PorträtGünter Klingbeil ist einer der letzten kleinen Schiffsausrüster

Marc Bielefeld

 · 12.05.2024

Günter Klingbeil in seinem natürlichen Lebensraum. Einer Mischung aus Laden und Museum
Foto: YACHT/Marc Bielefeld
Seit 30 Jahren ist Günter Klingbeil einer der letzten kleinen Schiffsausrüster Deutschlands. Das Ladengeschäft in Glückstadt an der Elbe zu betreiben ist eine Kunst für sich, erfordert viel Idealismus – und ein Faible für Segelschiffe

Die Elbe erwacht nur langsam wieder aus dem Winterschlaf. In Glückstadt wird an den Yachten noch gewerkelt, draußen gehört das Fahrwasser den Frachtern. Nur bei einem gibt es keine Pause vom Segeln. Unverzagt, seit über 30 Jahren. Und das nicht nur dem Winter trotzend – sondern auch den schnellen Zeiten, der Konkurrenz, den Weiten des Internets.

​Ein kleiner Laden in Glückstadt. Adresse: Am Hafen 27. Blick auf Masten, Traditionsschiffe, eine alte Bootshalle gegenüber. Die Fenster des Ladens sind blau-weiß gestrichen, vor der Fassade wehen Flaggen. Drinnen blitzen Petroleumlampen, liegen Seekarten und Logbücher aus. Farbpötte stehen in den Regalen, Tauwerk stapelt sich. Unter der Decke hängen Fender, die Vitrinen und Schubladen stecken voller Schrauben, Blöcke, Messingkauschen, Signalhörner, Mützen und blauer Segelpullis.

​Ein nautisches Sammelsurium. Eine Villa Kunterbunt für Wasserratten. Fast will man sich die Augen reiben. Da draußen in Glückstadt existiert tatsächlich noch so ein herrlicher Segelladen. Ein echter, kein virtueller. Einer, der nach Lack duftet und in dem die Dielen knarzen. Vor der Tür ein unaufgeregtes Schild: „Bootsausrüstung Günter Klingbeil“ steht dort. Kaum über die Schwelle getreten, öffnet sich rar gewordenes Territorium. So ein wirklich begehbarer und bis zur Halskrause ausgestatteter Schiffsausrüster, vermutlich einer der Letzten seiner Art.

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​Vor einer Dose Kekse und einer dampfenden Tasse Tee, umringt von Spieren, Kompassen und kleinen Schiffsmodellen, steht Günter Klingbeil. Er trägt Jeans, blauen Pulli, grauen Bart. Er ist der Mann, der das Ladengeschäft aus der Wiege gehoben, mit eigenen Händen aufgebaut hat und bis heute betreibt. Winters wie sommers. In diesem Jahr feiert Klingbeil ein bemerkenswertes Jubiläum. Seit 30 Jahren existiert sein Laden an der Elbe. Ein kleiner Dinosaurier. Ein Unumstößlicher.

Von Dichtmachen kann keine Rede sein

​Der Bootsladen von Günter Klingbeil an der Elbe hat schon viel gesehen. Er hat die Zeiten des Internethandels durchwettert, die Epoche der Online-Riesen erlebt, den Untergang vieler Kollegen überlebt. Von Corona ganz zu schweigen. „Nein, es war nicht immer leicht“, sagt Klingbeil, inzwischen 64 Jahre alt. Und er schiebt nach: „Verrückt will ich nicht sagen, aber unerschrocken sollte man schon sein, um so etwas durchzuziehen.“

​Doch Klingbeil blickt munter in die Zukunft. Von Dichtmachen kann keine Rede sein. Nicht jetzt. Nicht wenn man nach 30 Jahren eine kleine In­stitution geworden ist an der Elbe, gelernt hat, die digitale Schnäppchenflut abzuwettern und das große Ladensterben ringsherum zu überstehen. Allein während der Pandemie schlossen in Deutschland rund 22.000 kleinere Geschäfte, bereits in der Vorkrisenzeit waren es durchschnittlich 5.000 Läden, die jedes Jahr Pleite gingen. ​Umso erstaunlicher die blau-weiße Ladenfront im beschaulichen Glückstadt, wo Günter Klingbeil mit einem der letzten kleinen Läden seiner Art weiter Kurs hält.

