Tatjana Pokorny
· 17.11.2023
Jemandem mit kognitiven Einschränkungen das Segelvokabular beizubringen ist nicht so leicht. Wir vereinfachen alles. Wir ziehen oder drücken „irgendwo“ dran. Mein Sohn kann Fahrrad fahren, kennt aber die Verkehrsregeln nicht. Beim Segeln ist es ähnlich: Phil-Mattis hat ein super Gefühl fürs Segeln, aber ich brauche ihm nicht mit „Anluven“ oder „Abfallen“ zu kommen.
Wir hatten davon gehört und uns 2022 qualifiziert. Beeindruckend war ein Vorbereitungswochenende beim DSV in Kiel. Da hat man uns auch im Olympiazentrum herumgeführt, wo Boote von Athleten stehen, über die man sonst nur in der Zeitung liest. DSV-Präsidentin Mona Küppers war da und hat uns auf dem Wasser gecoacht. Ihre Tipps hat mein Sohn besser angenommen als meine (lacht). Der DSV engagiert sich enorm im inklusiven Segelsport.
Es war sehr emotional, mit 7.000 Athleten ins Olympiastadion einzulaufen, wo uns 50.000 Zuschauer zujubelten. Dirk Nowitzki war da. Und Kanzler Olaf Scholz. Ohne meinen Sohn und seine Leistung hätte ich das alles nie erlebt.
Ja, er hat Bronze geholt. Mit Gold aus der Qualifikation für die World Games sowie Silber in Level 3 bei der European Unified Regatta in Rotterdam hat er nun einen kompletten Medaillensatz zusammen.
In Level 1 bedient der Handicap-Athlet das Vorsegel, in Level 2 steuert er das Boot. Als Vorschoter darf man zwar Großsegel und Fock bedienen, aber nicht die Pinne anfassen. In Level 3 machen zwei mit Handicap alles allein. Ein Dritter sitzt mit im Boot, darf das Regelwerk rüberbringen, aber nichts anfassen. In Level 4 sind zwei mit Handicap ohne Begleitung im Einsatz, und in Level 5 schließlich sind die Gehandicapten solo gefordert.
Die Special Olympics sind eine vom IOC anerkannte Sportbewegung mit Wettkämpfen für Menschen mit geistiger Behinderung. Die Paralympics sind die Olympischen Spiele für Sportlerinnen und Sportler mit körperlichen Handicaps.
Am besten wendet man sich an Special Olympics Deutschland oder an regionale Ansprechpartner.
Seine zweite Leidenschaft sind Musik und Tanzen. Er trainiert gerade Standard und Latein für einen Special-Olympics-Wettbewerb in Braunschweig.
Hans-Jürgen Leiß: Der 63-Jährige aus Wilhelmshaven ist wassersportbegeistert von Jugend an. Als Vorschoter segelt er gemeinsam mit seinem 26-jährigen Sohn, der trotz seines Handicaps an der Pinne sitzt. Bei den Special Olympics schaffte das Duo es auf Platz drei