SeglerbeichteWie ich ohne Festmacher anlegen wollte...

Leonie Meyer

 · 26.02.2025

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Foto: Leonie Meyer
Leonie Meyer arbeitet als Online-Redakteurin für YACHT und BOOTE. Viele Möglichkeiten zum Mitsegeln haben sich noch nicht ergeben, aber Motorboot fährt sie schon ihr Leben lang. Ihr erster Ausflug mit einem gecharterten Boot endete jedoch chaotisch...

In der Serie „Segler beichten“ gestehen wir unsere dümmsten Fehler beim Segeln. Aber wir sind auch auf Ihre Beichte gespannt. Schicken Sie uns ihren Text, wenn möglich mit Bildern, an mail@yacht.de, Stichwort „Seglerbeichte“. Falls gewünscht, erfolgt die Veröffentlichung anonymisiert.



Ich bin keine Seglerin. Mich hat es bisher nur über Bekannte vor der Küste Mallorcas auf eine Yacht gezogen oder ich buchte Touri-Ausflüge, wenn eines meiner Reiseziele am Wasser lag. Umso erfahrener bin ich, was das Motorbootfahren angeht. Ich mache seit 27 Jahren Bootsurlaub in Kroatien und bin seit 2014 im Besitz eines Sportbootführerscheins. Ich fieberte auf den Tag hin, auch mal mit Freunden ein anderes Revier zu erkunden...

An einem sonnigen Tag in Athen bot sich mir die Gelegenheit, der Stadt und meinem Praktikumsalltag zu entfliehen. Gemeinsam mit meiner Kollegin und unseren Freundinnen, die aus Deutschland zu Besuch waren, beschlossen wir, ein Boot zu mieten. Es war nicht nur die perfekte Abwechslung, sondern auch die erste Gelegenheit, mit einer größeren Mädelstruppe auf dem Wasser unterwegs zu sein.

Leinen los...

Die Fähre brachte uns von Piräus zur Insel Angistri. Vom Hafen aus konnten wir die Basis des Charterunternehmens zu Fuß erreichen. Wir hinterlegten unsere Kaution und ich unterschrieb das übersichtliche Formular oder auch: “Chartervertrag”. Mit Sack und Pack gingen wir durch das flache Wasser und inspizierten unsere knapp fünf Meter lange Hartschale. Das Boot war mit einem Karabiner an einem Ponton befestigt. Fender waren an die Reling gebunden und sollten das Boot von außen schützen.

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Als alle Mann (in diesem Fall Frauen) an Bord waren, ging es auch schon los: Ich steuerte das Boot vom flachen Wasser hinaus aufs offene Meer. Unser erstes Ziel: die Bucht am Chalikiada Strand. Die Sonne stand hoch am Himmel – das Wetter schien perfekt für einen Bootstag. Wir ankerten und verbrachten schöne Stunden damit, die Unterwasserwelt beim Schnorcheln zu erkunden und im klaren Wasser zu schwimmen.

Außerdem entschieden wir uns dazu, noch etwas mehr von der Küstenlandschaft von Angistri abzufahren. Also lichteten wir den Anker und tuckerten aus der Bucht. Je weiter wir in den Süden fuhren, um so höher wurden die Wellen. Doch je mehr die Zeit ins Land ging, desto mehr zogen sich die Wolken am Himmel zusammen und der Wind frischte auf.

Wir hatten alle kein gutes Gefühl und ich entschied kurzerhand umzudrehen. Wir nahmen Kurs auf den Hafen.

Das Anlegemanöver

Als wir uns dem Hafen von Angistri näherten, überkam mich ein mulmiges Gefühl. Wir schaukelten über eine Welle nach der anderen. Meine Freundinnen waren bereits nervös, und ich versuchte, sie zu beruhigen, während ich mich auf das bevorstehende Anlegemanöver vorbereitete. Wir sollten das Boot nicht in der flachen Bucht, wie bei der Übernahme, zurückgeben, sondern an einem Pier längsseits gehen. Da kam die erschreckende Erkenntnis: Im Stauraum des Bootes waren keine Leinen zu finden. Wie konnte mir nur ein derartig elementares Detail entgehen? Panik stieg in mir auf.

Zum Glück sah ich ein abgerissenes Stück Leine, das am Fähranleger über der Meeresoberfläche baumelte. Mit schon zitternden Händen versuchte ich es zu greifen. So konnten wir uns wenigstens irgendwie festhalten. Wir waren pünktlich zur Übergabe da. Meine Freundinnen hielten sich bereits an der Hafenmauer fest. Doch die Wellen wurden zur Herausforderung und der Bug drehte seitlich. Ich sprang nach vorne, um Schlimmeres zu verhindern.

Mit einem Schrecken davon gekommen

Ich sag mal so: Das Boot mit den Beinen zu sichern, ist wahrscheinlich nicht die beste Idee. Doch aus Reflex versuchte ich, die Hartschale von der Mauer fernzuhalten. Dabei klemmte ich mir die Wade ein. Nach wenigen Minuten kam endlich ein Mitarbeiter des Charterunternehmens und übernahm das Boot. Wir kletterten alle die Mauer hoch. Ich bin mit einem Schrecken und einem dicken blauen Fleck davon gekommen.

Dieses Abenteuer ohne Leinen an Bord und das zitternde Gefühl der Unbeholfenheit werden mir wohl oder übel in Erinnerung bleiben. Seitdem kontrolliere ich die Leinen doppelt und dreifach.



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