​Wer den betritt und seine Augen über das Inventar in den Regalen wandern lässt, den überkommt ein fast schon verloren gegangenes Lebensgefühl. Schauen, anfassen, fühlen. Einen Tampen in die Hand nehmen, einen Wantenspanner zwischen den Fingern spüren. Sich einen Pinsel schnappen und mit den Borsten über die Handkante streichen. Im Hintergrund die beruhigende Stimme des Chefs: „Nehmen Sie lieber den hier, ich habe ihn selbst ausprobiert, für Klarlacke bei niedrigen Temperaturen die beste Wahl.“

​Die Jahre nach der Gründung waren hartes Brot

​Es sind Sätze wie aus einem untergegangenen Universum. Beratung von einem Fachmann, der leibhaftig neben einem steht. Das Einkaufserlebnis ist real. Allein: Heute noch in einem solchen Laden stehen und mit der Ware auf Tuchfühlung gehen zu dürfen ist keine Selbstverständlichkeit, und kaum ein Kunde ahnt, dass er in den vier Wänden eines Überlebenskünstlers steht. „Der Anfang war mühsam, wirklich mühsam“, sagt Klingbeil. „Es hat Jahrzehnte gedauert, auf eigenen Füßen zu stehen. Um so ein Geschäft aufzubauen und bis heute zu betreiben, braucht man Hingabe und treue, engagierte Mitarbeiter.“

​Günter Klingbeil hat einen geflügelten Spruch auf den Lippen, um diese Lebensreise zu umreißen. „Ich habe mit nichts das alte Haus gekauft, es mit gar nichts saniert und mit überhaupt nichts den Laden eröffnet.“ Nein, kein Zuckerschlecken. „In den ersten Wintern haben wir mit Mahnungen geheizt, und ohne den Rückhalt meiner Frau wäre eh nichts gegangen.“

​Die Jahre nach der Gründung waren hartes Brot. Obwohl Glückstadt ein alteingesessener Hafen ist, viele Yachten dort liegen und die Winterlager schon damals gut besucht waren, war es mitnichten ein Selbstläufer, als Klingbeil sein Geschäft 1994 eröffnete. „Trotz der unmittelbaren Nähe zum Hafen musste es sich erst herumsprechen, dass wir den Laden eingerichtet hatten“, sagt er. Und dann kam auch noch übermächtige Konkurrenz hinzu. Der aufkeimende Versandhandel, die dominanten Branchengrößen, das Internet.

Diverse Krisen lassen Klingbeil ausloten, wie es in ruhiges Fahrwasser geht

Immer, wenn es gerade zu laufen begann, folgte der nächste Tiefschlag. „Irgendeine Krise kam immer“, sagt Klingbeil. „Die Internetkrise, die Wirtschaftskrise, die Bankenkrise, die Energiekrise.“ Die Folgen solcher Entwicklungen sind für die Davids der Branche ungebremst spürbar. Stetig sinkende Kaufkraft, Kunden, die zunehmend vorsichtiger und zurückhaltender werden. Und das bei steigenden Kosten. Solche Trends treffen einen kleinen Segelladen wie ein permanentes Erdbeben. Günter Klingbeil aber machte weiter, hielt durch. Er liebt nun mal die Schiffe, die Elbe, das Wasser. Dennoch war er jetzt ein kleiner Unternehmer, der die Psychologie des Geschäfts erst einmal ausloten musste, um seinen Laden am Leben zu halten und in ruhigeres Fahrwasser zu steuern. Und dabei lernte er eines sehr schnell: „Ware gibt es überall – entscheidend ist, dass der Kunde zufrieden rausgeht.“​

​Klingbeil hatte mal ein Schlüsselerlebnis. Ein Kunde wollte eines Tages acht große, schön gespleißte Festmacher haben. Klingbeil hatte keine, wusste auch nicht, wie das geht. Aber er sagte: „Kein Problem, Samstag können Sie die Ware abholen!“ Drei Nächte lang saß er mit einem versierten Segelfreund im Laden, gemeinsam arbeiteten sie am Tauwerk, verflochten die Kardeele. „Das war so ein toller Auftrag, da mussten wir einfach alles geben – und der Kunde war zufrieden.“

