Hannes Häger: Nach der Ostseesturmflut im Herbst 2023 wurden wir von den Versicherungen beauftragt, Restwerte für die gestrandeten und stark beschädigten Yachten zu ermitteln. Da mein Vater Gutachter in der Kfz-Branche ist, waren mir das Konzept der Restwertbörse für kaputte Autos bekannt. Auch bei Booten mit Totalschäden ist ja oft noch wertvolle Ausrüstung wie die Segel, die Winschen oder der Anker vorhanden.
Nach der Sturmflut war kaum jemand bereit, all die schrottreifen Boote abzunehmen. Die Abwicklung lief mehr schlecht als recht, was auch daran lag, dass die Gebote nicht verbindlich waren. Unsere Plattform brokeboats.de stellt nun eine One-Stop-Shop-Lösung dar, auf der inseriert und verbindlich geboten werden kann. Und falls der Hammer am Ende nicht fallen sollte, bieten wir an, das Abwracken zu organisieren.
Nun, für die Abwicklung von Totalschäden ist unsere Restwertbörse eine effiziente Lösung. Selbst bei einem Verkaufspreis von nur einem Euro bleibt der Versicherung oder einem Privatverkäufer der teure Abtransport und das Abwracken erspart.
Anders als beispielsweise bei eBay hat bei uns immer der Eigner das letzte Wort. Er kann also auch ein Höchstgebot ablehnen. Dann entstehen für den Bietenden keine Kosten. Erst wenn der Eigner zustimmt, wird ein rechtlich bindender Kaufvertrag geschlossen.
Jede Aktion läuft genau zwei Wochen. Gibt es kein Gebot, kommt von uns das Angebot, das Schiff abzuwracken. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen zweiten Auktionsversuch zu starten. Und zukünftig sollen Eigner ihre Boote auch zeitlich unbegrenzt zu Festpreisen anbieten können.
Es ist doch eine Schande, dass der im Grunde ja nachhaltige Segelsport derart mit der ungelösten Entsorgungsfrage belastet ist. Wir wollen den Hafenbetreibern helfen, aufgegebene Schiffe loszuwerden, und es gleichzeitig jungen Menschen ermöglichen, sich für kleines Geld den Traum vom eigenen Boot zu erfüllen.
Der Höchstbietende zahlt 50 Euro für Restwerte unter 2.000 Euro. Für Werte darüber sind zweieinhalb Prozent vom Höchstgebot als Vermittlungspauschale fällig. Zurzeit kostet uns das Ganze mehr, als es uns einbringt. Wir versuchen aber, mittels Influencer-Marketing die Plattform zu bewerben.
Wir arbeiten mit den Salty Brothers zusammen. Auch die haben ihr erstes Boot für einen symbolischen Euro gekauft und dann aufgearbeitet. Mittlerweile segeln die Jungs um die Welt und sind erfolgreiche YouTuber.