Pascal Schürmann
· 22.02.2016
Der bekannte Langfahrt- und Expeditionssegler, Buchautor und Piraterie-Experte erlag gestern im Alter von 76 Jahren einer schweren Krankheit
Er war Weltumsegler, Abenteurer, Journalist und Buchautor. Einen Namen machte er sich unter anderem als Experte für Langfahrt, als Dokumentar von Piratenüberfällen und als Expeditionsreisender, der die frühen Migrationswege der Polynesier in der Südsee erforschte: Klaus Hympendahl. Gestern ist der gebürtige Hamburger im Alter von 76 Jahren in Buenos Aires, Argentinien, gestorben.
Hympendahl, der seit vielen Jahren in Düsseldorf wohnte, arbeitete knapp zweieinhalb Jahrzehnte als Texter und Creative Director in der Werbung und war auch Inhaber einer eigenen Werbeagentur. Zum Segeln kam er durch seinen Vater, der Mitglied im Kieler Yacht-Club war. Von 1986 bis 1991 umsegelte Hympendahl die Welt im Zickzackkurs entlang der Passatroute. Während dieser Zeit schrieb er über 40 Artikel für Segelzeitschriften.
Nach seiner Rückkehr gründete er die Blue Water GmbH, eine Ausrüstungsfirma für Langfahrtsegler, die sich binnen kurzer Zeit in der Szene etablierte. Hympendahls Unternehmerdasein währte indes nur sechs Jahre lang. Dann verkaufte er die Firma wieder, um nur noch zu schreiben – und sich neuen Projekten zu widmen.
Nachdem er 1997 eine Artikelserie über die Navigationskünste der Araber, der Wikinger und der Polynesier veröffentlicht hatte, fuhr er noch im selben Jahr zu den Santa-Cruz-Inseln im Pazifik, um ein von der Unesco unterstütztes Projekt durchzuführen: den Bau des letzten gesegelten polynesischen Segelschiffs, einer "Te Puke". Auf dieser Reise entstand auch sein erster Roman: "El Niño – wenn das Meer brennt". Seitdem unterstützte er die dortige vom Zyklon zerstörte Insel Tikopia.
In den Jahren danach wurde Hympendahl darüber hinaus zum gefragten Piraterie-Experten. Im Jahr 2001 erschien sein Buch "Yacht-Piraterie – die neue Gefahr". Es war das erste Werk über weltweite Piratenattacken mit 40 authentischen Berichten von überfallenen Crews. Zugleich betrieb er eine der ersten Seiten im Internet, auf denen sich speziell Blauwassersegler über von Piraten kontrollierte Reviere in aller Welt informieren konnten. Viel Aufsehen erregte auch ein weiteres Buch von ihm, das "Logbuch der Angst". Darin zeichnete Hympendahl akribisch den Kriminalfall nach, der sich 1981 an Bord der "Apollonia" während einer Atlantiküberquerung ereignet hatte und die zwei der ursprünglich sechs Crewmitglieder nicht überleben sollten.
Danach wandte sich Hympendahl erneut den Navigationskünsten früher Seefahrer zu. 2008 begab er sich gemeinsam mit dem Selbstbau-Katamaran-Pionier James Wharram auf die "Lapita-Voyage". Diese fünfmonatige, enorm strapaziöse Segelexpedition mit zwei baugleichen, den frühen Booten der Südsee-Insulaner nachempfundenen Zweirumpfern führte die Segler über 4000 Seemeilen quer durch Polynesien. Hympendahl und Wharram wollten den Beweis erbringen, dass die Besiedlung der Südsee von Asien aus erfolgt war und mithin gegen die vorherrschenden Strömungen und Passatwinde.
Noch 1947 war der norwegische Abenteurer und Forscher Thor Heyerdahl anlässlich seiner damaligen "Kon-Tiki"-Expedition davon ausgegangen, dass die Polynesier einst von Südamerika aus in die Südsee gelangt seien, also mit dem Wind und Strom. Hympendahl und Wharram konnten hingegen mit ihrem Erfolg die heute allgemein anerkannte wissenschaftliche These stützen (siehe dazu auch das Interview "Heyerdahl lag falsch", das 2009 in der YACHT erschien).
In der jüngsten Vergangenheit arbeitete Klaus Hympendahl eng mit einem weiteren Blauwasser-Pionier zusammen: Jimmy Cornell. Als dieser vor wenigen Jahren eine Reihe neuer Segelrallys für Langfahrer ins Leben rief, unter anderem die Atlantic Odyssey und die Blue Planet Odyssey, unterstützte Hympendahl ihn als Ansprechpartner für deutsche Teilnehmer und auch als Rally-Betreuer in verschiedenen Etappenhäfen. Für die YACHT wollte Hympendahl im kommenden Herbst noch einmal in die Karibik segeln, 30 Jahre nach seiner ersten Teilnahme an einer Transatlantik-Rally.
Dazu sollte es nicht mehr kommen. Klaus Hympendahl verstarb am gestrigen Montag überraschend in Buenos Aires, nachdem eine schwere Krankheit, die er im Griff zu haben glaubte, unerwartet und heftig wieder ausgebrochen war. Nach Argentinien war er gereist, um an einem Buch über den Tango zu arbeiten – neben dem Segeln seine zweite große Leidenschaft.