Abenteuerlich! Einmal hätte ich fast eine Kollision mit somalischen Piraten verursacht. Etwas später stand dann irgendwann eine Kampfdrohne der Huthi-Rebellen über meinem Boot. Der Pilot hätte mich mit einem Knopfdruck versenken können. Aber mit gefährlichen Situationen musste ich auf der Route durch das Rote Meer ja rechnen ...
Meine Partnerin und ich sind 2021 mit knappem Budget zu einer zweijährigen Weltumsegelung aufgebrochen, gerieten aber wegen technischer Probleme auf Tahiti um eine Saison in Verzug. Die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung wäre für uns keine Option gewesen.
Nach dem Massaker in Israel wurde zunehmend über Angriffe auf westliche Schiffe berichtet. Zu der Zeit segelte ich schon allein auf dem Ozean.
In dem Moment hatte ich noch andere Sorgen, ein Katzenbiss hatte sich entzündet, und die linke Hand hätte fast amputiert werden müssen.
Ja, und ich hatte Funkkontakt mit den internationalen Koordinationsstellen, die das Verkehrstrennungsgebiet sichern. Aber bis man da ankommt, ist man allein. Und auf meinem Kurs lagen zwei große Fischerboote und vier Ribs – somalische Piraten.
Ich winkte den Besatzungen einfach zu – und sie winkten verdutzt zurück. Dann begrüßte ich sie per Funk in arabischer Sprache, um irgendwie eine entspannte Kommunikationsebene zu finden …
Darauf konnte ich mich nicht verlassen. Weil ich aber gehört hatte, dass die deutsche Fregatte „Hessen“ mittlerweile hier kreuzen sollte, habe ich den Funkverkehr mit dem German Warship imitiert: veränderte Stimme im Wechsel, andere Hintergrundgeräusche durch Musik an und aus. Auf dem Kurs nach Dschibuti blieb ich dann unbehelligt.
Eindeutig ja. An Backbord eritreische Gewässer, wo man Gefahr läuft, beschossen zu werden. An Steuerbord die jeminitische Küste mit Raketen und Drohnen der Huthi-Rebellen. Ich hielt mich in der Mitte des Trennungsgebietes und wähnte mich dort relativ sicher wegen der westlichen Marineschiffe, aber abends hatte ich dann eine Kampfdrohne über mir und fühlte mich schutzlos fremder Willkür ausgeliefert. Ich konnte hören, wie die akustische Zielerfassung der Drohne mich im Visier hatte, zwei Raketen auf mich gerichtet. Ich dachte, wenn ich schon sterben muss, dann nicht nüchtern. So trank ich ein Bier, überlegte, begann zu funken und erklärte auf Arabisch, dass ich ein einsam segelnder Habibi auf dem Kurs nach Hause sei. Scheinbar wollten sie für ein unbedeutendes Ziel keine Rakete verschwenden, die Drohne drehte ab und ich fast durch …