InterviewSteffen Kluike, wie wird man Yacht-Überführer?

Morten Strauch

 · 27.01.2023

Interview: Steffen Kluike, wie wird man Yacht-Überführer?Foto: Steffen Kluike
Der 41-jährige gebürtige Kieler Steffen Kluike segelt seit seiner frühesten Jugend und fühlt sich auf Booten wie in seinem zweiten Zuhause. Seit mehr als zehn Jahren überführt er größtenteils brandneue Yachten unterschiedlichster Größe in ganz Europa

Brandneue Yachten sind sein Geschäft: Über den Fluss Ryck, der Greifswald mit der Ostsee verbindet, hat Steffen Kluike schon unzählige Boote von Hanseyachts zu Händlern und Kunden gebracht

Sag mal, Steffen ...

... wie wird man zum Überführer?

Aus Leidenschaft! Nach Abschluss der Schule habe ich mich zum Bootsbauer ausbilden lassen und bin seitdem dieser Branche verbunden. Zwischenzeitlich war ich Geschäftsführer des Auslieferungszentrums von Hanseyachts in Greifswald und konnte mir ein gutes Netzwerk aufbauen. Zuverlässigkeit und Aufmerksamkeit sind die wichtigsten Eigenschaften, um Boote im Wert von mehreren Hunderttausend Euro auf dem Seeweg zu überführen. Die Yachten sollen schließlich nicht nur pünktlich, sondern insbesondere unbeschädigt beim Kunden ankommen.

Ist das dein Traumjob?

Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Die See, der Wind und die unvorhersehbaren Widrigkeiten, die es zu meistern gilt – dies zusammen ist das Salz in der Suppe für mich. Die Notwendigkeit, immer zu den abgesprochenen Zeiten am Ziel zu sein, ist eine ständige Herausforderung und mein ganz persönliches Rennen gegen die Zeit und die herrschenden Umstände. Und man darf dieses Rennen niemals verlieren! Jede Überführung ist ein individuelles Abenteuer, auch wenn es sich oft um dieselben Routen handelt.

Betreibst du eine One-Man-Show, oder hast du Mitarbeiter?

Unser Yachtinggate-Team besteht aus insgesamt zwölf Mitarbeitern, von denen die Hälfte gestandene Segler sind und sich die Besatzung der jeweiligen Überführungsboote aufteilen. Wir bieten darüber hinaus Service-Angebote aller Art an, wie zum Beispiel GFK-Reparaturen, Riggarbeiten oder Winterlager.

Hast du eine Idee, wie viele Seemeilen du schon auf Neubooten abgerissen hast?

Ich habe das nie genau protokolliert, aber es müssten über 40.000 Seemeilen auf insgesamt 150 verschiedenen Yachten sein, die da in den Jahren zusammengekommen sind.

Was muss passieren, dass du dich entscheidest, nicht rauszufahren mit einem Kundenboot?

An erster Stelle muss das Boot natürlich seetüchtig sein. Stark abhängig von Seegang und Bootstyp ist spätestens bei Windstärke neun Schluss, es sei denn, es ist vertraglich gesondert geregelt.

Bist du schon mal havariert während einer Überführung?

Zum Glück nicht wirklich. Zu Motorschäden oder technischem Versagen bei Gebrauchtbooten kann es aber schon mal kommen. So trieb ich einmal bei ordentlich Wind mit einem ausgemusterten Polizeiboot vor der Schleuse Brunsbüttel, konnte aber rechtzeitig wieder eingefangen werden.

Was war dein interessantester Job bisher?

Mit dem Prototyp der Hanse 575 bin ich damals als Skipper für drei Monate von Messe zu Messe in Europa gesegelt.

Du bist ja ständig auf dem Wasser. Wie verbindest du dein Privatleben mit deinem Job?

Als Familienunternehmen versuchen wir, Berufliches mit Privatem zu verbinden, und ich habe bei allem die volle Unterstützung meiner Ehefrau, die auch gern mal mitkommt bei den Überführungsfahrten.

Viele Neubauten von Hanseyachts werden über den Fluss Ryck zur Ostsee gebrachtFoto: Steffen Kluike
Viele Neubauten von Hanseyachts werden über den Fluss Ryck zur Ostsee gebracht