich weiß glänzend über tiefblauer See vorzustellen. Weil es mir daran nicht fehlte und weil ich den Bootstyp gut kannte, der heute noch Top-Resultate bei IRC-Langstreckenregatten einfährt, unterschrieb ich viel zu schnell. Das bisschen, was an Bootsbau nötig wäre, würde ich schon hinkriegen – dachte ich.
Das bisschen Bootsbau würde ich schon hinkriegen”
Ein halbes Jahr später war klar: So einfach ist es nicht. Selbst mit Hilfe eines Projektleiters vor Ort zog sich alles länger hin als geplant. Der Segelurlaub vorigen Sommer beschränkte sich auf Tagesausflüge in der Bucht von Portorož, weil es einfach noch zu viele Baustellen gab.
Inzwischen aber ist sie weit gediehen und hat seit Ostern 400 teils sportive Seemeilen auf der Logge, die Hälfte davon einhand. Sie hat die Kornaten durcheilt, Istrien gesehen. Und sie macht sich prima. Demnächst kommt Andreas Berg vorbei, ein Komposit-Experte, den ich in Boris Herrmanns Team Malizia kennengelernt habe. Er tüftelt an einem Salontisch aus Carbon-Sandwich und wird den ausfahrbaren Bugspriet kapseln, der meine Sun Fast vom Serienboot abhebt. Ich kann’s kaum erwarten, sie wieder zu segeln!
Als ich mir direkt nach dem Abitur meinen ersten fliegenden Untersatz zulegte, erfüllte ich mir einen kleinen Traum, den ich seit frühen Opti-Tagen hegte. Schnell packte mich das Foiling-Fieber, obwohl das Boot dem Budget entsprechend nicht im besten Zustand war und der Entwicklung der Klasse weit hinterherhinkte. Als mehr Trainingseinheiten mit erheblichen Materialschäden endeten als mit einem heilen Boot, verkaufte ich 2023 mitten in der Saison und sah mich nach einer neuen Moth um.
Ziemlich abgehoben”
Seit die ersten Boote Anfang der 2000er abhoben, schossen allerdings mit zunehmender Technologisierung nicht nur die Geschwindigkeitsrekorde, sondern auch die Kosten in die Höhe. Schlussendlich ließ ich mich ohne Bootsbauerfahrung zum Kauf eines ehemals sturmgeschädigten und nicht lackierten Rumpfs hinreißen. Den machte ich innerhalb eines halben Jahres wieder flugfähig. Ziel war es, ein möglichst konkurrenzfähiges Boot zu einem möglichst günstigen Preis zusammenzustellen. Zahlreiche Stunden flossen ins Verstärken, Einpassen, Lackieren und Riggen. Und danach natürlich ins Fliegen – vom rasanten Ritt in luftiger Höhe kann man schließlich nicht genug kriegen.
Die Kriterien für die Wahl meines aktuellen Bootes, ein JK 28, waren fast dieselben wie beim Vorgänger. Bei diesem handelte es sich um einen 20er-Jollenkreuzer, 1970, Vollholz, Mahagoni auf Eiche. Das Revier ist die Unterelbe im Bereich Wedel. Also ein Tidenrevier. Variabler Tiefgang zum Trockenfallen und um das Ein- und Auslauffenster aus dem Hafen zu erweitern gehörte zu den Wünschen, ebenso rudimentärer Komfort für seltene Übernachtungen sowie Trailerbarkeit, um schnell andere Reviere zu erreichen. Nicht geplant war ein über zwei Winter durchgeführter Totalrefit, der sich einfach als nötig erwies. Danach lag da aber ein wahres Schmuckstück im Hafen und es war gar nicht mal langsam, wie ein Sieg beim Senatspreis der Elbe zeigte.
Doch mit den Jahren kosteten die Instandhaltungsarbeiten einfach zu viel Zeit und aus einem 50 Jahre alten Boot macht man trotz aller Modernisierungen kein neues.
