Krieg in der UkraineReaktionen, Sanktionen & Solidarität: Wie der Segelsport auf den Krieg in der Ukraine reagiert

Tatjana Pokorny

 · 02.03.2022

Krieg in der Ukraine: Reaktionen, Sanktionen & Solidarität: Wie der Segelsport auf den Krieg in der Ukraine reagiertFoto: Internationale Finn-Klasse
Mit diesem Bild zeigt die Internationale Finn-Klassenvereinigung ihre Solidarität für die Menschen in der Ukraine und ihre Sorge um die befreundeten Segler

Der nationale und der internationale Segelsport reagieren auf Putins mörderischen Angriffskrieg. Die Aktionen reichen von Sanktionen bis zu Hilfsinitiativen

Der Weltseglerverband World Sailing reagierte unter Führung seines chinesischen Präsidenten Quanhai Li spät, aber klar und in Anlehnung an das Internationale Olympische Komitee: In einem am 1. März noch einmal aktualisierten Statement machte der Dachverband des internationalen Segelsport seine Position deutlich:

"Heute traf World Sailing gemeinsam mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und weiteren globalen Sportorganisationen die Entscheidung, die Teilnahme russischer und weißrussischer Athleten und Funktionäre an World-Sailing-Events und sanktionierten Regatten bis auf Weiteres auszusetzen. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen unterstützt World Sailing einen einheitlichen und koordinierten Ansatz innerhalb der globalen Sportbewegung. Diese Entscheidung steht im Einklang mit der Empfehlung des IOC-Exekutivrats, die darauf abzielt, die Integrität der Wettbewerbe zu wahren und die Sicherheit aller Teilnehmer zu gewährleisten. Sie wurde vom World-Sailing-Vorstand einstimmig angenommen. Wir fordern nun unsere nationalen Mitgliedsverbände, angeschlossene Gremien und alle Veranstalter nachdrücklich dazu auf, die Maßnahme zur Aussetzung der Teilnahme russischer oder belarussischer Athleten und Offizieller an ihren jeweiligen Veranstaltungen und Wettkämpfen umzusetzen. Wo dies aufgrund knapper Zeitfenster, aus organisatorischen oder rechtlichen Gründen nicht möglich ist, rät World Sailing gemäß der Empfehlung des IOC-Vorstands den Veranstaltern, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um sicherzustellen, dass russische oder weißrussische Athleten (sei es als Einzelpersonen oder Team) und Offizielle in neutraler Form teilnehmen: ohne nationale Symbole, Farben, Flaggen oder Hymnen. Sowohl auf als auch abseits des Wassers einen unseren Sport die Werte Gleichberechtigung, Respekt und Fairness. Wir bitten jetzt unsere Segelfamilie, sich als sportliche Kraft für das Gute zusammenzuschließen, indem sie in dieser unglaublich schwierigen Zeit mit uns zusammenarbeitet."

"Putin, stoppe diesen kriminellen Krieg!"

  Die YACHT berichtete bereits über eine junge ukrainische Opti-Gruppe, die bei Kriegsausbruch im Trainingslager in Valencia war und in Sorge um Familien und Freunde in der Heimat protestierte. <a href="https://www.yacht.de/aktuell/panorama/schock-schicksale-und-enormer-zuspruch-wie-die-russische-ukraine-invasion-den-segelsport-trifft" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">Hier geht es zum Beitrag (bitte anklicken!)</a>Foto: privat
Die YACHT berichtete bereits über eine junge ukrainische Opti-Gruppe, die bei Kriegsausbruch im Trainingslager in Valencia war und in Sorge um Familien und Freunde in der Heimat protestierte. Hier geht es zum Beitrag (bitte anklicken!)

Für die Resolution des Weltseglerverbandes gab es international breite Zustimmung. In Worte fasste sie wie viele weitere Klassen die Internationale 2.4mR-Vereinigung. Das vermeldete ihr Präsident und Paralympics-Sieger Heiko Kröger: "Die Internationale 2.4mR-Klassenvereinigung verurteilt die Gewalt in der Ukraine scharf und hofft auf ein baldiges Ende der Feindseligkeiten. Wir unterstützen ausdrücklich die Position von World Sailing." Ihrer entschlossenen Zustimmung für die Sanktionen fügte die Finn-Klassenvereinigung noch diesen Satz hinzu: "Wir möchten betonen, dass wir unser Statement aufgrund der extremen Umstände mit schweren Herzen veröffentlichen und hoffen, dass alle Segler sicher bleiben und bald wieder willkommen geheißen werden können."

Gleichzeitig gibt es zur breiten Unterstützung für den kriegsbedingten Bann auch Stimmen, die an engagierte und mutige russische Athleten und Offizielle erinnern, die der Ausschluss zu Unrecht trifft. Die erfahrene, seit 20 Jahren für Teams und Organisationen im Segelsport engagierte Französin Corinne McKenzie sagte: "Ich unterstütze und respektiere das IOC und die World-Sailing-Entscheidung, aber gleichzeitig bricht es mir das Herz, dass unsere russischen Segler und Freunde unter den Regatta-Offiziellen bestraft werden." Viele russische Athleten haben sich wie beispielsweise die bekannte und beliebte Mini-Skipperin Irina Gracheva in deutlichen Worten gegen Putins Krieg ausgesprochen. Ihr Aufruf in den sozialen Netzwerken: "Viele Russen sind gegen diesen Krieg. Genau wie ich. Putin, stoppe diesen kriminellen Krieg!"