Klingbeil erweitert auf ein eigenes Online-Angebot

​Und so gewann Klingbeil über die Jahre schließlich das, worum es geht. Kunden, die wiederkommen. Kunden, die nicht nur gucken. Und Kunden, die seinem Rat vertrauen. Stammkunden, die letztlich die Basis dafür sind, dass so ein kleiner Bootsladen überleben kann. Doch das ist nicht alles. Die Tiefe des Sortiments sei ebenfalls entscheidend, sagt Klingbeil. Denn wenn jemand eine bestimmte Schraube sucht, einen Beschlag, ein Barometer oder sonst was und dann mit leeren Händen wieder rausgeht – „nicht gut“. An die 5.000 Artikel habe er darum auf Lager, sagt Klingbeil, von der 600 Euro teuren Goretex-Jacke bis zur Drei-Millimeter-Mutter für vier Cent, „selbstverständlich aus Edelstahl“.

Hinzu kommt inzwischen sein eigenes Online-Angebot, das vom Flaggenstock und Paddelriemen über die Elektrik bis zur Lenzpumpe reicht. „Ohne geht es nicht mehr, auch wenn der Laden das Herz des Geschäfts ist und bleibt.“ Doch selbst damit ist es noch nicht getan. Um so einen Bootsladen heute noch über die Runden zu bringen, bedarf es weiterer Zutaten. Womöglich ist eine gewisse Magie gefragt. Echte Leidenschaft in Zeiten von Business-Plänen und kaltem Kommerz. Und wenn einer ein Lied davon singen kann – von wahrer Segelpassion und Liebe zum Wassersport –, dann Klingbeil.

So einen muss es erst mal geben. Einen, der sich Segelschiffe in seine Ladentüren schnitzen lässt!

​Bei ihm geht das schon bei den Türen los. Nachdem er das alte Haus am Hafen, eine im 17. Jahrhundert erbaute Herberge für Wandergesellen, erworben hatte, folgte eine jahrelange Sanierung. Das meiste in Eigenleistung. Klingbeil renovierte den Dachstuhl, entkernte das Dachgeschoss, legte die mit alten Malereien verzierten Decken im Erdgeschoss frei. Dann kam unten der Laden dran. Diele für Diele, Wand für Wand. Schuften, schleifen, malen. Nächtelang. Zum Schluss mussten noch ein, zwei schöne Eingangstüren her. Natürlich im Zeichen des Segelns. ​Klingbeil ließ sie in einer örtlichen Tischlerei fertigen. Die alten Kassetten gingen zu einem Holzbildhauer nach Hamburg, der anschließend hübsche Segelschiffe ins Holz schnitzte: drei historische Krabbenkutter aus Wewelsfleth, die nach Originalfotos entstanden. „Der eine kommt rein, die anderen beiden segeln gerade los“, sagt Klingbeil. „Natürlich unter Vollzeug.“

​So einen muss es erst mal geben. Einen, der sich Segelschiffe in seine Ladentüren schnitzen lässt. Blau auf weißem Grund kreuzen die Schiffsmotive den Kunden bis heute entgegen, bevor sie den Laden betreten. Es ist wie eine feine Geste. Eine, die mehr sagt als tausend Worte. Willkommen bei einem Vollblut-Bootsenthusiasten. Auch bei der Inneneinrichtung des Ladens ließ sich der Enthusiast nicht lumpen. Wobei es ihm nicht um maritime Deko und Leuchttürmchen-Design ging, sondern um solide Ausstattung. Klingbeil bestellte metallene Werkzeugschränke aus Italien, welche die gesamte rechte Ladenfront ausfüllen.

Die Schubladen sind mit Doppelrollzügen ausgestattet, fein säuberlich beschriftet, und beinhalten so ziemlich alles, wonach das Seglerherz überhaupt stöbern kann: Schnappschäkel, Sprayhoodbeschläge, Messingkauschen, Püttinge, Kupfernägel, Federklemmen, Lippklampen, Clamcleats, Schotringe, Wantenspannerhülsen, Kompassbeleuchtungen, Blind­stopfen, Salingschoner, Reffhaken, Ruderbuchsen, Ankerrollen, Riemenmanschetten sowie, selbstredend, Schrauben in allen Legierungen und Größen. Segler dürften staunen. Und hier sogar solche nautischen Teile finden, von deren Existenz sie noch gar nicht wussten. Doch darum geht es am Ende: Detailversessenheit. Die blanke Hinwendung zu den geliebten Segelschiffen.