Ich war sofort vom Konzept überzeugt”
2015 kam der JK 28 auf den Markt, gefertigt bei Thomas Bergner Bootsbau in Trappenkamp in Schleswig-Holstein. Ein neuer, moderner Jollenkreuzer, der mich als Jolli-Segler sofort interessierte. Ich hatte das Glück, den Prototypen 2015 auf der Elbe testen zu dürfen, und war sofort vom Konzept überzeugt. Mit 8,50 Meter Länge bietet er mehr Raum unter Deck als ein 20er, vier Personen können komfortabel nächtigen, vor allem die Vorschiffskoje ist enorm groß. Mit 2,55 Meter Breite ohne Sondergenehmigung trailerbar, dazu reicht bei rund einer Tonne Gewicht ein Mittelklassewagen als Zugfahrzeug.
Begeistert war ich vom Konzept der Kuchenbude. Damit sich der Haupt-Wohnraum des Jollenkreuzers, das Cockpit, schnell und unkompliziert nutzen lässt, wurde das nötige Gestänge für die Abdeckung ins Gesamtkonzept integriert. In die Seitendecks ist ein Kanal eingeformt, in den das Gestänge der Bude gelegt wird und so nicht umständlich an- und abzuschlagen ist – es muss nur noch die Zeltplane übergeworfen werden. Zugleich dient der Kanal als Wasserablauf und garantiert einen trockenen Hintern.
Ein Jollenkreuzer mit Platz und Sicherheit”
Der größte Unterschied zum herkömmlichen Jollenkreuzer ist das Ballastschwert, das sonst laut Klassenregeln verboten ist. So segelte auf meinem Holz-Jolli auch immer eine gewisse Angst vor einer Kenterung mit. Denn normale Jollenkreuzer beziehen ihr aufrichtendes Moment vor allem aus der Formstabilität. 225 Kilogramm bringen die mit Blei gefüllten Carbonhalbschalen des JK 28 auf die Waage. Das Ballastschwert ist komplett in den Schwertkasten einfahrbar, was dank eines großen Magic Wheel im Bug schnell und ohne viel Kraftaufwand geschieht. Zusammen mit dem aufholbaren Ruder lässt sich der Tiefgang auf rund 20 Zentimeter reduzieren, was uns neben der Trockenfall-Möglichkeit einmal im Hafen von Vitte auf Hiddensee sehr nutzte. So konnten wir trotz vollem Hafen direkt am ersten Steg unter Land, wo sonst nur kleinere Motorboote liegen, noch einen Platz ergattern. Aus dem Boot wird zwar mit dem Zusatzballast keine seegehende Kielyacht, die Kentersicherheit steigt jedoch deutlich.
Ich war schlichtweg begeistert von dem Boot. Die Kaufentscheidung gärte jedoch noch einige Jahre, auch, weil es keine Gebrauchtboote gab, der Typ war ja noch nagelneu. Als den Prototypen dann jedoch ein Vereinskamerad kaufte und ich ihn ständig in meinem Heimathafen sehen musste, nahm das Verlangen überhand.
Der Pflegeaufwand tendiert gegen null”
Vor fünf Jahren war es dann so weit. Mein 20er-Jollenkreuzer war verkauft, mein neuer JK 28 verließ die Werfthalle. Bereut habe ich den Kauf bisher nicht. Wochenenden und Regatten auf der Elbe als Haupteinsatz, dazu Urlaube etwa in den Gewässern Rügens oder der Schlei bis Dänemark waren ohne Probleme möglich, auch mit vier Personen an und unter Deck. Und, nicht zu vergessen: Der Pflegeaufwand im Winter tendierte, weil es eben ein neues GFK-Boot war, gegen null.
