Als Christian Sauer die letzten Jahre in seiner Werkstatt stand, habe er immer wieder an eines denken müssen: die Weite des Pazifiks. “Ich hatte immer wieder das Bild der Erdkugel aus der Perspektive des Pazifiks im Kopf. Dieser blaue Ball, bei dem am Rand nur ein kleiner Teil der Landmassen von Amerika, Australien oder Asien sichtbar ist”, sagt Sauer im Gespräch mit der YACHT.
Damals arbeitete er noch an seiner "Argo", einem 5,80 Meter langen Minikreuzer aus Sperrholz. In der vergangenen Woche erreichte er mit diesem Boot die Vuda Marina auf Fidschi. Hinter ihm liegen nun 6.800 Seemeilen durch jenen pazifischen Ozean, von dem er einst geträumt hatte. "Es ist ein wirklich tolles Gefühl", sagte Sauer nach seiner Ankunft.
Ende März startete Sauer von Panama aus in die zweite Etappe des Mini Globe Race. Insgesamt benötigte er 85 Tage, um Fiji zu erreichen. Die Route wurde jedoch nicht in einem Stück zurückgelegt, denn die Flotte, bestehend aus insgesamt 15 Seglerinnen und Seglern, legte mehrtägige Stopps auf den Marquesas, in Tahiti und in Tonga ein.
Der Schweizer Renaud Stitelmann erreichte als Erster das Ziel auf Fidschi und lag dabei etwa fünf Tage und sechs Stunden vor Christian Sauer. Schon in den vorherigen Etappen konnte Stitelmann seine Führung erfolgreich verteidigen und weiter ausbauen. Christian Sauer hat sich auf einem soliden sechsten Platz etabliert, direkt hinter dem Kanadier Dan Turk.
Sauer berichtet, dass er größtenteils verschont geblieben sei, während einige andere Boote zeitweise mit Stürmen, Knock-downs in Böen und unangenehmen Legerwall-Situationen zu kämpfen hatten. Trotz einiger Nächte mit starkem Wind und zahlreichen Segelwechseln habe er insgesamt recht gute Bedingungen angetroffen.
Was ihm weiterhin Sorgen bereite, sei die Schulter, so Sauer. Die Beschwerden schleppt er bereits seit der Atlantiküberquerung mit sich. Zwischenzeitlich vermutete er, es handle sich um ein muskuläres Problem. Doch eine Untersuchung des Gelenks, während einem der Zwischenstopps, hat ergeben, dass eines der Bänder gerissen ist.
Die Ärzte sind sich einig, dass eine Operation unvermeidlich ist. Allerdings sind sie uneins darüber, ob diese sofort oder erst nach dem Ende des Mini Globe Race erfolgen sollte. Falls eine Verzögerung langfristige Folgen hätte, plant Sauer, die Schulter schnell operieren zu lassen. Dies würde jedoch das Ende seiner Teilnahme am Mini Globe Race bedeuten, da eine sechsmonatige Rehabilitation erforderlich wäre.
Nach seiner Ankunft in Fidschi ließ Sauer offen, wie es für ihn weitergehen würde. Er plant, zeitnah ein Krankenhaus aufzusuchen, um weitere medizinische Beratung einzuholen. Erst danach wolle er eine Entscheidung treffen, sagt Sauer.
Zuvor soll allerdings sein Boot zurück ins Wasser. Er hatte es kurz nach seiner Ankunft aus dem Wasser heben lassen, um Schäden am Kiel und am Antifouling zu beheben. Kurz nachdem er Panama verlassen hatte, kollidierte er in der ersten Nacht mit einem Gegenstand im Wasser. "Es muss ein Baumstamm oder etwas Ähnliches gewesen sein. Ich hatte wirklich Glück, dass nicht auch mein Ruder abgerissen ist."
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Neben den Arbeiten am Kiel stehen Arbeiten an der Elektrik und gegebenenfalls am stehenden Gut an. Vor allem die Elektrik mache ihm immer wieder Probleme. Diese hofft er bald zu lösen.
Bevor es weitergeht, hat er jedoch noch etwas Zeit. Der Start der dritten Etappe des Mini Globe Race ist für den 26. Juli angesetzt. Dann erwartet die verbliebenen Seglerinnen und Segler eine weitere lange Strecke. Mit wenigen Zwischenstopps führt die Route entlang der Nordküste Australiens durch den Indischen Ozean bis nach Kapstadt, wo die Flotte um die Weihnachtszeit erwartet wird.