Einmal durfte ich vor Los Angeles auf einer Farr 40 segeln. Kurz darauf erfuhr ich, dass oft die Segel entsorgt werden, wenn große Boote wie dieses verkauft werden. Damals brach gerade die Pandemie aus und viele Menschen an Kaliforniens Küste hatten kein Zuhause mehr. Ich dachte, man könnte ihnen mit den Segeln Schatten spenden. Also fragte ich bei Architekturbüros in L.A., ob sie mir helfen wollen, etwas aus den gebrauchten Segeln zu machen. Ein Büro hat mitgemacht. Das war vor fünf Jahren. Mittlerweile hat Sail 2 Shelter mein Leben in Beschlag genommen.
Wir haben daraus einen Sonnenschutz mit Veranda errichtet für Menschen, die 2023 bei einem verheerenden Brand alles verloren haben. Damit haben wir gezeigt, dass aus alten Segeln auch etwas sehr Ansehnliches werden kann. Denn die Besitzer von Superyachten wollen nicht, dass ihre Segel in eine schlechte Umgebung kommen. Ich verpflichte mich dazu, dass unsere Arbeiten wirklich schön werden – es soll etwas sein, worauf sie stolz sein können. Das können auch sehr einfache Gebäude sein, zum Beispiel ein trockener Lagerraum. Der ist in jeder Krise von unschätzbarem Wert, wie in der Ukraine oder in einem Flüchtlingslager in Griechenland, aber auch in Kalifornien.
Oh ja! Meine erste Superyacht-Segelspende stammte von der 250-Fuß-Slup „Mirabella M5“ – zwei Segel, die zusammen fünf Tonnen wogen. Allein das Großsegel maß 1300 Quadratmeter! Wir brachten sie nach L.A., und eine Reederei transportierte den Container mit den beiden Segeln für mich nach Maui. Dann die Segel in zwei Hälften zu schneiden, nur um sie in ein Gebäude zu bekommen – das war eine Aufgabe! Damals habe ich gelernt, dass ich die Segel besser dort einsetzen kann, wo sie ausgemustert werden. Ich bitte nun also die Skipper darum, sie dort abzuladen, wo sie benötigt werden.
Einzelne Personen. Die Segel- oder Yachtindustrie konnte ich bisher nicht dafür gewinnen. Ich habe das Gefühl, dass die Leute sagen: Okay, das macht Sinn. Das ist besser, als die Segel wegzuwerfen. Aber die Organisation so aufzustellen, dass alles funktioniert, ist teuer. Was wir machen, ist so wertvoll. Aber dafür Spenden zu bekommen bleibt eine Herausforderung. Mitte April versuche ich es beim World Yachting Summit in Monaco. So lange lagere ich eine Menge Segel auf meine Kosten. Denn ich bin davon überzeugt, dass die Zweitverwendung einer der wichtigsten und am meisten unterschätzten Wirtschaftsfaktoren ist. Ich möchte Menschen zeigen, dass es einen besseren Weg gibt als das Wegwerfen. Man hat mir gesagt, es sei nicht machbar. Aber das ist es.