InterviewEin Kieler plant Start bei der Vendée Globe 2028

Tatjana Pokorny

 · 21.01.2025

Interview: Ein Kieler plant Start bei der Vendée Globe 2028Foto: Jean-Marie LIOT Images
Andreas Baden
Der Kieler Elektronikspezialist und Profisegler Andreas Baden arbeitet an seinem Aufstieg in der Imoca-Klasse. Sein Ziel ist die Teilnahme an der Vendée Globe 2028.

Offshore-Segler Andreas Baden hat ehrgeizige Pläne. Der 36-Jährige arbeitet an einer eigenen Kampagne für die Vendée Globe 2028. Sein Geld verdient der Kieler vor allem als Elektronikspezialist für Regattaboote. Seit zwei Jahren ist der gebürtige Rheinländer in der Imoca- Klasse aktiv. Mit dem Franzosen Fabrice Amedeo bestritt er das Transat Jacques Vabre und das Défi Azimut. Bei der laufenden Vendée Globe hat er „Groupe Dubreuil“-Skipper Sébastien Simon bei dessen Sprung aufs Podium stark unterstützt und wertvolle Erfahrung sammeln können.

Andreas, du willst für die Vendée Globe 2028 ein Projekt auf die Beine stellen?

Ja, daran arbeite ich. Die Kampagne befindet sich im Aufbau. Am 24. Dezember 2028 werde ich 40 Jahre alt. Die Vorstellung, zu Weihnachten dann vielleicht Kap Hoorn zu erreichen, ist eine gute Zusatzmotivation.

Du bist 2001 mit dem Segelförderprojekt All4One ins Big-Boat-Segeln eingestiegen, warst später auf deutschen Booten wie „Moana“, „Intermezzo“ oder der „Rafale“ im Einsatz. Inzwischen hast du intensive Imoca-Erfahrung sammeln können, aber warst noch nicht solo unterwegs …

So ist es. Ich kann zwar gut Segel trimmen, sehe mich aber in erster Linie als nahezu vollkommenen Allrounder, der von allem etwas versteht. Ich kann alles an Bord reparieren und kenne mich sehr gut mit Navigation aus. Sich mit dem Boot entsprechend zu den Wettersystemen zu positionieren und es zusammenzuhalten, ist mindestens genauso wichtig wie der Segeltrimm.

Die schwierigste Aufgabe auf deinem Vendée-Globe-Kurs dürfte für dich als Imoca-Neueinsteiger die Sponsorensuche sein …

Das ist die große Herausforderung. Unter etwa 2,5 Millionen Euro im Jahr wird es schwer. Je nachdem, ob den Partnern oder dir selbst das Boot gehört. Die großen Rennställe operieren mit dem Doppelten und mehr. Ich spreche bereits mit potenziellen Partnern, und es gibt auch Interesse für mein Konzept. Neben dem großen Abenteuer und der Emotionalität, die kein anderer Sport so bietet, möchte ich auch auf Themen wie Führungskultur, Risikomanagement und Einsamkeit eingehen.

Den Sprung zum eigenen Projekt traust du dir zu?

Auch Boris Herrmann musste viele Jahre Klinken putzen, bevor ihm der Durchbruch gelang. Ich bin jetzt gut in der Szene drin und vernetzt, kann morgen ein gutes Team an den Start bringen.

Würdest du deine Pläne auch auf die übernächste Vendée Globe 2032 vertagen, wenn es nicht auf Anhieb klappt?

Wenn ich wie jetzt Teil eines Technik-Teams bleibe, rutsche ich weiter in diese Szene rein und komme dann vielleicht nicht mehr raus. Wenn ich es nicht bis Ende 2025 zu einem eigenen Boot, mindestens einer Figaro, schaffe, wird es schwierig, den Traum weiter zu verfolgen.

Wie schätzt du deine Erfolgsaussichten ein?

Etwa 50:50. Man braucht ein gutes Budget. Aber es ist für Unternehmen nicht in jedem Bereich messbar, ob sich das rechnet. Andererseits hat die Vendée Globe als Alleinstellungsmerkmal wie kein anderer Sport ihren emotionalen Abenteuercharakter, den viele Unternehmen aus guten Gründen nutzen. Auch will ich das Ocean Race mit ins Spiel bringen, das inzwischen von Imocas bestritten wird. Es ist international, dient hervorragend der Erfahrungserweiterung, der Weiterentwicklung und als vielseitige Plattform für Partner.

Hat Boris Herrmann für nachfolgende Herausforderer wie dich den „Acker“ gut bestellt?

Im Prinzip ja, denn es gibt durch Boris viel mehr Aufmerksamkeit für den Sport. Die Leute wissen, was die Vendée Globe ist. Nur muss es erst noch gelingen, diesen Wert auch für andere als Boris und sein Team nutzbar zu machen. Das ist in Deutschland nicht ganz so leicht.


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