Man kann nicht gleichzeitig auf zwei Booten segeln, trotzdem leisten wir uns gerade den Luxus einer kleinen Reederei. Die geliebte Bianca 107, mit der wir in den vergangenen 30 Jahren unzählige Sommerreisen nach Norwegen und bis zum Ende der Ostsee unternommen haben, steht derzeit eingewintert, oder besser gesagt eingesommert, und staubdicht verpackt in der Winterlagerhalle. Denn im letzten Herbst ergab sich spontan die Chance, eine X-37 zu erwerben. Obwohl wir von der Verarbeitung und den Segeleigenschaften der Bianca nach wie vor begeistert sind, gab es schon länger die Überlegung, sich zu vergrößern.
Schneller, höher, weiter!”
Neben mehr Stauraum fürs besegelte Beiboot und andere Spielsachen stand dabei vor allem Langstreckentauglichkeit im Fokus. Kurzum, die Devise hieß: schneller, höher, weiter. Außerdem war sich die Familie einig, dass es wieder ein skandinavisches Boot mit wohnlichem Ausbau sein müsste. Neben einer Luffe oder Arcona passte die X-37 damit gut ins Raster. Der größte Pluspunkt des 2004 entwickelten Performance-Cruisers ist das Geschwindigkeitspotential. Mit einem Yardstick-Wert von 84 segelt die X den meisten auch deutlich größeren und moderneren Booten um die Ohren, passt aber noch auf den vorhandenen Sommerliege- und Winterlagerplatz, was die Unterhaltskosten im Vergleich zur Bianca kaum erhöht. Etmale und Aktionsradius legen aber deutlich zu.
X-typisch überzeugen die Ergonomie im Cockpit und Auslegung der Beschläge und Trimmeinrichtungen, das Boot lässt sich unter allen Bedingungen äußerst komfortabel bedienen. Unsere Version wurde ursprünglich zum Regattasegeln geordert und besitzt den 2,30 Meter tiefen Sportkiel, was trotz der moderaten Breite von unter 3,50 Metern auch ohne Crew auf der hohen Kante für reichlich Stabilität sorgt. Drücker steckt sie einfach weg und wird lediglich schneller, was vor allem bei unstetigem Wetter ein Gewinn ist.
Die X macht immer Laune”
Apropos Wetter, nach unseren bisherigen Erfahrungen macht die X immer Laune, egal ob Leichtwind und Glattwasser oder eine Kreuz bei 25 Knoten und See von vorn. Besonders gut gefällt das Seeverhalten in der kurzen Ostseewelle, mit ihrem schlanken Vorschiff stampft sie sich nicht fest, sondern läuft leichtfüßig über die Welle ohne nennenswert an Fahrt zu verlieren. Dass wir dafür im Vergleich zu anderen 37-Füßern Abstriche beim Innenvolumen machen müssen, spielt keine Rolle, schließlich waren wir auf der Suche nach einem souveränen Meilenfresser, das kann die X wie kaum ein anderes Boot dieser Größe.
Die erste Hanse, die 291, beruht auf dem Design der schwedischen Aphrodite 29 und wurde von 1993 bis 1997 in Greifswald gebaut. Bekannt wurde sie als „Preishammer“, denn für 44.444 D-Mark war sie damals zu haben. Bemerkenswerterweise hat die Hanse in 30 Jahren kaum an Wert verloren. Noch immer werden Gebrauchtboote für rund 20.000 € gehandelt, was aber auch daran liegt, dass in der Regel stark in das ursprünglich sehr spartanisch ausgestattete Schiff nachinvestiert wurde.
Sie segelt wirklich hervorragend!”
