Interview1 Million Follower - für diesen “toten Hasen”?

Nils Theurer

 · 26.01.2025

Interview: 1 Million Follower - für diesen “toten Hasen”?Foto: Kai Baum
Die Hunter 490 "Toter Hase 3" und Kai Baum.
Kai Baum (26) programmiert Apps und entwickelte Dehyves, eine kostenlose Heimwerker-Plattform mit über 20.000 Downloads. In seiner Freizeit berichtet Baum über DIY-Projekte in Sozialen Medien – sein letztes war ein Segelboot.

Die Instandsetzung interessiert mittlerweile über eine Million Follower. Die Hunter 490 wurde von 1972 bis 1977 in England gebaut. Der Winzling mit elf Quadratmetern Segelfläche und einem Ballast von 136 Kilogramm galt damals als sichere und schnelle Yacht.

Herr Baum, wie kamen Sie auf diese Follower-Zahl?

Es begann mit kleinen Filmchen über das Herrichten der Kajüte. Auf Instagram und TikTok liefen die schon ganz gut. Ich habe mir gesagt : Dann filme ich den Außen-Refit mal mit. Die Botschaft war: Ein Boot zu haben ist nicht teuer. Das kam offenbar an.

Wie kam es zum Bootskauf?

Ein spontaner Entschluss mit meinem besten Freund Lando. Wir wollten etwas, womit wir unkompliziert segeln können, drin schlafen, einen Außenborder dranmachen. Wir fanden das Boot im Internet für 1.300 Euro mit Trailer.

Was war dann alles zu tun?

Wir haben erst mal die Teppiche rausgerissen, die an der Schale klebten, und gestrichen.

Ohne Ahnung, ohne Plan, so steht’s in den Posts.

Ja, als wir das Boot gekauft haben, da war es weder von innen noch von außen schön. Es aufzumöbeln war für uns ein Projekt. Aber mit Perfektionismus da heranzugehen hätte uns den Spaß verdorben.

Und wann geht es aufs Wasser?

In diesem Winter wollen wir die Segelscheintheorie lernen, die Praxis im Sommer. Für die Müritz bräuchten wir zwar gar keinen Schein, aber wir hätten gerne einen Elektro-Außenborder statt des Benziners. Mit dem hatten wir beim Probelauf zu kämpfen, im Rückwärtsgang hat er die Motorhalterung abgerissen, ich konnte ihn gerade noch retten.

Weitere Technik ist ein DJ-Pult an Bord.

Es gibt nichts Schöneres im Sommer als die Ruhe auf dem Wasser. Aber auf der Elbe zum Beispiel legen wir uns gerne an den Sandstrand zwischen den Buhnen. Und drehen da auch mal die Box auf.

Gibt es ein Resümee aus dem Projekt?

Ja, der Appell ist, dass sich jeder, der will, ein solches Refit zutrauen sollte. Natürlich passieren Fehler, wenn man beispielsweise das erste Mal mit Farbe und Härter arbeitet. Wir haben etwa eines Morgens realisiert, dass angerührte Farbe nach einer Nacht nur noch ein harter Klumpen ist. Bei einem kleinen Boot sind solche Erfahrungen aber nicht teuer.

Helfen die Kommentare der User?

Ja, aber man braucht auch etwas Mut, um in dem Wissen etwas zu posten, dass dann viele Experten sagen werden, was ich alles falsch mache. Aber so bekomme ich auch sehr viele konstruktive Hilfe.

Wie ist’s mit den Online-Nörglern?

Ja, das ist nicht schön, aber der Sache geschuldet, damit kann ich umgehen. Das Konstruktive mag ich, das Nichtkonstruktive ist mir egal.

„Toter Hase 3“ – was bitte bedeutet der Bootsname?

Das Waldgrundstück, auf dem wir jedes Jahr unser Projekt machen, da lag einmal ein toter Hase in einem Tümpel, den wir dann beerdigt haben: Toter Hase 1. Dann gab es einmal einen Zusammenstoß mit einem Auto, das war Toter Hase 2. Und das Boot ist nun eben Toter Hase 3.

Gab es auch dazu Kommentare?

Ja, dass es Unglück bringt, umzutaufen. Aber mit einem guten Sekt wird das schon. Hoffe ich.


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