KlimaforschungArved Fuchs startet Klima-Expedition Ocean Change 2025

Lars Bolle

 · 01.06.2025

Der Bad Bramstedter Berufsabenteurer Arved Fuchs.
Foto: Arved Fuchs Expeditionen
Der Polarforscher Arved Fuchs bricht mit seinem Haikutter “Dagmar Aaen” zur nächsten Etappe seiner Klima-Expedition Ocean Change auf. Die Route führt durch die östliche Ostsee, Nordsee und den östlichen Atlantik. An Bord werden hochmoderne Messgeräte eingesetzt, um Daten für die Klimaforschung zu sammeln.

Am 1. Juni 2025 heißt es "Leinen los" für Arved Fuchs und seine achtköpfige Crew in Flensburg. Der erfahrene Polarforscher startet zur nächsten Etappe seiner jährlichen wissenschaftlichen Expeditionsreihe Ocean Change, die er bereits im zehnten Jahr durchführt. Ziel ist es, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Meere zu erforschen. Die diesjährige Route führt durch zwei bedeutende Seegebiete: die östliche Ostsee als ökologisch sensibles Binnenmeer sowie die Nordsee und den östlichen Atlantik.

Hochmoderne Messtechnik an Bord

Die 94 Jahre alte, aber technisch topmoderne “Dagmar Aaen” ist mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Messgeräte ausgestattet. "An Bord haben wir verschiedene Laborgeräte, Drifter-Bojen, Argofloater und ein OceanPack – alles Geräte, die auch die Yachten beim Ocean Race an Bord haben", erklärt Fuchs gegenüber Kiel-Storydeck. Das OceanPack misst kontinuierlich den CO2-Gehalt, Salzgehalt und die Temperatur des Meerwassers sowie das Vorkommen von Phytoplankton. "Die Geräte arbeiten vollautomatisch 24/7, und die Daten werden über einen Satellitenkanal direkt an das Geomar in Kiel geschickt", so der Expeditionsleiter.

Eine besonders wertvolle Komponente ist die CCD-Sonde, die bis in 500 Meter Tiefe abgesenkt werden kann und viermal pro Sekunde Messwerte liefert. "So eine Sonde kostet vierzig- bis fünfzigtausend Euro", verrät Fuchs. Bemerkenswert ist die pragmatische Lösung für das Auf- und Abwinden der Sonde: "Die Winde haben wir selbst gebaut, die kurbeln wir mit einem Akkuschrauber hoch", erklärt der Polarforscher nicht ohne Stolz.

Citizen Science und internationale Kooperationen

Die Expedition Ocean Change von Arved Fuchs setzt nicht nur auf professionelle Messtechnik, sondern bindet auch Laien in die Forschung ein. Am Klüverbaum der Dagmar Aaen ist eine Kamera installiert, die kontinuierlich Fotos vom Meerwasser macht. Diese Aufnahmen fließen in das internationale Citizen-Science-Projekt "EyeOnWater" ein. "Eine Ingenieurin bei uns, die Jana, die bei SubCtech auch das OceanPack mitentwickelt hat, hat das noch ein bisschen verfeinert", erläutert Fuchs.

Darüber hinaus ist die “Dagmar Aaen” offizielles Wetterschiff des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Die installierten Geräte messen Luftdruck, Temperatur und weitere meteorologische Daten, die direkt in die Zentralrechner des DWD übermittelt werden. Auch mit dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) besteht eine enge Zusammenarbeit bei der Nutzung von Argofloats und Driftbojen.

Route und Highlights der Expedition

Die Route der Ocean Change Expedition 2025 führt über mehrere bedeutende Stationen. Am 5. Juni macht die Crew in Stralsund Halt, wo der Ostseetag unter dem Motto "Gesunde Ostsee – Gesunder Mensch" stattfindet. Weitere Etappenziele sind Greifswald, Swinemünde (Polen), Klaipėda (Litauen), Riga (Lettland) und Gotland (Schweden).

Ein Highlight ist die Teilnahme am "Waalem Polar Seminar" auf Föhr am 18. Juli. Auf Einladung des Swiss Polar Institute nimmt Arved Fuchs im Rahmen der aktuellen UN-Ozeandekade am "Floating Platform Seminar" teil. Hier treffen sich zahlreiche Akteure aus Frankreich, Deutschland, Dänemark und der Schweiz, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Polarforschung auszutauschen. Nach dem Seminar setzt die “Dagmar Aaen” ihre Reise durch den Ärmelkanal in Richtung Bretagne und Cornwall fort, bevor sie in den östlichen Atlantik vordringt. Die Rückkehr in den Heimathafen Flensburg ist wetterabhängig für Ende August geplant.

