(lacht) Das war ein langer Weg! Er begann, als ich während meines Studiums an der Universität von Toronto auf Ausflugsschiffen im Hafen arbeitete. Der Kapitän erkannte meine Leidenschaft, und so durfte ich auch mal kurz ans Ruder. Und das im dicken Nebel! Es hat mich trotzdem begeistert, und so heuerte ich nach kurzer Zeit auf einem Dreimastschoner an, der Segeltörns für Gäste anbot. Später hatte ich dann das Glück, auf der inzwischen 93 Jahre alten „Sea Cloud“ als Deckshand arbeiten zu können. Mit der Zeit wuchs mein Entschluss, auf den „Sea Clouds“ zu fahren und mit der Segelei tatsächlich einen ganz anderen Berufs- und Lebensweg einzuschlagen, als bis dahin geplant.
Rahsegler segeln nicht gut nach Luv. Wir müssen genau auf die Wetterbedingungen achten und das Schiff so positionieren, dass es gut vorankommt. Die „Sea Cloud II“ hat sowohl Rahsegel als auch Stagsegel. Eine Decksmannschaft von nur 15 Leuten arbeitet beim Setzen in einem einstudierten Manöver zusammen. Dabei klettern sie in das Rigg, um die Tücher vorzubereiten, stimmen sich eng miteinander ab und setzen sie. Danach stellen sie die Segel ein, um das Schiff möglichst effektiv zu trimmen.
Das Team auf der Brücke muss den Wind, den Schiffsverkehr und die Seekarten beobachten und auf mögliche Gefahren prüfen. Außerdem werden natürlich auch von der Brücke aus die Segel im Auge behalten. Wir müssen bei Bedarf rechtzeitig reagieren, damit wir die Decksbesatzung an ihre Positionen rufen können, um die Tücher zu verändern.
Als Segelschiff erfordert sie mehr Aufmerksamkeit für Wind und Wetter als andere Kreuzfahrer. Darüber hinaus trage ich die Verantwortung für unsere Passagiere, meine Crew und das Schiff. Zur Sicherheit aller trainieren wir jede Woche. Außerdem üben wir diverse Notfälle. Aber auch meine nautischen Aufgaben wie Navigation, Routenplanung und die Überwachung des Wetters halten mich auf Trab. Hinzu kommt einiges, was viele vielleicht nicht direkt auf den ersten Blick sehen, wie das Managen unserer logistischen Aufgaben oder auch die Kommunikation mit den Behörden an Land, bevor wir in einen Hafen einlaufen. Generell möchte ich meinen Passagieren eine sichere und unvergessliche Zeit an Bord ermöglichen.
Wenn ich die Gelegenheit habe, einfach mal kurz auf dem Brückenflügel zu stehen und der Mannschaft beim Setzen der Segel zuzuschauen, liegt etwas Magisches in der Luft. Ich muss mich dann immer noch kneifen, dass das echt ist. Die Motoren abzuschalten und mit der Kraft des Windes zu segeln – ich liebe es! Das Erlebnis auch noch mit unseren Passagieren teilen zu dürfen, macht es umso besser. Ganz gleich, ob wir nur mit einer leichten Brise dahintreiben oder das Schiff bei starkem Wind schnell vorwärtssegelt. Außerdem erfordert das Arbeiten an Bord der „Sea Cloud II“ Mannschaftsgeist und echtes Teamwork. Und nicht zuletzt tragen wir die Tradition unseres Handwerks weiter.