InterviewDarum wird eine rote Hose nach einer Atlantiküberquerung getragen

Lasse Johannsen

 · 14.04.2025

Interview: Darum wird eine rote Hose nach einer Atlantiküberquerung getragenFoto: Leon Schulz
Über sein seglerisches Praxiswissen hält Leon Schulz Vorträge auf Messen wie der boot. Sein Markenzeichen ist die rote Hose von Captain Currey.

Herr Schulz, warum ist Ihre Segelhose rot?

Als ich vor 20 Jahren über den Atlantik gesegelt bin, sagte man mir in der Karibik, wenn ich wieder zu Hause wäre, dann könne ich ja als Trost, weil ich wieder an Land leben muss, die roten Seglerhosen tragen, an denen man Segler erkennt, die über den großen Teich geschippert sind. Als ich dann später eher zufällig einmal so eine Hose sah, habe ich sie mir tatsächlich gekauft. Die wahre Geschichte der sogenannten Cowes-Hose habe ich aber erst später erfahren.

Erzählen Sie!

Als die Blauwassersegelei populär wurde, in den 1970er-Jahren, starteten viele der britischen Segler ihre Atlantiküberquerung in Cowes. Also kauften sie sich da auch ihre Segelbekleidung. Und bei Captain Currey, der übrigens auch das erste rostfreie Takelmesser anbot, gab es die rote Hose. Und damit sind sie dann in den USA angekommen. Es hat die Amerikaner mächtig beeindruckt, dass die ganzen Engländer, nachdem sie den Atlantik überquert haben, diese roten Hosen trugen. Und so wurde eine Geschichte daraus. Aber nie eine Regel.

Und woher haben Sie die Geschichte?

Vom Erfinder der Hose selbst!

Captain Currey?

Ja, er hieß Charles Currey und lieferte mir meine Original-Cowes-Hose im Alter von 77 Jahren eigenhändig mit dem Dinghy an Bord meiner „Regina Laska“, als ich ihn besuchte und an einer Boje vor seinem Haus in der Chichester Bay am Solent festmachte. Er war übrigens schon der dritte Charles Curry.

Wer waren denn die Vorgänger?

Sein Großvater Charles I. hatte im Zweiten Weltkrieg Minen entschärft und brauchte ein Messer, um den Fallschirm loszuschneiden, mit dem er abgeworfen wurde. Und das musste amagnetisch sein. So erfand er ein Niro-Messer. Nach dem Krieg produzierte er unter der Marke Captain Currey ein Takelmesser aus Niro, das wurde ein Renner, und das gibt es heute noch.

Und Captain Currey Nummer zwei?

Das war sein Sohn, Charles II., ein Bootsbauer, der 1952 sogar olympisches Silber im Finn-Dinghy gewann.

Und wie kam es zur Erfindung der roten Hosen?

Die wurden ursprünglich imprägniert, und als besonders feuchtigkeitsbeständige Segelhosen verkauft. Es gab sie übrigens immer auch in Beige und Blau. Berühmt wurden aber die roten, wegen der Amerika-Geschichte. Und daher stammt auch der Name Cowes-Hose.

Und was gefällt Ihnen daran so sehr?

Ich finde es einfach schön, solche Traditionen aufrechtzuerhalten. Übrigens wird die Firma jetzt in vierter Generation geführt. Der aktuelle Captain Curry heißt Louisa und ist eine Frau.

Captain Currey, Rote Hosen, Cowes Trousers, Leon Schulz, Malta, SpinolaFoto: Leon Schulz

Der 60-jährige Profiskipper Leon Schulz ist Ausbilder der britischen Royal Yachting Association und hilft Seglern seit 15 Jahren auf ihrem Weg zum geprüften RYA-Yachtmaster. Mehr Informationen: reginasailing.com

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