Arved Fuchs berichtet live

Ein wichtiges Anliegen von Arved Fuchs ist es, die Öffentlichkeit für den Schutz der Meere zu sensibilisieren. Interessierte können die Reise der “Dagmar Aaen” live verfolgen. Über die Beluga-Expeditionsplattform werden der aktuelle Standort und die Messwerte in Echtzeit angezeigt. Ein Podcast mit dem Titel "Expedition Ocean Change" bietet aktuelle Interviews von Bord. Auf Social-Media-Kanälen wie Instagram, Facebook und TikTok gibt es tägliche Updates. Zusätzlich können Interessierte das Logbuch mit aktuellen Berichten von Bord sowie eine Live-Cam auf der Website www.arved-fuchs.de verfolgen.

Die “Dagmar Aaen”

Der Haikutter “Dagmar Aaen” wurde 1931 auf der N. P. Jensen Werft im dänischen Esbjerg für den dänischen Reeder Mouritz Aaen gebaut, der ihn nach seiner Frau benannte. Er ist speziell für den harten Einsatz im Nordatlantik und der Nordsee konzipiert.

Das Schiff zeichnet sich vor allem durch seinen extrem robusten Rumpf aus, der vollständig aus massiven Eichenplanken auf Eichenspanten gefertigt wurde. Die Eichenplanken weisen eine beachtliche Stärke von sechs Zentimetern auf. Besonders bemerkenswert ist der extrem enge Abstand zwischen den einzelnen Spanten. An manchen Stellen ist der Zwischenraum so gering, dass kaum eine Faust dazwischen passt. Diese Bauweise in Kombination mit zusätzlich montierten wasserdichten Schotten verleiht dem Rumpf eine außerordentlich hohe Festigkeit und Widerstandsfähigkeit.

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Die solide Konstruktion und die Verwendung hochwertiger Materialien machten Schiffe wie die “Dagmar Aaen” zu idealen Kandidaten für anspruchsvolle Einsätze. Neben der Fischerei im Nordatlantik und der Nordsee wurden diese robusten Kutter häufig auch für Fahrten in arktische Gewässer genutzt. Die Grönlandfahrt stellte für diesen Schiffstyp keine Ausnahme dar. Fahrten durch Packeisfelder und sogar monatelange Überwinterungen in zugefrorenen Fjorden und Buchten gehörten zum Alltäglichen.

Technische Spezifikationen:

Schiffsdaten:

  • Name: Dagmar Aaen
  • Heimathafen: Wewelsfleth
  • Nation: Deutschland
  • Takelagetyp: Kutter
  • Schiffstyp: Haikutter
  • Baujahr: 1931
  • Werft: N.P. Jensen's Skibs & Badebyggeri, Esbjerg, Dänemark

Abmessungen:

  • Länge (Rumpf): 18,00 m
  • Breite: 4,80 m
  • Tiefgang: 2,60 m
  • Segelfläche: 220 m2

Antrieb und Konstruktion:

  • Schiffsrumpf: Holz
  • Leistung: 180 PS
  • Maschine: 3 Zyl. Callesen Diesel

Stationen der Dagmar Aaen:

Frühe Jahre:

  • 1931: Bau für dänischen Reeder Mouritz Aaen
  • Bis 1977: Einsatz als Fischkutter in der Nordsee
  • Bis 1988: Umbau und Nutzung für Jugendfahrten

Umbauten und erste Expedition:

  • 1988/90: Umbau zum eisgängigen Expeditionsschiff unter Arved Fuchs
  • April 1991 - Juli 1996: Große Expedition durch Arktis, Nordwestpassage und Pazifik

Arktische Erkundungen:

  • 1997: Fahrt ins Nordpolarmeer nach Spitzbergen
  • 1998: Überwinterung in Ostgrönland
  • 2000: Reise ins Südpolarmeer auf Shackletons Spuren

Nordost- und Nordwestpassage:

  • Mai 2002 - Oktober 2002: Expedition durch die Nordostpassage
  • 2002-2004: Durchquerung der Nordwestpassage mit Überwinterung

Forschungsreisen:

  • 2006: Forschungsreise nach Grönland
  • 2009-2010: Fahrten im Nordatlantik mit Überwinterung in Upernavik
  • 2015 bis heute: Ocean Change Projekt

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