InterviewBundesverdienstkreuz - haben Sie am Stuhl geklebt?

Lasse Johannsen

 · 25.03.2025

Interview: Bundesverdienstkreuz - haben Sie am Stuhl geklebt?Foto: SV Wiking
Dieter Kopzog, Kassenwart im Segelsportclub Wiking.
Dieter Kopzog ist bis heute aktiver Segler. In seinem Club wirkte er 52 Jahre lang als Kassenwart im Vorstand und wurde dafür jetzt mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Der Segelsportclub Wiking in Weyhe bei Bremen wurde 1949 gegründet und hat 300 Mitglieder. Er ist mittlerweile der größte Segelverein an der Mittelweser.

Herr Kopzog, haben Sie an ihrem Stuhl geklebt?

Nein, im Gegenteil, ich habe immer mal wieder Anläufe unternommen, mein Amt als Kassenwart abzugeben, aber das ist ja nun absolut schwierig, so was loszuwerden …

Sie waren schließlich 52 Jahre lang Kassenwart in Ihrem Segelclub und für drei Jahre davon sogar erster Vorsitzender – in Personalunion?

Nein, da hatte ich vorübergehend einen anderen Kassenwart. Mit meiner Hilfe ging das auch ganz gut. Aber anschließend habe ich die Finanzen wieder selber in die Hand genommen.

Für Ihre ehrenamtliche Arbeit wurden Sie nun vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstorden am Bande, dem sogenannten Bundesverdienstkreuz, ausgezeichnet. Hat Sie das überrascht?

Ich hatte jedenfalls nicht damit gerechnet. Ich war ja auch schon länger aus dem Amt. Aber es hat wohl auch etwa drei Jahre gedauert, in denen sich unser Vorstand darum bemüht hat.

Bewertung

Was waren die größten Herausforderungen während Ihrer Zeit im Vorstand des Wiking?

Als ich 1965 eintrat, lagen die Boote noch an Bojen. Wir haben dann einen Sportboothafen am Wieltsee gebaut mit Zugang zur Weser. Der wurde über die Jahre ausgebaut und hat heute eine moderne Steganlage mit Slipbahn, Bootshaus und Winterlagerhalle und wir betreiben Ausbildung auf vereinseigenen Booten. Das ging alles nur mit einem sehr engagierten Vorstand und guten Kontakten zu den Behörden.

Gab es mal Probleme mit säumigen Beitragszahlern, und wie haben Sie die gelöst?

Ich hatte nur einmal so einen Fall, aber der war schnell erledigt. Ich habe einfach seinen Mast im Regal angeschlossen. Mit einer ordentlichen Kette. Das hat geholfen. Der hat schnell bezahlt.

Das klingt nach einer sehr souveränen Hand für so ein Amt. Größere Probleme gab es nie?

Doch, eins, das will ich hier gerne mal loswerden. Wir haben ja so nach und nach neue Stege gekauft. Und da ist mir doch tatsächlich Folgendes passiert. Ich sollte eine Rate von 30.000 Euro überweisen, aber das Geld kam nicht an, weil sich die Bankverbindung geändert hatte. Der Lieferant war nämlich zwischenzeitlich insolvent geworden und hatte die Sparkasse gewechselt. Na ja, habe ich gedacht, die Sparkasse wird uns das ja zurücküberweisen, wenn der da gar kein Konto mehr hat. Aber ob Sie es glauben oder nicht, die Sparkasse hat sich unser Geld aufgrund des Insolvenzverfahrens unter den Nagel gerissen. Als Körperschaft öffentlichen Rechts. Zum Glück waren wir gut versichert und haben daher keinen Schaden genommen.

Als Finanzminister haben Sie die Entwicklung Ihres Clubs also wesentlich mitgestaltet. Fällt es schwer, so ein Amt nach einem halben Jahrhundert abzugeben und jemandem anzuvertrauen?

Ich habe jemanden gefunden, der das sehr gut macht. Ein Geschenk des Himmels.


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