InterviewMelanie Roberts arbeitet in Wettfahrtleitung für America’s Cup

Tatjana Pokorny

 · 18.10.2024

Interview: Melanie Roberts arbeitet in Wettfahrtleitung für America’s CupFoto: Ivo Rovira/America's Cup
Die 39-jährige Amerikanerin Melanie Roberts lernte Segeln als Kind im San Diego Yacht Club, wo der America’s Cup damals lange in der Vitrine stand. Heute arbeitet Roberts in Wettfahrtleitungen für Top-Regatten wie America’s Cup und ­SailGP

Mel, wie wird man zur Stimme des America’s Cup?

Das ist Teil meines Jobs im Team der Rennleitung.

Wenn deine coole Stimme vor den Rennen sagt: „This race is live!“, heißt das: „Jetzt geht es los!“

(Lächelt.) Das ist der Moment, in dem die Windtests, die wir vor den Rennen durchführen, bestanden sind. Die Winde müssen auf dem Cup-Kurs zwischen neun und vier Minuten vor dem Start konstant über 6,5 und unter 21 Knoten liegen, damit ein Rennen starten kann. Werden die Grenzwerte auch nur an einer Messstelle unter- oder überboten, wird die Uhr wieder auf die anfänglichen neun Minuten zurückgestellt und die Prozedur beginnt von vorn.

Wie kamst du zur Wettfahrtleitung?

In meinem ersten Job nach dem College habe ich als Regatta-Koordinatorin für den St. Francis Yacht Club gearbeitet. Der nächste America’s Cup kam 2013. Ich habe bei den Vorregatten geholfen und 2011 Iain Murray kennengelernt. Er nahm mich mit.

Iain Murray ist zum vierten Mal Regattadirektor für den America’s Cup. Er ist zwischen 1983 und 2017 auch als Skipper und Designer in Cup-Zeiten der 12‑Meter-Klasse, der International America’s-Cup-Klasse (IAAC) und der Mehrrumpf-Ära des America’s Cup aktiv gewesen. Vermutlich kann man keinen erfahreneren Chef haben.

Iain verfügt über enormes Wissen, hat so viel Erfahrung. Er wird sehr respektiert. Ich arbeite gern und gut mit ihm zusammen. Auch beim ­SailGP, wo ich eigentlich die ganze Saison über tätig bin. Aber der ­SailGP pausiert gerade. Deshalb passt es so gut mit dem America’s Cup.

Tatsächlich zählte Iain Murray schon in deiner Kindheit zu deinen Segelhelden. Er war Taktiker auf der Cup-Yacht „OneAustralia“, die 1995 dramatisch durchbrach und sank. Du hast dem Team als Neunjährige einen Brief und dein Taschengeld in Höhe von fünf Dollar geschickt, um zu helfen.

Ja, und ich bekam einen Brief von Skipper John Bertrand und die fünf Dollar mit Dank und dem Hinweis zurück, dass sie das Geld glücklicherweise nicht einsetzen mussten.

Dein Job erfordert Globetrotter-Qualitäten, du bist viel auf Achse. Reist du gern?

Sehr. Mit dem ­SailGP geht es um die ganze Welt.

Ähneln sich dein Job im ­SailGP und der im Cup?

Teilweise. Beim AC liegt der Schwerpunkt auf der Kommunikation. Im ­SailGP arbeite ich mit der Liga-­Software, entwerfe Kurse, bin Teil des Renn-­Manage­ments und helfe bei der Dokumentation.

Du hast sowohl im America’s Cup als auch beim ­SailGP mit den Renn-Management- und Kommunikationstechnologien zu tun. Ähneln sie sich?

Dazu kann ich natürlich nichts sagen. (Grinst.)

Wir können aber verraten, dass du nicht nur jeden Morgen um fünf Uhr aufstehst und vor Arbeitsbeginn laufen gehst, sondern auch eine bei allen Kollegen beliebte Hobbybäckerin bist.

Ich backe liebend gern. Heute gibt es in unserem Büro Brownies, Ahornsirup-Walnuss-Cookies und Kokoskekse mit Schokoflakes.

Arbeitsplatz Regattabahn: Auf dem Jury-Boot ist Melanie Roberts mitten im Geschehen. Das muss die Kommentatorin auch sein, denn sie überträgt das beobachtete Geschehen live in die ganze WeltFoto: Ricardo Pinto/America's CupArbeitsplatz Regattabahn: Auf dem Jury-Boot ist Melanie Roberts mitten im Geschehen. Das muss die Kommentatorin auch sein, denn sie überträgt das beobachtete Geschehen live in die ganze Welt

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