Das Interieur ist recht schlicht, und Stehhöhe sucht man vergebens. Dafür bietet der 29-Fußer viel Platz, insbesondere wenn man allein oder zu zweit unterwegs ist. Die Wahl auf dieses Boot fiel aber wegen ihrer gerühmten Segeleigenschaften sowie ihrer Seetüchtigkeit bei viel Wind. Gekauft habe ich es zusammen mit meinem Kollegen Christian Tiedt während der Corona-Pandemie. Richtig kennengelernt habe ich „Svea“ auf Einhand-Törns rund Rügen bei Wind und Wetter. Und sie segelt wirklich hervorragend! Sie braucht nicht viel Wind, um in die Gänge zu kommen, und bei Starkwind gibt sie einem immer das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Neues Heimatrevier ist die Flensburger Förde.
Die Vindös waren auf den Bootsausstellungen der 1970er Jahre echte Hingucker. Eine Zeit, in der sich der GFK-Yachtbau längst durchgesetzt hatte und lackiertes Holz in den Messehallen nur noch auf den Ständen einiger kleiner Werften zu finden war, die den neuen Weg nicht mehr einschlagen wollten. Oder eben bei den Schweden von der kleinen Insel Vindön, die konsequent auf den Kompositbau setzten, dem man gar nicht ansehen sollte, dass der Rumpf aus Harz und Glasfasern bestand.
Auf der Werft von Carl Andersson schaffte man das durch ein traditionell verlegtes Teakdeck, naturlackierte Mahagoni-Aufbauen und einen massiv-hölzernen Ausbau meisterhaft. Dass man sich auf einem Kunststoffboot befindet, erfährt man auf einer Vindö erst, wenn man hinter die Kulissen schaut.
Meisterhafte Holzarbeiten”
Angesprochen wurden die Nostalgiker unter den Seglern, und damals wie heute scheint es genug von ihnen zu geben, denn die Auftragsbücher der Nötesunds Warf A/B waren stets voll und die Vindös haben sich bis heute eine treue Fangemeinde bewahrt.
Benannt wurden die unterschiedlichen Typen nach der Quadratmeteranzahl ihrer Segelflächen. Es gab sie in den Größen 18, 22, 30, 32, 40, 45, 50, und 65. Außerdem gab es eine 75er und eine 90er, die jedoch nicht den klassischen Holzaufbau hatten.
Zahlreiche Arbeitsstunden im Winter”
Die 40er ist ein mit neuneinhalb Meter Länge und drei Meter Breite nach heutigen Maßstäben eher kleiner Langkieler. Er wurde von 1971 an in etwa zehn Jahren rund 600-mal gebaut. Die Eigner schätzen ihre klassisch anmutenden Boote, die sich nicht nur im Hafen, sondern auch bei nahezu allen Bedingungen auf See gut bewohnen lassen, die im Sommer auf der Ostsee anzutreffen sind.
Heute erfordert der Erhalt dieser Schiffe zahlreiche Arbeitsstunden im Winter. Anders als bei einer reinen GFK-Yacht gibt es Pflegetätigkeiten, deren Aufschub schnell zu echten Schäden führen würde. Dennoch werden die Boote meist lange Jahre von ihren Eignern besessen und gesegelt.
Wie es immer so ist. Auf der Silvesterparty zum Jahreswechsel 2021/2022 offerierte mir ein guter Freund aus unserem Segelverein sein H-Boot von Botnia. Es wurde 1980 gebaut und befand sich zirka zehn Jahre in seinem Besitz, zusammen hatten wir auch schon eine Vereinsregatta auf dem Schiff gewonnen. Ein paar Tage nach dem Fest hielt ich unsere Absprache schriftlich fest, und so hatte ich mein H-Boot gekauft. Das bedeutete auch, dass wir unsere Familien-Varianta 65 verkauften.
