InterviewJörg Mößnang segelt mit Damen-Team die „Les Dames de Saint-Tropez“

Nils Leiterholt

 · 13.10.2024

Interview: Jörg Mößnang segelt mit Damen-Team die „Les Dames de Saint-Tropez“Foto: privat
Frauenregatta vor Saint-Tropez: Seit 2008 veranstaltet der Yachtclub Nautique de Saint-Tropez die Klassiker-Regatta, die sich hauptsächlich an Frauen richtet. Die Meldeliste ist auf zwanzig Schiffe begrenzt.

Herr Mößnang, sind Damen die netteren Segler?

Definitiv ja! Wenn ich nur noch eine Wettfahrtserie im Jahr segeln dürfte, dann wäre das „Les Dames de Saint-Tropez“. Und das nicht etwa wegen der besonderen sportlichen Herausforderung, sondern vielmehr ob der Gemeinschaft, die wir dort erleben. Es ist einfach eine ganz andere Atmosphäre. Ich mache meinen Job jetzt seit fünfzig Jahren, bin viele Regatten gesegelt, war Weltmeister im Zweitonner und Vizeweltmeister im Drachen. Ohne den Boykott wäre ich 1980 Olympia-Teilnehmer im Starboot gewesen. Trotzdem ist es einfach anders, wenn sich abends nur Frauen an der Pier treffen. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Damen aufblühen und miteinander ins Gespräch kommen. Außerdem versuchen sie nicht, wie viele männliche Regattasegler, ihre Gegner abends schon mit ihrer Dominanz zu beeindrucken. Auch an Bord während der Wettfahrten funktioniert die Gemeinschaft fantastisch.

Auf welchem Schiff segeln Sie die „Les Dames de Saint-Tropez“?

In diesem Jahr haben wir bei der „Les Dames“ die „Belle Aventure“ gesegelt. Der Klassiker wurde 1929 gebaut, und es bedarf viel Teamwork, ihn zu segeln. Das macht für mich auch den Reiz aus. Natürlich wollen wir schnell segeln, das ist aber nicht alles.

Wie kam es zustande, dass Sie mit den rund zwanzig Damen an der Regatta teilnehmen?

Wir waren jetzt schon das zweite Mal dabei. Ursprünglich habe ich das gemeinsam mit Ulrike Grundt aus dem Bodensee-Yacht-Club-Überlingen ins Leben gerufen. Ich bin über viele Jahre gegen ihren Lebensgefährten Drachen-Regatten gesegelt. Sie blieb aber immer an Land. Irgendwann hab ich dann gesagt : „Ulli, ich habe was für dich.“ Ich wusste schon seit zwei, drei Jahren, dass es diese Regatta vor Saint-Tropez gibt.

Und wie war der Zuspruch? Konnte sie genug Damen für die Regatta begeistern und akquirieren?

Das lief besser als erwartet! Ich fragte sie anfangs, ob sie wohl drei oder vier Mitstreiterinnen begeistern könnte. Als sie mich dann anrief und sagte, dass es schon zehn seien, die mitmachen wollen, war ich begeistert. Beim nächsten Telefonat waren es auf einmal schon vierzehn, da habe ich gesagt, dass ich jetzt erst mal ein Schiff finden müsste. Am Ende hat aber alles geklappt, und die Damen waren superhappy.

Welches Schiff haben Sie dann damals gesegelt?

Das war ein Motorsegler, auch aus den Zwanzigerjahren, aber er segelte echt gut. Wir sind direkt auf dem zweiten Platz gelandet, das hat am BYCÜ und am Bodensee schon einen kleinen Hype ausgelöst.

Was gefällt Ihren Mitseglerinnen am besten?

Für die Frauen steht auch das Erlebnis im Vordergrund. Wenn wir dort in der Kulisse segeln, das haben die meisten deutschen Segler so noch nicht erlebt. Dann auf den wunderbaren Klassikern, das genießen sie zu Recht. Wenn darüber hinaus auch noch ein Schiff wie die „ Tuiga“ an einem vorbei-segelt – und das tut sie durchaus –, das ist einfach etwas ganz Besonderes.

Der gebürtige Tutzinger Jörg Mößnang, 68, begann die Segelei mit dreizehn Jahren auf dem Starnberger See. Seine Segelmacherlehre und der anschließende Meister brachten ihn zu North Sails, heute arbeitet er als Profi-SkipperFoto: privatDer gebürtige Tutzinger Jörg Mößnang, 68, begann die Segelei mit dreizehn Jahren auf dem Starnberger See. Seine Segelmacherlehre und der anschließende Meister brachten ihn zu North Sails, heute arbeitet er als Profi-Skipper

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