NachrufAcht Glasen für Sirius-Gründer Peter Schmidt

Nachruf: Acht Glasen für Sirius-Gründer Peter SchmidtFoto: Sirius-Werft
Peter Schmidt (l.) gründete in Plön Ende der 1960er Jahre die Sirius-Werft auf der bis heute unter der Leitung von Sohn Torsten (r.) Deckssalonyachten entstehen.
Der leidenschaftliche Pionier des Deckssalon-Konzepts, Klaus Peter Schmidt, verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren. Mit seinem Tod geht ein leidenschaftlicher Segler und visionärer Unternehmer aus der Gründerzeit des Kunststoff-Yachtbaus auf seine letzte Reise.

Schmidt war bei Kunden und in der Bootsbaubranche als echter Querdenker bekannt, der seit 1970 nicht nur viele beliebte Fahrtenyachten, sondern in den 80er Jahren auch das Deckssalon-Konzept entwickelte. Der 1940 Geborene wuchs in einer Zeit großer Umbrüche auf, in der er den Wiederaufbau Deutschlands am eigenen Leib erlebte. Seine Geschichte ist eine typische Nachkriegsgeschichte, doch zugleich ist sie alles andere als gewöhnlich.

Segler seit Jugendjahren

Schon früh entdeckte Peter Schmidt seine Leidenschaft für das Wasser. Als Jugendlicher tauschte er eine Gitarre gegen das Gerippe eines Kanus, welches er mit alten Zeitungen und Leinöl wieder schwimmfähig mache und mit Schwert und Mast zum Segeln brachte – ein improvisiertes Gefährt, das bald den Weg für sein erstes richtiges Segelboot ebnete.

Beruflich schlug Peter Schmidt zunächst einen anderen Weg ein. Er absolvierte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bei Opel Mausner in Celle, der eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann folgte worauf er im Vertrieb arbeitete. Nach einem kurzen Zwischenstopp im industriellen Farbenhandel zog es ihn jedoch auch beruflich zu seiner wahren Leidenschaft: dem Segeln.

Vom Hobby zum Beruf

Aus dem Hobby wurde schließlich Berufung. Ende der 1960er-Jahre, als GFK den traditionellen Holzbootbau ablöste, suchte Peter Schmidt für sich selbst nach einer Yacht für die Ostsee – und fand keine, die seinen Vorstellungen entsprach. Stattdessen nahm er Kontakt mit der Bootswerft Herbert Klein auf, um eine kühne Idee umzusetzen: Aus dem über Kopf gedrehten Rumpf seines vorhandenen 24-Fuß-Bootes sollte die Form für ein neues, größeres Boot entstehen – ganz ohne das Original zu beschädigen, dessen Verkaufserlös er zur Finanzierung des Prototyps benötigte.

Was damals wie ein waghalsiges Unterfangen klang – und es zweifelsohne auch war – wurde zum Grundstein einer bemerkenswerten Werftgeschichte. Dr. Jüs Segger zeichnete Deck- und Riggplan und der Waran-Kreuzer war geboren. Freunde und Segelkollegen bestaunten das sich entwickelnde Projekt und rieten ihm, daraus ein Geschäftsmodell zu machen.

Grundstein der Werftgründung

Kurz vor der Messe in Hamburg – damals noch im Januar – bekam er einen zufällig gerade frei gewordenen Standplatz und setzte sich persönlich das Ziel auf der Messe vier Boote zu verkaufen. Sollte dies gelingen, wollte er den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Am Ende der Messe waren 17 Boote verkauft und der Grundstein für die Sirius Werft war gelegt.

