Segeln in der SchuleHayo Koch über seine Segel-AG und Törns nur mit Jungen

Nils Leiterholt

 · 06.12.2023

Segeln in der Schule: Hayo Koch über seine Segel-AG und Törns nur mit JungenFoto: Privat
Hayo Koch unterrichtet Gesellschaftslehre, Wirtschaft, evangelische Religion – und hat eine Segel-AG aufgebaut
Der 47-jährige Lehrer Hayo Koch aus NRW hat an seiner Schule eine Segel-AG aufgebaut und möchte nun Kollegen dazu motivieren, das auch an anderen Schulen zu tun. Einige Törns sind den Jungs vorbehalten – aus gutem Grund

Ist Segeln eine gute Schule?

Auf jeden Fall! Es ist wirklich schön zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler außerhalb der Schule miteinander umgehen. Aber wir haben auch reine Jungensegeltörns zur gezielten Förderung von heranwachsenden Schülern durchgeführt. Denn Jungs ticken einfach anders als die Mädels – als Vater von einem Jungen und zwei Mädchen darf ich das so sagen.

Was sind das für Törns?

Es sind jahrgangsübergreifende Schulfahrten, etwa mit Plattbodenschiffen auf dem IJsselmeer. Das Angebot richtet sich an Schüler von der siebten bis zur zehnten Klasse. Es ist wie eine selbst organisierte Klassenfahrt mit Teilnehmern, die sich noch nicht so gut kennen. Im Vorfeld müssen die Schüler den Essensplan erstellen, bekommen dafür ein Budget und gehen damit selbst einkaufen. Auch auf dem Schiff, vor allem während der Manöver, findet dann jeder seine Aufgabe.

Was zeichnet einen reinen Jungensegeltörn aus?

Aus pädagogischer Sicht ist das Schöne daran, dass es an Bord keinerlei Machogehabe gibt. Denn es muss sich ja keiner vor irgendwelchen Mädchen profilieren, weil keine dabei sind.

Die erlebnispädagogische Förderung seiner heranwachsenden Schüler in Abwesenheit der Mädchen, hier beim DHH in Glücksburg, ist Teil des Angebots vom überzeugten Segel-Lehrer KochFoto: privatDie erlebnispädagogische Förderung seiner heranwachsenden Schüler in Abwesenheit der Mädchen, hier beim DHH in Glücksburg, ist Teil des Angebots vom überzeugten Segel-Lehrer Koch

Und wie sind Sie selbst zum Segeln gekommen?

Als ich selber Schüler war, hatte der Freund meines Bruders eine BM-Jolle in Holland liegen, mit der wir dort viel gesegelt sind. Wir waren damit oft auf den Friesischen Seen unterwegs. Übernachtet haben wir an Bord unter der Persenning. So haben wir die Kanäle und Seen unsicher gemacht – klassisches Wandersegeln eben.

Und später sind Sie dabei geblieben?

Ja, an der Uni habe ich einen Segelschein gemacht und meinen Vater gefragt, ob er nicht auch Lust dazu hat. Gemeinsam haben wir dann ein kleines Kajütboot von 1978 gekauft. Mit dem Schiff sind wir immer mutiger geworden, erst aufs IJsselmeer raus, später dann auch ins Wattenmeer. Und 2004 habe ich mich schließlich bis nach Helgoland getraut.

Heute engagieren Sie sich nicht nur in Ihrer Schule seglerisch, sondern auch im Landesseglerverband Nordrhein-Westfalen. Was tun sie dort?

Der SVNRW hat jemanden gesucht, der die Lehrer-Fortbildung für die sogenannte sportartspezifische Rettungsfähigkeit Segeln durchführt. Hintergrund ist, dass diese Qualifikation laut einem Sicherheitserlass für den Sportunterricht gilt, der für Schulen und Lehrer verbindlich ist. Wer also im schulischen Rahmen Segeln anbieten will, der braucht diese Befähigung.

Das war dann ja genau Ihr Fall!

Ja, und darum habe ich auch gleich gesagt, dass ich das machen will. Weil ich es wichtig finde, dass Lehrer diese Qualifikation erlangen können. Ich habe schon das bestehende Fortbildungskonzept völlig überarbeitet. Ich mache das, um Lehrern die Chance zu geben, eine AG zu gründen. Sie brauchen dafür den Sportbootführerschein, den Erste Hilfe-Schein, den Rettungsschwimmer-Schein und eben diesen Nachweis vom SVNRW über die sportartspezifische Rettungsfähigkeit. Aber das sollte dann auch selbst im Fall eines Unfalls genug Absicherung für die Lehrer sein.


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