Kristina Müller
· 29.08.2022
Fans von Segel-Vlogs kennen Nike Steiger als unermüdliche Bootsbastlerin unter Palmen, die seit Jahren daran arbeitet, mit ihrer Reinke „Karl“ einmal auf große Fahrt zu gehen. Doch die Lüneburgern hat sich längst einem neuen Herzensprojekt verschrieben. Auf ihren Törns in Mittelamerika konnte sie die katastrophale Verschmutzung der Meere nicht tatenlos hinnehmen und hat die gemeinnützige Organisation „In Mocean“ gegründet
Ihr Ziel ist es, Ozeane und Küsten von Plastikmüll zu befreien, gleichzeitig die Armut in ländlichen Regionen zu adressieren und für Umweltschutz und Plastikvermeidung zu sensibilisieren. Dazu will sie das Problem der globalen Plastikverschmutzung auf lokaler Ebene angehen.
Dabei werden betroffene Küstengemeinden beim Aufbau kommunaler Recycling-Werkstätten unterstützt, in denen gesammelte Plastikabfälle mit nicht industriellen, speziell für diesen Zweck entwickelten Recycling-Maschinen zu neuen Produkten werden. Der Verkauf dieser Produkte soll örtlichen Sammlern und Recyclern neue Einkommensquellen verschaffen und die Umweltsituation vor Ort verbessern.
Nun kommt Nike Steiger mit ihrem Projekt nach Deutschland. Ab dem 3. September kann man sich an drei Wochenenden an deutschen Ostseehäfen ein Bild ihrer Arbeit machen und selbst entdecken, wie sich aus Plastikmüll neue Gegenstände entwickeln lassen.
Steiger hatte dafür über ihre Social-Media-Kanäle einen Aufruf gestartet, um ein Boot zu finden, das als Basis für die Ostseetour dient. Nun ist ihr Projekt mit der „Rooster“ unterwegs, der 14-Meter-Stahlyacht eines deutschen Skippers. Um einen Platz für eine Tagesfahrt kann man sich per Mail an we-are@in-mocean.org bewerben. Die Termine sind:
Vor Ort wird erklärt, wie eine Recycling-Werkstätte funktioniert – vom Identifizieren der geeigneten Plastikarten über das maschinelle Zerkleinern bis hin zum Einschmelzen zu neuen Dingen. In separaten Workshops sollen die Besucher lernen, mit geringen Hilfsmitteln Flaschendeckel in Schmuck umzuwandeln. Unabhängig vom Workshop können Besucher 20 Deckel mitbringen und in ein neues Produkt umwandeln. Termine und Uhrzeiten:
Teil des Ostseeprojekts sind auch Vorträge, in denen Nike Steiger über die Entstehungsgeschichte von „In Mocean“ berichtet, aber auch auf die Anfangszeit ihres Refit- und Youtube-Projekts in Panama zurückblickt. Der Vortrag ist kostenlos, eine Anmeldung nicht nötig. Die Termine sind:
Nike Steiger: Sie ist Teil meines neuen Projektes, bei dem es um die Wiederverwendung von angeschwemmtem Müll aus dem Meer in abgelegenen Regionen geht. Ich konnte acht Crews dafür gewinnen mitzumachen. Darunter sind international sehr bekannte Segel- Vlogger wie „Delos“ oder „Uma“. Der Bekanntheitsgrad dieser „Recycling-Flotte“ soll helfen, ordentlich Wumms in das Thema zu bekommen.
Die Crews segeln in ganz unterschiedlichen Teilen der Erde und vor allem auch in abgelegenen Regionen, wo Unmengen an Plastikmüll im Meer treibt und an die Strände gespült wird. Die Einheimischen haben aber meist drängendere Sorgen als die richtige Entsorgung oder gar Wiederverwertung des Mülls. Das wollen wir mithilfe der Flotte ändern.
Ich habe gemeinsam mit einer Freundin die Initiative „In Mocean“ gegründet, mit der wir uns im Kampf gegen Plastikmüll engagieren. Anfangs haben wir Beach-Clean-ups veranstaltet. Dann haben wir nach einer Open-Source-Vorlage zwei Maschinen gebaut, mit denen man selbst gesäuberten Plastikmüll schreddern und zu neuen Produkten formen kann – an Bord!
Die Idee geht noch weiter und ist auch schon erprobt: Wir haben im Sommer 2021 erfolgreich das erste Projekt in Costa Rica abgeschlossen, bei dem wir mit Einheimischen Müll gesammelt haben, den sie in drei Wochen zu 300 Produkten wie Schalen und Schmuck weiterverarbeitet und an Touristen verkauft haben. Der Erlös entspricht in etwa einer vollen Arbeitsstelle vor Ort. Wir wollen Bewusstsein für Plastikmüll als Ressource schaffen und die Wiederverwendung fördern, das ist das Ziel.
Genau, mit den Recycling-Maschinen an Bord lässt sich demonstrieren, was sich so alles aus dem Müll erschaffen lässt. Der nächste Schritt soll dann die Unterstützung der Einheimischen mit Knowhow und Hilfe bei der Finanzierung sein, um landbasierte Recycling-Maschinen anschaffen zu können.
Sehr positiv, fast alle hatten sofort Lust mitzumachen.Von zehn Crews, die ich gefragt habe, sind jetzt acht dabei.
Aktuell wird der Prototyp für die Bord-Maschinen bei PlasticPreneur in Österreich hergestellt. Ich bin zurzeit in Deutschland, um alles voranzutreiben. Im November startet die Crowdfunding-Aktion zur Finanzierung der Maschinen.
Ich werde weiter auf „Karl“ leben und vloggen, aber der Inhalt meines Kanals wird sich leicht verändern.