Als Teenager erkundet Klingbeil mit dem Piraten die Elbe. Immer weiter

Bei Günter Klingbeil kommt das nicht von ungefähr. Wasser, Boote, Wind: Dieser Dreiklang hat sein Leben geprägt. ​Geboren in Glückstadt, verbrachte er die Kindheit am und auf dem Wasser. „Das Deichvorland“, sagt er, „war mein Spielplatz.“ Schon als Knirps sieht er die Pötte auf der Elbe fahren, mit neun bekommt er sein erstes Schlauchboot. Er fährt damit auf dem Rhin, paddelt durch die nahen Flüsse, den Innenhafen.

Sein Vater besitzt eine Bäckerei in der Stadt. Auch er träumt vom Segeln, doch das Geschäft lässt ihm keine Zeit. Am Ende ist es Sohn Günter, der vom Wasser nicht lassen kann. ​Freunden der Familie kaufen sie bald einen Piraten ab. Mit zwölf segeln Günter und seine Brüder damit durch den Glückstädter Binnenhafen, vor der Nase die dicken Frachter, die Cellulose für die Papierfabrik liefern. Es sind die 1970er, und für Günter Klingbeil seine Jollen-Jahre. Als Teenager segelt er auf die Elbe hinaus, läuft mit der Tide bis Pagensand, navigiert an den Schilfgürteln entlang und hangelt sich an den Pricken bis in den alten Hafen. „Abenteuer pur“, erinnert er sich heute noch.

Immer weiter erkundet er die Elbe mit seinem Piraten, segelt bis St. Margarethen, bis Brokdorf auf den Strand. Und sein Vater macht dann doch seinen Traum wahr. Er kauft eine Dehler Optima, mit der sie fortan die Ostsee besegeln. Sohn Günter leckt dabei nur noch mehr Blut – und fängt nach der Schule prompt als Schiffbaulehrling an. Auf der KremerWerft in Glückstadt steht er bald vor 40 Meter langen Berufsschiffen, arbeitet an mächtigen Schleppern und Versorgern für die Bohrinseln. Er lernt einen der letzten Schnürböden kennen, strakt per Hand und zeichnet Konstruktionsrisse eins zu eins auf den riesigen Hallenboden. Schiffbau von der Pike auf: Günter Klingbeil erlebt das hautnah.

Familiengründung, die Schiffe, das Haus, der Laden – alles kommt auf einmal

​Nach der Ausbildung folgt der Wehrdienst als Sanitäter. Und auch danach bleibt Klingbeil den Schiffen treu. Doch ist es nicht mehr die Berufsschifffahrt, die ihn reizt, sondern die Arbeit als Holzbootsbauer. Auf der Kunya-Yachtwerft in Neustadt/Holstein lernt er den Beruf des Bootsbauers, restauriert Kutter, legt Teakdecks, leistet Reparaturarbeiten an zahllosen Segelschiffen im Winterlager. So geht es weiter. Anderthalb Jahrzehnte, die dem Wasser gewidmet sind. Dem Segeln, den Schiffen.

​In Dänemark ist er bei einem Konstrukteur tätig, der Rohlinge für Bootsformen entwirft, arbeitet in Sønderborg an dem See-Ewer „Petrine“ mit, einem Museumsschiff mit Spitzgattheck. Klingbeil restauriert Kutter, refittet A&R-Yachten, baut V-Boote für die Marine, „doppelt diagonal karweelgeplankt“, wie er noch weiß. In diesen Jahren lernt er auch Joachim Kaiser kennen, den umtriebigen Schiffsretter von der Elbe. Für dessen „Undine“ baut Klingbeil bald zwei neue Masten. Und wenn Zeit bleibt, in den Sommern, segelt er. Elbe, Ostsee. Von Fünen bis Marstrand in Schweden. Sein besonderes Interesse für Traditionsschiffe ist da längst geweckt. Kalfatern, Holzdecks verlegen, Steven schäften. Schließlich heuert er bei Michael Baars an, in dessen Winterlager gut und gern 100 Yachten liegen. Es gibt reichlich zu tun. Reparaturen, Refits, Lackierungen.

