Wenn im Indischen Ozean die Wellen wild aus allen Richtungen anrollen, macht Christian Sauer es wie die Profis auf ihren Imocas: Er trägt an Bord seiner „Argo" einen Helm. Nicht wegen der Geschwindigkeit – die elf verbliebenen Teilnehmer des Mini Globe Race 2025 segeln mit gemächlichen fünf Knoten. Das entspricht einem Etmal von 120 Seemeilen.
Zur Achterbahnfahrt wird die dritte Etappe wegen der Boote selbst. Sie sind gerade mal 5,80 Meter lang. Bei unberechenbaren Kreuzseen und anhaltenden Sturmböen werden die kleinen Yachten wie Nussschalen umhergeworfen.
Kurz nach den Kokosinseln, dem dritten Zwischenstopp der aktuellen Etappe von Fidschi nach Kapstadt, sei es besonders herausfordernd gewesen, erzählt Christian Sauer. “Es gab viele Squalls, sehr böig. Die Wellen kamen aus allen Richtungen. Da bin ich ganz schön umhergeworfen worden”, sagt er in einem Facebook-Post. Danach sei das Wetter besser geworden, obwohl die See noch recht aufgewühlt gewesen sei.
Insgesamt sei er jedoch guter Dinge, sagt er im Gespräch mit der YACHT. Die Zeit fliege an ihm vorbei. „Ich komme mit dem Wetter gut klar. Ich fühle mich sicher auf dem Boot und funktioniere jederzeit, wenn Manöver gefahren werden müssen.“
Immer wieder ringe er mit dem Iren Jakub Ziemkiewicz („Bibi“, Baunummer 185) um die Platzierung, erzählt er. „Aber am Ende komme ich einfach nicht an ihn heran.” Auf welchem Platz er genau liegt, lässt sich erst am Ende der Etappe sagen, wenn alle Teilabschnitte zusammengezählt sind. Sicher ist schon jetzt, dass der Schweizer Renaud Stitelmann mit seiner „Capucinette“ (Baunummer 28) weiterhin die Gruppe anführt.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch erreichte Christian Sauer schließlich Rodrigues Island, seinen nächsten Zwischenstopp. Dort verbringt er ein paar Tage, bevor es weiter nach Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius, segeln wird. Von den insgesamt 10.000 Seemeilen der dritten Etappe hat Sauer inzwischen rund 7.000 Seemeilen hinter sich gebracht.
Der Indische Ozean gilt als besonders anspruchsvoll – komplexe Strömungen, starke Winde, große ungeschützte Distanzen. Voraussichtlich im Dezember erreichen die Teilnehmer Kapstadt. Bis dahin wartet noch ein schwieriger Abschnitt, sagt Christian Sauer.
Noch segeln wir im Passat-Wind, ab Mauritius wird sich das ändern. Dann werden wir vermutlich mehr den Einfluss des Südpolarmeeres spüren.
Angst hat Christian Sauer davor nicht, sagt er, aber einen enormen Respekt – auch genährt durch Erzählungen aus der Familie. Sein Vater segelte einst mit einem selbstgebauten Boot um die Welt und erlebte nahe der Kap-Rundung einen schweren Sturm, von dem in der Familie noch heute erzählt wird. Diese Geschichten verstärken Sauers Respekt vor dem Ozean, aber sie halten ihn nicht davon ab, seine Reise um die Welt fortzuführen.
Das Mini Globe Race ist das erste seiner Art: das erste Rennen um die Welt für die weltweit kleinste Einheitsklasse.