Schatten im ParadiesBrutaler Überfall auf Expeditionsboot in Papua-Neuguinea

YACHT-Redaktion

 · 09.12.2025

Schatten im Paradies: Brutaler Überfall auf Expeditionsboot in Papua-NeuguineaFoto: Zhai Mo/Christian Jacques Heyer
Das Bild aus einem Video von Bord der überfallenen Yacht zeigt das ganze Ausmaß der Verwüstung

Der Plan des Chinesen Zhai Mo, als erster Mensch die Antarktis ausschließlich unter Segeln zu umrunden, fand ein jähes Ende in einer Gegend, die unter Seglern als äußerst heißes Pflaster gilt: In Papua-Neuguinea wurden er und seine Crew von Bord gelockt, das Boot geplündert, brutal verwüstet und beinahe versenkt. Zuvor hat Zhai Mo als erster Chinese solo die Welt umsegelt und zuletzt die Arktis. Wie es nun weiter geht, weiß niemand.

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Der chinesische Segler Zhai Mo, bekannt als Chinas erster Mensch, der einhand um die Welt gesegelt ist, erlebt einen schweren Rückschlag bei einem neuen Rekordversuch. Er wollte als erster Mensch die Antarktis mit einem Segelboot zu umrunden. Doch nach fast zwei Monaten auf See wurde sein Schiff "Zhai Mo 1" während eines Zwischenstopps in Papua-Neuguinea Opfer eines zerstörerischen Raubüberfalls. Das Schiff hat wurde verwüstet, und die Expedition, die am 10. Oktober 2023 in Shanghai begonnen hatte, muss unterbrochen werden. Zhai Mo und seine Crew blieben unverletzt.

Dramatischer Überfall in Papua-Neuguinea

Am Abend des 2. Dezember erreichte die Crew die Gewässer von Papua-Neuguinea. Mitarbeiter der Meldebehörden sollen die gesamte Crew aufgefordert haben, an Land zu gehen. Alle Besatzungsmitglieder wurden mit einem Boot der Wasserpolizei in die Hauptstadt gebracht, um Einreise- und Zollformalitäten zu erledigen. Als die Crew am Morgen des 4. Dezember zu ihrem Segelboot zurückkehrte, bot sich ihr ein Bild der Verwüstung. Piraten hatten die "Zhai Mo 1" geplündert. Von den Navigationsgeräten über Außenbordmotor, Generator, Segel, Rettungsboot bis hin zu persönlichen Gegenständen wurde buchstäblich alles gestohlen oder demontiert, was nicht niet- und nagelfest war. Damit nicht genug: Anschließend hatten die Räuber die Seeventile absichtlich geöffnet und die Kabinen geflutet. Am Schiff entstanden verheerende Schäden.

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Die Polizei vor Ort konnte nach dem Vorfall ein an der Plünderung beteiligtes Boot aufspüren und abfangen, wodurch einiges an Ausrüstungsgegenständen und Eigentum der "Zhai Mo 1" sichergestellt werden konnte. Weitere an dem Verbrechen beteiligte Boote und Piraten konnten jedoch nicht gefasst werden.

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Zhai Mo und sein Team werden derzeit von den Behörden in Papua-Neuguinea, der chinesischen Botschaft und den Konsulaten vor Ort sowie der lokalen chinesischen Community unterstützt. Zunächst einmal steht die Crew vor der schwierigen Aufgabe, das Schiff zu bergen und zu entscheiden, ob und wie es weitergehen soll.

Der blaue Punkt markiert die Stelle, an der der Überfall stattfandFoto: Screenshot OpenSeaMapDer blaue Punkt markiert die Stelle, an der der Überfall stattfand

Chinas erster Weltumsegler

Der Skipper ​Zhai Mo, 1968 geboren, ist einer der bekanntesten Segler Chinas. Von Haus aus eigentlich Künstler, lernte er vor 25 Jahren bei einer Ausstellung seiner Gemälde in Neuseeland einen älteren norwegischen Segler kennen, der eineinhalb Mal um die Erde gesegelt war. Dessen Erzählungen beeindruckten Zhai so sehr, dass er in Auckland ein gebrauchtes, acht Meter langes Segelboot ohne Motor kaufte. Über das Segeln wusste er kaum etwas. Der Vorbesitzer brachte ihm in wenigen Übungsstunden die Grundlagen bei.

Im Januar 2007 startete Zhai von Rizhao in der chinesischen Provinz Shandong aus mit dem kleinen Boot eine Solo-Weltumsegelung. Mit dem zweieinhalbjährigen Törn um den Globus wurde Zhai Mo der erste Chinese, der dies mit einem Segelboot im Alleingang vollbrachte.

Expedition mit wissenschaftlichem Hintergrund

Die nun geplante Expedition sollte die erste motorlose Umsegelung der Antarktis entlang des Polarkreises werden. Zhai Mo, inzwischen so etwas wie Chinas Botschafter für Navigationskunde und das Wohl der Ozeane, wollte mit seinem Team durch das Ostchinesische Meer segeln, die "Brüllenden Vierziger" überqueren und in den Südlichen Ozean vordringen. Die Route sollte ihn und seine Crew gegen Ende des Jahres durch die Drake-Passage führen, mit geplanten Stopps an Chinas Antarktis-Stationen rund um das chinesische Neujahrsfest, bevor sie nach Shanghai zurückkehren würden.

Neben dem Skipper waren auch Meereswissenschaftler und Dokumentarfilmer an Bord, die forschen und über die Expedition berichten wollten. Durch den Überfall in Papua-Neuguinea ging auch ihr Equipment verloren.

Paradies mit Schattenseiten

Traumstrände, Riffe mit bunten Fischen und unzählige Inseln sind verlockend, doch Papua-Neuguinea gilt als heißes Pflaster für Reisende. So warnt auch das Auswärtige Amt: “​Die Kriminalität in Papua-Neuguinea ist insgesamt sehr hoch.” Raubüberfälle, bei denen die Täter eine hohe Gewaltbereitschaft bis hin zum Tötungsdelikt aufweisen, sind keine Seltenheit. Fehlende Infrastruktur und Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere in abgelegenen Gegenden, erschwert es erheblich, in Gefahrensituationen Hilfe anzufordern bzw. zu leisten.

Erst im Juli 2024 wurde ein 71-jähriger französischer Segler im Hafen von Bona Bona, einer Insel im Südosten des Landes, Opfer eines Gewaltverbrechens. Er wurde ausgeraubt und ermordet, anschließend versenkten die Täter das Boot mit dem Leichnam an Bord. Der Mann war allein auf einem Törn durch Ozeanien unterwegs, als er Opfer des Angriffs wurde.

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