In Lachendorf bei Celle wurde mit Freunden und viel eigenem Schweiß eine erste eigene Produktionshalle und ein Wohnhaus gebaut. 1971 löste die erste von Heribert Streuer gezeichnete Sirius die Waran-Serie ab. Der Sirius 26 folgte die 23 und kurze Zeit später die 24. Als in der folgenden Boomzeit des Bootsbaus die Kapazitäten nicht mehr ausreichten, wurde die Produktion der Sirius 26 und später der ersten Sirius 31 und 33 in die Werft Grell nach Lübeck abgegeben und 1977 der Grundstein für die heutige Produktion in Plön gelegt.

Einführung des Deckssalon-Konzepts

Mit großer Beharrlichkeit und feinem Gespür für den Markt führte Peter Schmidt die Sirius Werft und prägte sie nachhaltig durch seine außergewöhnlichen Ideen. Besonders das 1988 von ihm entwickelte Deckssalon-Konzept zeugt von seinem visionären Denken: Anfangs belächelt und von den eigenen Bootsbauern scherzhaft als „Kanickelstall“ bezeichnet, wirkte der hohe Aufbau mit den vielen Fenstern auf dem Rumpf des flotten 31er Seglers zunächst ungewohnt. Doch Peter Schmidt erkannte früh die Bedürfnisse jener Segler, die auch im Hafen nicht „im Keller sitzen“ wollten – und schuf eine neue Kategorie von Yachten, die Salon, Pantry und Innensteuerstand an das Licht holte und die komfortable Inneneinrichtung mit Rundumsicht mit dem Cockpit verband.

Mit der Zeit wurde der Aufbau immer harmonischer in die Linien der Schiffe integriert, funktional durchdacht und zugleich ästhetisch weiterentwickelt. 1991 lief der letzte reine Segler vom Stapel und es folgte die erfolgreiche 32 DS, sowie die von Georg Nissen gezeichnete 36, die später zur 38 DS wuchs. So wurde aus einer mutigen Idee ein Markenzeichen, welches für immer mit dem Namen Klaus Peter Schmidt verbunden bleiben wird.

Erfolgsrezept bis heute

Mehr als 55 Jahre nach der Gründung der Werft und dem Bau von rund 900 Yachten entstehen auch heute noch in der Sirius-Werft Deckssalonyachten – inspiriert von einem genialen Konzept und seiner konsequenten Weiterentwicklung. Diese Yachten genießen weltweit große Anerkennung für ihre herausragende Qualität, ihre Individualität, ihr durchdachtes Design und die konsequente Umsetzung des einzigartigen Deckssalonprinzips.

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Mitte der 1990er-Jahre übergab Peter Schmidt zunächst die Produktionsleitung in die Hände seines Sohnes Torsten, der Ende 2000 die Werft komplett übernahm und sie bis heute erfolgreich weiterführt. Vater Schmidt blieb Zeit seines Lebens Segler und Tüftler durch und durch, segelte alle Modelle Jahr für Jahr selbst und war nebenher in der Jollenkreuzer-Szene auf Regatten sehr erfolgreich, bis zum Titel des deutschen Vizemeisters.

Bis zuletzt verbunden

Auch im Ruhestand blieb Peter Schmidt der Werft, dem Segeln und dem Wasser stets eng verbunden und war acht Jahre lang mit seiner eigenen Sirius 38 DS auf Langfahrt. Er erfreute sich bis zuletzt bester Gesundheit und brauchte immer Projekte, die ihn beschäftigen. Schmidt begleitete das Geschehen der Werft aus der Entfernung, aber stets mit wachem Blick – und sicherlich auch mit der einen oder anderen kritischen Anmerkung.

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Werftgründer Schmidt hinterlässt nicht nur Familie und Freunde, sondern auch ein unter Seglern weithin bekanntes Lebenswerk. Seine Neugier, sein unternehmerisches Geschick und seine unkonventionelle Art haben den deutschen Yachtbau in seiner wichtigsten Phase geprägt. Er war ein Mann, der nicht einfach Yachten baute, sondern Träume vom komfortablen Segeln, Reisen und Leben auf dem Wasser Wirklichkeit werden ließ – und selbst genoss.

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