Auch und gerade in Superyacht-Kreisen wenden sich Crews gegen ihre Eigner. Das berichtet unter anderen das Magazin "SuperyachtNews online". In einem Beitrag heißt es: "Der anhaltende Konflikt in der Ukraine hat dazu geführt, dass Crews Superyachten in russischem Besitz den Rücken kehren oder sie sogar sabotieren." Hier geht es zum Bericht (bitte anklicken!). Die spanische Zeitung "Diario de Mallorca" hatte berichtet, dass ein ukrainischer Segler von der Polizei festgenommen worden ist, nachdem er versucht habe, die 48 Meter lange Motoryacht "Lady Anastasia" zu versenken. Vor Gericht hat der Mann inzwischen erklärt, dass er sich dazu entschlossen habe, nachdem er Bilder gesehen hatte, die zeigten, wie ein Gebäude voller Zivilisten von einer Rakete getroffen worden war.

In Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ist parallel zur Verurteilung und den daraus resultierenden Sanktionen auch eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft angerollt. Die Unterstützung reicht von kleinen Privatinitiativen bis hin zu breit angelegten Unterstützungsmaßnahmen auf vielen Ebenen.

  Unter diesem Motto rufen die Liga-Organisatoren zur Unterstützung für die Menschen in der Ukraine und Flüchtlinge aufFoto: DSBL
Unter diesem Motto rufen die Liga-Organisatoren zur Unterstützung für die Menschen in der Ukraine und Flüchtlinge auf

Die deutschen Segel-Ligen engagieren sich für ukrainische Flüchtlinge, organisieren eine Spendenaktion und stehen für Hilfstransporte bereit. "Die atuelle Lage und die Bilder, die wir täglich in den Medien sehen, sind unerträglich. Als Segler und Sportler wissen wir, dass man einander in Notsituationen beistehen muss", sagt Oliver Schwall, Geschäftsführer der Konzeptwerft und der Deutschen Segel-Bundesliga GmbH. "Wir als Segel-Bundesliga rufen gemeinsam mit unseren Liga-Vereinen in ganz Deutschland zu Geld- und Sachspenden auf, die am dringendsten benötigt werden. Außerdem stehen den Liga-Vereinen und der DSBL Kleinbusse für den Transport von Hilfsgütern oder Personen flexibel zur Verfügung, um Geflüchteten bei der Weiterreise innerhalb der EU zu helfen. Wir bitten alle Vereine, segelnahen Institutionen und unsere Partner, die unterstützen wollen, sich unserer Initiative anzuschließen." Hier geht es zu den Details der Hilfsaktion und Tipps, wie jeder helfen kann (bitte anklicken!).

Viele deutsche Segelvereine zeigen ihre Solidarität, indem sie – wie auf oder vor Regierungsgebäuden und Rathäusern im ganzen Land – die ukrainische Flagge gesetzt haben. So machte es auch der Blankeneser Segel-Club, wo nun die blau-gelben Farben vor dem Bootshaus am Hamburger Elbufer und neben dem Vereinsheim wehen. Gar nicht weit entfernt weht eine weitere riesige ukrainische Flagge auf dem Hamburger Süllberg. Die Initiative dazu kam von einer Gruppe vom Mühlenberger Segel-Club, vom Blankeneser Segel-Club sowie Segelmacher und Regnoc-Antreiber Frank Schönfeldt. In vielen deutschen Segelvereinen wird gedacht wie im Lübecker Yacht-Club, der dieses Statement veröffentlichte: "Wohl wissend, dass eine Solidaritätsbekundung alleine keinen Krieg beendet, möchten wir trotzdem im Namen des Lübecker Yacht-Clubs und seiner Mitglieder zum Ausdruck bringen, dass unsere Gedanken ganz bei allen Ukrainern sind. Wir alle wissen, was Freiheit und Demokratie bedeuten und wie wertvoll diese sind. Dass das ukrainische Volk diese Werte nun gegen eine solche Aggression verteidigen muss, macht uns fassungslos und traurig. Dieser Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen!" Dazu zeigt der Club seinen Stander in ukrainischen Farben (siehe Bild).

  Der Stander des Lübecker Yacht-Clubs trägt aktuell ukrainische FarbenFoto: Lübecker Yacht-Club
Der Stander des Lübecker Yacht-Clubs trägt aktuell ukrainische Farben
  Die blau-gelbe Flagge der Ukraine weht dank einer Segler-Initiative auch auf dem Hamburger Süllberg an der Elbe und ist weithin für Anwohner, Besucher und den Schiffsverkehr auf der Elbe sichtbarFoto: Sören C. Sörensen
Die blau-gelbe Flagge der Ukraine weht dank einer Segler-Initiative auch auf dem Hamburger Süllberg an der Elbe und ist weithin für Anwohner, Besucher und den Schiffsverkehr auf der Elbe sichtbar
  Ein Beispiel für viele Solidaritätsbekundungen in Richtung Ukraine: Der Blankeneser Segel-Club hat am Hamburger Elbufer vor seinem Bootshaus die ukrainische Flagge gehisstFoto: Sören C. Sörensen
Ein Beispiel für viele Solidaritätsbekundungen in Richtung Ukraine: Der Blankeneser Segel-Club hat am Hamburger Elbufer vor seinem Bootshaus die ukrainische Flagge gehisst