YACHT-Redaktion
· 29.03.2025
Mona Küppers: Ich habe mich in einen Segler verliebt. Ich musste entweder den Mann nach Hause schicken oder Segeln lernen. Ich habe mich für Letzteres entschieden – und schwups war ich drin!
Rainer Tatenhorst: Mich hat damals ein Schulfreund eingeladen, mit ihm und seinem Vater zu segeln. Ich war zu der Zeit schon wassersportbegeistert – allerdings muskelbetrieben. Ich war noch keine 16, da habe ich mich auf das Experiment eingelassen. Als der Vater dann an der Schnur zog und das Ding geräuschlos abging, ohne Lärm oder Gestank, da dachte ich: „Wie geil ist das denn?“ Ich wusste, damit wollte ich weitermachen – und so ist es geblieben.
Küppers: Das ist sehr unterschiedlich. Auf der einen Seite sind da unsere Vereine. Da ist dann schon mal die gesamte Familie vertreten – Opa, Oma, Eltern, Kinder usw. Man ist Teil einer Community. Und wenn es ein toller Verein mit guten Angeboten ist, zieht er immer mehr Mitglieder an. Auf der anderen Seite steht das Emotionale des Segelns. Die Leute sehen den Sport und denken: „Wow, das möchte ich auch mal machen.“ Dann suchen sie sich eine Segelschule oder einen Klub, um die Bilder im Kopf Realität werden zu lassen.
Tatenhorst: Wir können Vorurteile nicht verhindern. Die bildet sich jeder selbst. Wir versuchen, die Einstiegsschwellen niedrig zu halten und ebenjene Menschen aufs Wasser zu bringen. 90 Prozent sind dann begeistert und fragen, wie es weitergehen kann. Wir empfehlen ihnen dann einen Verein. Das kostet wenig, es gibt immer Leute, die Mitsegler suchen und denen man über die Schulter schauen kann.
Küppers: Als Dachverband unterstützen wir unsere Vereine genau darin – zum Beispiel mit den „Tagen des Segelns“ (in diesem Jahr u. a. vom 23. bis 25. Mai beim Ancora Yachtfestival in Neustadt, Red.).
Tatenhorst: Ich weiß nicht, welche Vereine Sie kennen, aber die Preise gehen von bis. Sie können für 25 Euro, aber auch für 500 Euro Mitglied werden. Wir haben rund 1.300 Vereine im Verband. Da findet man immer einen, der passt.
Küppers: Es kommt auch darauf an, wie man nach seinem Einstieg segeln möchte. So sind die einen dem Regattasegeln und die anderen dem Fahrtensegeln zugeneigt. Es geht beim Segelsport um die Gemeinschaft, und der Verein muss zum jeweiligen Lebensmuster passen.
Tatenhorst: Grob kann man sagen, dass mehr Menschen mit dem Freizeitsegeln beginnen, das kann dann allerdings auch der Einstieg zum Leistungssport sein. Nicht jeder will sich einfach über das Wasser treiben lassen; manchmal will man auch schneller sein als der andere. Dafür gibt es unterschiedliche Vereine.
Küppers: Schließlich sind beim Breitensport andere Dinge wichtig als beim Leistungssport. Es braucht andere Strukturen, anderes Material, andere Trainer. Es tauchen grundsätzlich neue Fragestellungen auf.
Küppers: Einen Einfluss auf die Nachfrage haben sicherlich auch Personen wie Boris Herrmann oder medial erfolgreiche Events wie der SailGP oder die Vendée Globe. Das ist ein wenig wie damals bei Boris Becker und Steffi Graf. Da gab es einen Hype und plötzlich starrte alle Welt dem Tennisball hinterher.
Küppers: Ich kenne kaum einen Verein, der nicht über Material verfügt – und viele stellen es ihren Mitgliedern sogar kostenlos zur Verfügung. Ebenso kenne ich keinen Verein, in dem Neumitglieder nicht auch bei den Alten mitsegeln dürfen.
Tatenhorst: Ganz so einfach ist es nicht. Wir brauchen schon eine Wasserfläche. Je nach Größe und Gegebenheit kann man mit dem RC-Segeln oder Jollensegeln anfangen. Also erst mal mit relativ „kleinem“ Equipment.
Küppers: Beim DSV gibt es seit 2018 virtuelle Meisterschaften im eSailing. Lange dachten wir, da sitzen nur Couch-Potatoes – aber nein, die letzten Weltmeister waren auch Leistungssegler in olympischen Bootsklassen. Wir nutzen eSailing auch bei der Segelausbildung. Viele Manöver und Techniken lassen sich super virtuell zeigen. Kurzum: Es geht darum, dass wir die Leute neugierig machen und sie heranführen.
Küppers: Das ist sehr unterschiedlich. Mein Herz schlägt natürlich für die Vereine. Ich denke, dass die Möglichkeiten dort weitreichender sind als bei einer Segelschule. Andererseits verstehe ich, wenn einem das zu viel ist oder der Weg zum Schein zu lang dauert. Dann ist eine Segelschule mit ihrem fest umrissenen Zeitplan sicherlich sinnvoll. Aber was ist danach? Es ist gut, wenn man einen Ort zum Üben hat, wo man mit Gleichgesinnten sprechen kann. Letztendlich muss das aber jeder für sich selbst entscheiden.