„Nomade des Mers“Ein Katamaran als Lowtech-Labor

Kristina Müller

 · 06.01.2024

Die junge Crew aus Frankreich bei der Rückkehr von ihrer Weltumsegelung
Foto: Benoît Stichelbaut
Buchtenbummeln? Von wegen! Auf der „Nomade des Mers“ wurde gesegelt und geforscht. Im Fokus standen Lowtech-Projekte, die sich mit einfachen Mitteln umsetzen lassen

Altes reparieren und wiederverwerten, statt es wegzuwerfen und Neues zu kaufen. Erneuerbare statt endliche Ressourcen nutzen. Alternativ denken. All das macht Corentin de Chatelperron, und zwar an Bord. Von 2016 bis 2022 ist der Franzose auf dem Katamaran „Nomade des Mers“ in 25 Etappen um den Globus gesegelt, um weltweit sogenannte Lowtech-Ideen zu entdecken, auszuprobieren, weiterzuentwickeln und auf einer Open-Source-Plattform zu verbreiten. Lowtech-Konzepte, das sind originelle Lösungsansätze für die nachhaltige Nutzung und Wiederverwendung von Ressourcen.

In Marokko etwa hat das kleine Team des Franzosen eine Technik zur Meerwasserentsalzung entwickelt, auf Madagaskar Algen für die Ernährung gewonnen und in Sri Lanka Plastikmüll verwertet. Als Labor diente dabei das Schiff, ein VPLP-Katamaran vom Typ Kennex 445, der die Crew autark mit Energie versorgen und ernähren sollte. Der Salon glich einem Gewächshaus, am Heck war ein Hühnerstall befestigt, und selbst gezüchtete Insekten ergänzten die Bordküche – zugegeben nichts für jeden.

Vor allem junge Leute sind interessiert an Lowtech

Ohne Frage bedarf es großen Engagements und einer Passion für das Thema, um so weit zu gehen. „Das ist etwas für Leute, die einen nachhaltigen Lebensstil führen wollen, sich wirklich für Lowtech interessieren und handwerklich begabt sind“, resümiert Chatelperron im Gespräch mit der YACHT. „Viele schreiben mir und fragen mich, wie sie Lowtech an Bord installieren können. Vor allem junge Leute.“ Seine Gegenfrage laute dann, wie tief sie wirklich einsteigen wollen. Wenn ernsthaftes Interesse am Leben mit simpler Technik und selbst gebauten Geräten an Bord besteht, erklärt er etwa, wie auf der „Nomade des Mers“ der Solarofen zum Kochen funktioniert und wie sie während der Weltumsegelung ohne Kühlschrank zurechtgekommen sind.

Er selbst ist noch einen Schritt weiter gegangen: Vier Monate hat Chatelperron auf einem Bambusfloß in Thailand gelebt. Er wollte zeigen, dass er dort völlig autark sein kann. Nachzulesen sind seine Erkenntnisse in seinen Büchern. „Auf jeden Fall ist Lowtech heute bekannter als noch vor zehn Jahren. Mehr und mehr Menschen hören davon“, weiß der sympathische Tüftler, der in der Szene fest verwurzelt ist. „Vielleicht hat meine Reise dabei auch den ein oder anderen inspiriert.“


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