Ich schätze die Vielseitigkeit”
Seitdem liegt mein H-Boot während der Saison an unserem Vereinssteg am Möhnesee. Während ich allerdings in den ersten beiden Saisons ausbildungsbedingt weniger zum Segeln gekommen bin, wurde es in diesem Jahr schon häufig gefahren. Ich schätze besonders die Vielseitigkeit des H-Boots. So kann ich mit meinen Freunden auf dem See unterwegs sein, den Anker schmeißen oder die ein oder andere Regatta mit dem Boot fahren. Letzteres möchte ich in Zukunft auf jeden Fall noch intensivieren und die ein oder andere Klassenregatta mitsegeln. Aber auch ein längerer Törn, wie der Voreigner es mit unserem Schiff schon mal drei Wochen lang in Kroatien gemacht hat, steht noch auf meiner Liste. Für mich geht es dann allerdings lieber in den Norden an die Ostsee.
Insgesamt muss ich sagen, dass unser H-Boot gerade alle meine Anforderungen erfüllt und ich mir deshalb im Moment nicht vorstellen kann, es gegen ein anderes Schiff auszutauschen.
Wir segeln jetzt in der zweiten Saison eine Comfortina 32. Zuvor ging es auf 27 Fuß auf Törn, die 1,5 Meter mehr Bootslänge sind ein gigantischer Unterschied. Es gibt jetzt Türen! Eine Klotür und eine, welche die Achterkammer schließt. Auch seglerisch zeigt sich der Unterschied in etwas höherer Durchschnitsgeschwindigkeit, noch mehr ins Gewicht fällt aber auch hier das Plus an Komfort. Was sich auf 27 Fuß noch nach hart erkämpften Meilen anfühlte, dafür ziehe ich jetzt dank Sprayhood nicht mal mehr mein Ölzeug an.
Noch mehr Platz wäre auch fein”
Doch auch mit dem größeren Boot haben meine Frau Tina und ich uns schon bei dem Gedanken erwischt, dass noch mehr Platz auch fein wäre. Denn unsere Crew bestehend aus zwei Erwachsenen und einem Bordhund ist in diesem Frühjahr noch um unseren Sohn gewachsen. Die Ausrüstung für das Baby hat die bisher vakanten Stauräume sofort gefüllt. Dank Elternzeit und schon einigen Meilen mit Baby an Bord im Kielwasser haben wir uns aber sehr gut auf unserer Comfortina eingelebt.
Sie ist für uns eine sehr gute Mischung aus gemütlichem schwedischen Interieur mit reichlich Platz (mit 3,30 Meter Breite ist die Comfortina 32 schon sehr voluminös) und dennoch guten Segeleigenschaften.
Als wir uns im Herbst 2022 auf die Suche machten, erholte sich der pandemiebedingt leergefegte Gebrauchtbootmarkt gerade. Die Comfortina 32 wurde über 800-mal gebaut und während unserer Bootssuche kamen pro Woche etwa zwei Comfortina 32 neu in den Anzeigenportalen hinzu. Die Auswahl nur bei diesem Modell war also groß. Nachdem Angebote mit Steuerrad statt Pinne, Teakdeck und offensichtlichen größeren Mängeln aussortiert waren, blieben einige besichtigungswürdige Boote übrig.
Selten verging ein Winter so langsam”
Fünf haben wir insgesamt angesehen. Wenn man viermal das gleiche Bootsmodell begutachtet hat und Probe gesegelt ist, wird man zu einem Experten für diesen Typ. Bei unserer Comfortina sprang der Funke direkt über. Das Boot war sehr gepflegt, sah für seine knapp 30 Jahre top aus. Das sagt noch nicht alles, ist aber ein sehr gutes Zeichen. Der Blick an die entscheidenden Stellen offenbarte sehr gute Substanz, der sehr gute erste Eindruck bestätigte sich zum Glück. Dann hieß es aber einen ganzen Winter warten, das Boot stand nämlich bei Besichtigung schon an Land. Selten verging ein Winter so langsam, bis unser neues Boot endlich schwamm und wir es übernehmen konnten!
Die erste Saison war superspannend, und die Comfortina 32 hat sich direkt in vielen Situationen bewährt. Jetzt während der Elternzeit ist sie schon zu einem richtigen kleinen Zuhause für uns geworden.