Nein! Ich gebe nicht auf! Grundsätzlich nicht! Zum einen bin ich Berufssoldat bei der NVA gewesen, und zum anderen bin ich zweimal aus der DDR geflohen. Beim ersten Mal haben sie mich erwischt, und ich musste in den Knast. Trotz dieses schlimmen Rückschlages habe ich es wieder versucht und letztendlich erfolgreich mit einer selbst gebauten Spezialleiter den Sprung in die Freiheit geschafft. Für jedes Problem gibt es mit der Zeit eine Lösung. Ich wusste bereits, wie ich das Boot heben kann, ich musste es nur finden.
Ich wusste genau, in welchem Abschnitt das Boot liegen musste, aber in dem dunklen Wasser konnte man nichts erkennen. Mit Hilfe eines Echolots und eines Ankers, der am Seil hing, bin ich immer wieder nach dem Mast fischen gegangen, in der Hoffnung, dass sich Anker und Mast verhaken. Zweimal hatte ich ihn sogar schon gefunden und mit einer Plastikflasche markiert. Beide Male wurde die Leine aber durchgeschnitten, weil wahrscheinlich jemand dachte, dass dort etwas Brauchbares hängt. So musste ich jedes Mal wieder von vorn anfangen. Zudem kam ich auch immer wieder durcheinander, da auf meinem Echolot noch ein zweites Boot zu sehen war, das gut 20 Meter neben meinem lag – ein Kanu, das einige Jahre zuvor im See untergegangen war.
Nein, es wusste ganz lange überhaupt keiner davon, dass ich dort abgesoffen bin, weil es mir einfach zu peinlich war. Ich habe in aller Heimlichkeit meine Suchmission durchgeführt und erst so spät wie möglich Hilfe bei Freunden angefordert.
Ich war zusammen mit meiner Freundin und ihrem Bruder auf unserem See segeln. Der drängelte so lange, auch mal steuern zu wollen, bis ich ihn schließlich an die Pinne ließ und nach vorn ging, um die Leinen aufzuschießen. Dann fiel eine Bö ein, das Boot kenterte, und wir landeten alle im Wasser. Beim Versuch, das Boot wieder aufzurichten, lief es komplett voll und ging unter. Oberste Priorität war es dann, die beiden lebend ans Ufer zu ziehen, was ein hartes Stück Arbeit war. Zum Glück hatte ich auf diesem See für meinen Fluchtversuch trainiert und war daher bestens vertraut mit den Gegebenheiten.
Auf zwei Ruderbooten habe ich aus Bauböcken und einem Kettenseilzug eine Spezialhebevorrichtung installiert. Zwei Tage lang haben wir so das Boot Stück für Stück aufrichten und mit Hilfe von Luftschläuchen anheben können. Dann haben wir es ins seichte Wasser des Ufers geschleppt. Um 23 Uhr sind wir erschöpft nach Hause, und am nächsten Morgen wurde direkt ein Großeinsatz ausgelöst, da Spaziergänger das Boot entdeckten und das Schlimmste befürchtet wurde. So flog die ganze Geschichte auf und landete in der Tageszeitung.
Nein, diesen Fehler werde ich definitiv nicht wiederholen.
Der ehemalige Sprengmeister der NVA segelt seit seiner Kindheit auf dem Groß-Wariner See in Mecklenburg Vorpommern. Nach seiner Flucht in den Westen kam er zurück, um zu segeln und einen Segelclub für Jugendliche aufzubauen