Not-AblegerWie ich ein komplettes Kochgeschirr schrottete

YACHT-Redaktion

 · 12.03.2025

Not-Ableger: Wie ich ein komplettes Kochgeschirr schrotteteFoto: KI
Diese Seglerbeichte ist dem Skipper so peinlich, dass er lieber anonym bleiben möchte. Verständlich, wenn man liest, was ihm passierte.

In der Serie „Segler beichten“ gestehen wir unsere dümmsten Fehler beim Segeln. Aber wir sind auch auf Ihre Beichte gespannt. Schicken Sie uns ihren Text, wenn möglich mit Bildern, an mail@yacht.de, Stichwort „Seglerbeichte“. Falls gewünscht, erfolgt die Veröffentlichung anonymisiert.



1997 überführte ich mit fünf gleichaltrigen Freunden zum ersten Mal eine werftneue Yacht von Slowenien in die Türkei. Eine große Sache für einen 23-jährigen Skipper, der sich natürlich bewähren wollte.

Es war ein schönes, aber auch anstrengendes Segeln, denn der Wind kam – wenn er denn wehte – natürlich als Starkwind von vorne. In der Straße von Otranto fuhren wir bei Flaute unter Motor auf einen treibenden Holzbalken oder Baum, aber sonst ging alles glatt.

Nach zehn Tagen nonstop fanden wir uns mitten in der Ägäis wieder und gönnten uns – todmüde – eine erste Pause. Wir liefen bereits bei Dunkelheit und ablandigem Wind in Astipaleia ein, warfen den Heckanker und legten mit dem Bug an einer winzigen Steinmole in der leeren, unbewohnten Bucht an. Nie haben Spaghetti besser geschmeckt als die, die wir dann kochten. Da wir alle hundemüde waren, hängten wir nach dem Essen die Töpfe zum Einweichen einfach aufgefädelt an einer Leine über die Reling. Das Geschirr packten wir in einem Stoffbeutel dazu.

Plötzlich dreht der Wind

Es kam, wie es kommen musste. Nachts drehte der Wind und der Heckanker slippte. Ich wurde wach, weil der Kiel – zum Glück der Kiel – ersten Kontakt mit den Steinen hatte. Raus an Deck, an Land springen und das sich langsam längsseits drehende Schiff abhalten war eins, noch bevor ich richtig wach wurde. Dann folgte ein hektisches All-Hands-Manöver, bei dem wir unter wildem Motoreinsatz ablegten. Wir hatten ja keinerlei Fender und Leinen vorbereitet, keine vernünftigen Springs oder Ähnliches, außer der einzelnen Vorleine. All unsere Konzentration galt dem Rumpf des neuen Schiffs, der keinesfalls Kontakt zur Steinmole bekommen durfte.

Was ist mit dem Geschirr?

Dieses Ziel erreichten wir auch. Wir ankerten dann frei schwojend und gingen wieder in die Koje. Als wir am nächsten Morgen die Töpfe und das Geschirr an Deck holen wollten, hing nur noch eine abgerissene Leine über die Seite. Ich sprang über die Reling ins noch kalte Wasser und suchte mit Flossen und Maske die Töpfe am Grund der Bucht. Nach über einer Stunde hatte ich sie endlich gefunden. Sie waren nur noch ein Haufen scharfkantiges, verbeultes Blech. Wenigstens ein bisschen Besteck und zwei Teller konnte ich retten, sodass wir auf der restlichen Überführung nicht alle mit den Fingern aus der einen verbliebenen Pfanne essen mussten. Wir fuhren weiter und motorten, da der Wind einschlief, die verbleibenden 150 Seemeilen zum Zielhafen.

Der Propeller hat einen weg

Aber irgendetwas stimmte nicht. Das Schiff kam nicht richtig in Fahrt und irgendwie klang der Motor anders als vorher. Also stoppten wir und ich ging wieder tauchen. Jetzt erst sah ich den Propeller. Er hatte zwar noch alle drei Flügel, aber diese hatten tiefe Scharten und Kerben, und zumindest ein Blatt war stark verbogen.

Bei der Rückgabe habe ich dann alle Schäden der Agentur gemeldet – inklusive der leichten Grundberührung mit dem Kiel, der Sache mit dem Propeller und der ungewöhnlichen Motorgeräusche. Unsere Kaution waren wir komplett los und zusätzlich klaffte in der Bordkasse das Loch für einen kompletten Satz Töpfe, Pfannen und Geschirr. Denn diese haben wir heimlich im Geschäft nachgekauft, wobei ich den Propellerschaden dem Baumstamm anlastete, der ja schon im Logbuch stand...



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