Mikro-SegelnIm Ein-Meter-Boot über den Atlantik? Brite plant Rekordtörn

Kristina Müller

 · 25.05.2022

Mikro-Segeln: Im Ein-Meter-Boot über den Atlantik? Brite plant RekordtörnFoto: Andrew Bedwell
60 Tage allein im Mini-Boot auf dem Atlantik – das ist das ambitionierte Projekt eines Engländers

Klein, kleiner, am kleinsten: Andrew Bedwell will neue Maßstäbe im Mikro-Segeln setzen und mit einem winzigen Gefährt von Neufundland nach England fahren

Es klingt zu verrückt, um wahr zu sein. Doch das taten schon viele Segelprojekte auf den ersten Blick – insofern sollte man sich den Namen Andrew Bedwell durchaus merken.

Der Brite bereitet aktuell etwas, das nur mit einiger Überwindung "Boot" genannt werden kann, auf eine Atlantiküberquerung vor. Einhand, versteht sich, denn Platz ist kaum für ihn selbst. Mit seiner weiß-knallorangefarbenen "Big C" will Bedwell im kommenden Mai 2023 von Neufundland aus über den Großen Teich nach Großbritannien segeln und dabei einen neuen Rekord aufstellen.

Der 1.900-Seemeilen-Schlag soll von St. Johns nach Lizard Point in Cornwall führen und gut zwei Monate dauern. Dann soll die "Big C" das kleinste Segelboot sein, das den Atlantik bisher überquert hat. Nach Bedwells Angaben ist es nur knapp über einen Meter lang.

  Geeignet für einen Törn auf hoher See? Andrew Bedwell will es herausfindenFoto: Big C Challenge
Geeignet für einen Törn auf hoher See? Andrew Bedwell will es herausfinden

Der Skipper ist 48 Jahre alt und kommt aus Scarisbrick, einem Ort nördlich von Liverpool an der Irischen See. In einem Mini 6.50 ist er nach eigenen Angaben bereits solo rund Island gesegelt.

Sein Gefährt für den waghalsigen Törn ähnelt auf den ersten Blick einer Boje mit Kiel, Auftriebskörpern und Segel. Es soll zwölf wasserdichte Bereiche haben. Die zwei Rollvorsegel werden an einem A-förmigen Rigg mit Outriggern gesetzt.

Der Innenraum kann komplett wasserdicht verschlossen werden. Er hat Belüftungsmöglichkeiten und eine Kuppel, durch die der Mikro-Boot-Pilot die Umgebung im Auge behalten kann.

Die "Big C" ist mit AIS, UKW-Funk und Kartenplotter ausgestattet. Zur Energieversorgung gibt es ein Solarpanel, einen handbetriebenen kleinen Generator und einen Wassermacher. Das gewonnene Wasser soll im Kiel gestaut werden. Bezüglich des Proviants verkündet Bedwell bisher nur, dass dieser "funktional" sein werde.

  Alles im Blick? Durch die Kuppel schaut der Solosegler aus der "Kajüte" nach draußenFoto: Big C Challenge
Alles im Blick? Durch die Kuppel schaut der Solosegler aus der "Kajüte" nach draußen

Der Abenteurer sagt über sein Vorhaben:

"Das ist ein lang gehegter Traum von mir, aber ich mache mir keine Illusionen, dass es einfach wird. Der Mangel an Platz, an einer Toilette und an angemessenem Essen wird das Schwierigste für mich sein. Wenn dann noch ein paar Atlantikstürme hinzukommen, könnte es interessant werden!"

Um sein gewagtes Projekt zu finanzieren, über das er auch einen Film drehen will, hat der Mikro-Segler eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Aktuell ist er dabei, mit seinem Gefährt Testtörns im heimischen Revier zu unternehmen.