Nebenbei kauft er sich in diesen Jahren sein erstes eigenes Schiff. Ein ehemaliges dänisches Rettungsboot, das auf den Ochseninseln zur Jolle mit Ballastkiel umgebaut worden war. ​Günter Klingbeil ersteht das Boot in Kappeln – und muss es in Eignergemeinschaft mit einem Freund erst einmal komplett restaurieren. Und das, während inzwischen auch sein Lebensprojekt am Start ist: der Kauf des alten Hauses am Glückstädter Hafen. Die Totalsanierung. Der Weg in die Selbstständigkeit – und damit zum Betreiber des eigenen Geschäfts. „Das kam alles auf einmal“, sagt Günter Klingbeil. Familiengründung, die Schiffe, das Haus, der Laden. Und: Es sollte daraus ein Leben werden, das dem Handwerk gewidmet ist – und letztlich dem Segeln.

Klingbeil steht nicht nur hinter dem Verkaufstresen

​Heute, 30 Jahre später, steht Klingbeil hinter dem Verkaufstresen. Über seinem Kopf baumeln Petroleumlampen, Schiffsglocken hängen an der Wand, ringsherum ein Fundus aus Rettungsringen und Südwestern. Sein Laden ist längst ein Unikum im Norden, ein Original. In ihren Glückstadt-Romanen wie „Salz im Wind“ hat die Autorin Johanna Benden den Laden sogar als Schauplatz verewigt. Wie so ein kleiner Bootsausrüster allerdings bis heute überlebt, das weiß nur Klingbeil selbst. „Das geht nur mit Idealismus, mit dem Rückhalt der Familie und mit tollen Mitarbeitern“, sagt er.

​Was nicht heißt, dass er nur auf der einen Seite seines Verkaufstresens steht. Von den Schiffen nämlich kann Klingbeil nach wie vor nicht die Finger lassen. Als Vorstandsmitglied des Vereins „Rigmor von Glückstadt“ kümmert er sich gemeinsam mit den Mitgliedern ehrenamtlich um das schwimmende Denkmal, das gegenüber im Hafen liegt. Das 1853 in Glückstadt erbaute Schiff fuhr einst als Zollkreuzer und Steinfischerfahrzeug – mit 170 Jahren ist es nichts Geringeres als das ältestes Segelschiff Deutschlands. Drüben in der Bootshalle lagern im Winter Teile des schweren Riggs, dort werden die Schwerter und das laufende Gut des ehrwürdigen Kahns gepflegt.

Ein stiller Mann in Bootsschuhen und blauer Windjacke, dessen Erfolgsrezept am Ende ein ganz einfaches ist

​Der Förderverein betreibt zudem die historische Slipanlage im Hafen. Hier wird gerade von einer Eignergemeinschaft die „Nellie & Leslie“ restauriert, ein ehemaliger Fischkutter mit Gaffelrigg, 1911 auf der Worfolk-Werft in England gebaut. Günter Klingbeil kennt diese Schiffe und Projekte aus dem Effeff. Er koordiniert die Winterarbeiten, packt bei der Restaurierung mit an und steht nicht selten selbst auf der Leiter, um Planken auszutauschen oder den Pinsel zu schwingen.

Obendrein organisiert er die Regatta „Rhinplate rund“, früher das Herbsttreffen der „Freunde des Gaffelriggs“. Bis zu 35 Traditionschiffe kreuzen jedes Jahr dort auf, es ist ihr größtes Treffen auf der Elbe. Noch aber ist die Saison nicht gestartet. Die Sonne scheint morgens schon wärmend auf den Glückstädter Hafen, wo die Schiffe auf den Sommer warten und Klingbeil vor der Ladenöffnung gern vorbeispaziert. Dann marschiert er zurück zu seinem Geschäft, das gleich gegenüber liegt. Ein stiller Mann in Bootsschuhen und blauer Windjacke, dessen Erfolgsrezept am Ende ein ganz einfaches ist: ​Du musst nicht von den Schiffen leben, sondern für die Schiffe.

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