OCEAN CHANGE 2021/2022Arved Fuchs startet neue Expedition

Pascal Schürmann

 · 18.06.2021

OCEAN CHANGE 2021/2022: Arved Fuchs startet neue ExpeditionFoto: Thomas Eisenkrätzer
Kurs Grönland: Gestern legte die "Dagmar Aaen" in Kiel ab, um Ziele im Nordatlantik anzusteuern

Wie ist es um den Golfstrom bestellt, der unser Klima maßgeblich beeinflusst? Dieser Frage geht Arved Fuchs auf einer neuen Expedition nach. Gestern legte er ab

Der Golfstrom schwächelt. Doch was sind die Folgen? Droht ein Klimakollaps? Schmilzt das Eis in Grönland und an den Polen noch schneller als ohnehin schon?

Mit seinem Schiff, dem Haikutter "Dagmar Aaen", ist Berufsabenteurer und Klimaschützer Arved Fuchs mit einer international besetzten Crew am gestrigen Donnerstag von Kiel aus zur vierten Etappe seiner Ocean-Change-Expedition aufgebrochen. Die Reise soll über die Shetlands und Färöer nach Island und weiter bis nach Grönland gehen. Dort sollen während mehrerer Wochen die Orte Tasiilaq, Qaqortoq und Nuuk angelaufen werden. Ab Mitte August führt der Kurs der "Dagmar Aaen" dann weiter nach Labrador und Neuschottland an Kanadas Ostküste. Unterwegs sollen Daten gesammelt werden, die dazu beitragen, genauere Erkenntnisse vom aktuellen Zustand des Golfstroms zu erhalten.

Der sei eine "immens wichtige Wärmepumpe unseres Planeten", heißt es in einer Erklärung von Fuchs' Team zum Start der Expedition. "Die Meeresströmung erwärmt sich im Atlantik westlich des afrikanischen Kontinents, fließt zum Golf von Mexiko, erwärmt sich dort weiter, nimmt den Florida- und Bahamasstrom auf, strömt dann Richtung britische Inseln und transportiert dabei umgerechnet so viel Energie wie rund eine Million Atomreaktoren."

Schon länger würden Forscher warnen, dass der Klimawandel dieser "Umwälzpumpe" die Kraft raube: " Durch den vermehrten Einstrom von Schmelzwasser und den Rückgang des Meereises hat sich die 'Atlantic Meridional Overturning Circulation' (AMOC), wie der Golfstrom in der Wissenschaft heißt, bereits um rund 15 Prozent abgeschwächt. Das ist dramatisch, da der Golfstrom als Kippelement gilt: als eines jener Systeme im weltweiten Klimasystem, das ab einer bestimmten Erderwärmung zu kollabieren droht."

Arved Fuchs und die "Dagmar Aaen" sind auf ihrer vierten Etappe der Ocean-Change-Expedition ausgestattet mit modernster Technik und wissenschaftlich begleitet u. a. vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Geomar. Eine SubCtech-Anlage mit Sonden von Sea & Sun Technology etwa wird fortwährend den Salzgehalt, Kohlenstoffdioxid (CO2), Leitfähigkeit, Temperatur, Chlorophyll und Sauerstoff im Meerwasser messen – und das bis zu einer Tiefe von 500 Metern.

  Arved FuchsFoto: Thomas Eisenkrätzer
Arved Fuchs

Dieses Meerwasser wird permanent durch die Anlage zirkulieren und die Daten direkt via Satellit an Geomar senden, die diese Werte 24 Stunden am Tag live auf ihrer 2021 entwickelten Navigationsplattform Beluga abbilden werden. Ebenso installiert die Crew der "Dagmar Aaen" während der Expedition Messbojen von Meteo France, die drei Jahre lang autonom Daten sammeln und versenden. Beluga wird permanent über den Verlauf der Expedition berichten.

Arved Fuchs ordnet die diesjährige Etappe der Expeditionsreihe auch unter drei weiteren wichtigen Gesichtspunkten ein: "Als Ships of Opportunity werden Schiffe bezeichnet, die in selten befahrenen Regionen der Weltmeere unterwegs sind und die dank modernster digitaler Messtechnik in der Lage sind, Daten über den Zustand des Meeres zu sammeln. Die 'Dagmar Aaen' ist ein solches Ship of Opportunity. Seit Jahrzehnten ist sie auf den entlegenen polaren Routen unterwegs. Das interdisziplinäre Arbeiten zwischen Forschungsinstituten und Segelyachten, wie etwa bei der Segelregatta Vendée Globe oder unserer aktuellen Expedition, liefert wertvolle Daten an Forschungseinrichtungen wie z. B. das Geomar."

Weiter sagt Fuchs: "'Unite behind the Science' lautet unsere Devise. Wir müssen eine Saite im Menschen zum Klingen bringen, denn nur dann werden wir die ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit lösen können. Das werden wir nur schaffen, wenn wir möglichst viele Menschen mitnehmen und lernen, die globalen Zusammenhänge besser zu verstehen – deswegen habe ich meine Arbeit schon immer als 'Citizen Science Projekt' verstanden. Alles hängt mit allem zusammen. Und dafür brauchen wir die Wissenschaft, ganz einfach!"

  "Dagmar Aaen" beim Auslaufen aus der Kieler FördeFoto: Thomas Eisenkrätzer
"Dagmar Aaen" beim Auslaufen aus der Kieler Förde

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