Schutzpatron der SeefahrerWie Nikolaus bis heute Europas Küsten prägt

David Ingelfinger

 · 06.12.2025

Historisches Bild vom Heiligen Nikolaus
Es ist Nikolaustag: Kinder freuen sich auf Schokolade und im Fernsehen läutet Coca-Cola die Werbeglocken. Die kulturelle Bedeutung des Nikolaus ist jedoch größer als es zeitgenössische Bräuche vermuten lassen. Er ist seit jeher eine wichtige Glaubensfigur - und auch für jene, die zur See fahren, nimmt er einen besonderen Platz ein.

Ob in Deutschland, den Niederlanden, in Griechenland oder in Italien – überall feiert man den Nikolaus mit eigenen Traditionen. Dahinter steht dieselbe historische Figur, dessen Ursprung zurück bis ins vierte Jahrhundert an die Küste von Myra führt.

Die Legende vom Nikolaus

In der Hafenstadt im Süden der Türkei war Nikolaus ein Bischof. Er soll Menschen in Not geholfen, Kinder und Familien unterstützt und sich für seine Mitmenschen eingesetzt haben. Er selbst lebte in Bescheidenheit. So heißt es in Legenden, die man noch heute über ihn erzählt. Nach seinem Tod verbreiteten sich die Geschichten über ihn in der ganzen christlichen Welt. Noch heute werden sie alljährlich zum Nikolaustag erzählt.

​Schutzpatron der Seefahrer

​Eine der bekanntesten Legenden über Nikolaus ist eng mit seiner Heimatstadt Myra verbunden: In dieser Erzählung gerät ein Schiff in einen schweren Sturm. Der Wind zerreißt die Segel. Hohe Wellen schlagen gegen den Rumpf. Die Besatzung verliert die Kontrolle über ihr Schiff und gerät in Panik. In ihrer Not rufen die Seeleute nach dem bekannten Bischof aus Myra, und bitte um seine Hilfe.

Plötzlich erscheint ein fremder Mann an Bord. Er übernimmt das Steuer, stellt die Segel neu und bringt das Schiff wieder unter Kontrolle. Doch als sich der Sturm legt und das Schiff ruhig auf dem Wasser treibt, ist der Unbekannte verschwunden. Nach ihrer Ankunft in Myra gehen die Seeleute in die Kirche, um für ihre Rettung zu danken. Dort erblicken sie eine Bild, das eben jenen Bischof zeigt, der ihnen aus der Not geholfen hat.

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Es ist diese Geschichte, auf der die Legende vom Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute beruht. In vielen Regionen Europas entwickelten sich daraus ganz eigene maritime Traditionen:

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Nikolaus in Deutschland: Bräuche und Seenotretter

In Deutschland bleibt die Verbindung zwischen Nikolaus und der Seefahrt vor allem als kulturelles Motiv erhalten. Er gilt in den Küstenregionen als Schutzpatron der Seeleute. Zu der Tradition gehören regional gepflegte Bräuche, wie das Aufstellen kleiner Papierboote zum Nikolaustag. Zudem tragen einige Kirchen entlang der Nord- und Ostseeküste, wie auf Fehmarn oder Helgoland, seinen Namen. Auch die Seenotretter verweisen zu Nikolaus auf die Tradition. Eine Figur ist gelegentlich auf ihren Rettungsbooten zu sehen - natürlich standesgemäß mit einer Rettungsweste.

​Nikolaus in den Niederlanden: Ankunft über den Hafen

​In den Niederlanden ist die maritime Bedeutung des Nikolaus besonders offensichtlich. Seine Ankunft erfolgt traditionell per Schiff. Jedes Jahr warten tausende Kinder und Familien in verschiedenen Häfen auf seine Ankunft. Die Vorstellung, dass Nikolaus mit einem Dampfschiff aus Spanien kommt, gehört fest zur niederländischen Erzählung und prägt den Auftakt der Feierlichkeiten. Nach dem Anlegen ziehen die Menschen zusammen durch die Stadt. Dabei reitet Nikolaus auf einem weißen Pferd. Er wird begleitet von Musikgruppen und seinen Helfern.

Besonders eindrücklich ist die Parade in Amsterdam. Sie zählt zu den größten Ereignissen dieser Art und wird seit Jahrzehnten live im Fernsehen übertragen. Der Bezug zum Meer, mit dem die Erzählung beginnt, ist bis heute ein zentrales Merkmal der niederländischen Tradition.


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​Nikolaus in Griechenland: Bräuche rund ums Meer

​Auch in Griechenland sind die Feierlichkeiten eng mit der Seefahrt verbunden. In vielen Regionen ersetzt ein geschmücktes Boot den Weihnachtsbaum. Der Brauch entstand einst in Seefahrer-Familien. Sie bastelten kleine Boote als Zeichen ihrer Hoffnung auf eine sichere Rückkehr. Noch heute sieht man diese in unterschiedlichsten Formen: als Modelle in Wohnungen, als Schmuck auf öffentlichen Plätzen oder als leuchtende Installation in Häfen und Marinas.

Nikolaus in Italien: Ein Heiliger in der Hafenstadt

​In der italienischen Hafenstadt Bari steht die Verehrung des heiligen Nikolaus im Zeichen der Überführung seiner Reliquien. Die Ankunft seiner Gebeine im 11. Jahrhundert ist bis heute Anlass für ein mehrtägiges Fest, das Anfang Mai gefeiert wird. Es umfasst Prozessionen durch die Stadt. Dabei wird eine Nikolausstatue auf einem Schiff feierlich durch den Hafen transportiert - ein bei Touristen beliebtes Spektakel.

Viele Traditionen, gleicher Ursprung

​Ob als lokaler Brauch, als Mittelpunkt eines großen Festes oder als fester Bezugspunkt maritimer Traditionen - die Beispiele zeigen, wie unterschiedlich die Bedeutung dieser heiligen Figur in Europa ist. Doch trotz der Vielfalt bleibt der Ursprung derselbe: die Erzählung eines Bischofs aus Myra, dessen Legende sich über Jahrhunderte an den Küsten, in den Hafenstädten und in religiösen Gemeinschaften gehalten hat.


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