In memoriamDer ehemalige YACHT-Chef Horst Stern ist tot

Uwe Janßen

 · 20.01.2019

In memoriam: Der ehemalige YACHT-Chef Horst Stern ist totFoto: Archiv
Horst Stern (1922 - 2019)

Mehr als 20 Jahre lang leitete er die Geschicke des Magazins – nun starb der bekannte Journalist und Umweltschützer in Niederbayern. Stern wurde 96 Jahre alt

Der Name Horst Stern dürfte den meisten Deutschen im Zusammenhang mit Tierschutz und Fernseh-Filmen ein Begriff sein („Sterns Stunde“). Bevor er allerdings in diesen Genres Karriere machte, arbeitete Stern als Dolmetscher im Nachkriegsdeutschland und als Printjournalist. 1950 heuerte der 1922 in Stettin Geborene bei den „Stuttgarter Nachrichten“ an, die er 1955 verließ. Der Verleger Konrad-Wilhelm Delius holte ihn, wie es in einer Firmen-Festschrift heißt, „in einer Nacht-und-Nebel-Aktion als ,Feuerwehrmann‘“ für mehrere kränkelnde Objekte in das Bielefelder Unternehmen, das Stammhaus der YACHT.

Sein Engagement im Delius Klasing Verlag begann als Freier Mitarbeiter der Autozeitschrift „Gute Fahrt“, deren Leitung er wenige Jahre später übernahm. Schon bald war Sterns Kompetenz auch anderenorts im Hause gefragt. Er arbeitete in unterschiedlichen Funktionen für mehrere Magazine. Für die YACHT übernahm er den Posten des Herausgebers. In dieser Position wird gemeinhin der Generalkurs eines Mediums abgesteckt, frei vom redaktionellen Alltag.

Stern gab sozusagen auf der Brücke die Richtung vor, aber er war sich nicht zu schade, jederzeit auch im Maschinenraum anzupacken, wenn es erforderlich schien.

  Horst Stern (r.) mit Konrad-Wilhelm und Kurt Delius aus der Verleger-FamilieFoto: Archiv
Horst Stern (r.) mit Konrad-Wilhelm und Kurt Delius aus der Verleger-Familie

Er war ein Vordenker und zugleich ein Mann mit klaren Kanten. Unvergessen seine Rede auf dem ehrwürdigen Hochseeseglerabend in Bremen, wo er statt der erwarteten, in gesetzten Worten ausformulierten Laudatio der Seglerschaft umweltfeindliches Verhalten vorwarf – die Feststimmung wich daraufhin eisigem Schweigen.

Journalistisch führte Stern die YACHT aus dem Mief der Nachkriegsjahre in die Moderne. Er veröffentlichte regelmäßig sein „Wort des Herausgebers“ zu aktuellen Themen der Zeit. Sein erstes Editorial liest sich so entschlossen, wie es gemeint war: „Wir schneiden die alten Zöpfe ab, aber nicht die Köpfe“.

Der Umbau fing schon damit an, dass er das zahme Verlautbarungsorgan des Segler-Verbands anhand journalistischer Kriterien ausrichtete und Leser zu etwas bis dahin so Unvorstellbarem wie einer Blattkritik ermunterte. Das Ergebnis druckte er über Seiten ab, sehr zum Entsetzen seines Arbeitgebers. Aber er verstand auch so viel von den Zusammenhängen, dass er die Notwendigkeit erkannte, breitere Zielgruppen zu erreichen, wie man das heutzutage wohl formulieren würde. Stern sagte: „Die YACHT ist auch eine Ware. Wer sie nur für eine Minderheit produziert, der bringt sie um.“

Und er steigerte die Reichweite, die Auflage, unaufhörlich. Dazu trug auch der Bruch mit Konventionen bei. Stern bildete – unglaublich! – erstmals eine Frau auf dem Titel des Segelmagazins ab, es war so etwas wie eine Zeitenwende. Als weiteres Highlight in seiner Ägide, ebenfalls ein großer Erfolg in der Leserschaft, gilt die Erfindung des regelmäßigen „YACHT-Tests“, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem stilbildenden holländischen Illustrator Robbert Das. Außerdem strukturierte Stern das Heft komplett um und befeuerte so maßgeblich die Entwicklung der YACHT zu Europas größtem Segelmagazin.

Nach mehr als 20 Jahren verließ der mittlerweile begeisterte Segler und Eigner mehrerer Boote Ende 1989 den Verlag. Zwischenzeitlich hatte Stern sich bereits einen exzellenten Ruf als Tierfilmer und Umweltschützer erworben, nicht zuletzt als Mitgründer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Deutschen Umweltstiftung sowie als Gründer der Zeitschrift „Natur“.

Aber nun war es wieder an der Zeit für Neues: Der begabte Schreiber setzte sich schon ab 1984 oftmals literarische Ziele, blieb der YACHT aber zunächst weiterhin aktiv verbunden. Erst mit der letzten Ausgabe des Jahres 1989 endete sein Engagement für das Segelmagazin. „An seiner publizistischen Größe haben wir unser Tun gemessen“, schrieb die Redaktion zu seinem Abschied in Heft 25/1989, er „war für uns ein Glücksfall“. Der Artikel endet mit den Worten: „Vielen Dank, Horst Stern!"

Stern zog sich im Anschluss zum Schreiben nach Irland und weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, in der er zuvor so präsent war. Daran änderte sich auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2000 nichts. Stern lebte seither sehr zurückgezogen in Passau und verweigerte sich Interviews wie Ehrungen, die ihm in großer Zahl angedient wurden. Er wünschte sich nach Jahren im Rampenlicht offensichtlich nichts sehnlicher als Ruhe.

Am vorigen Donnerstag ist Horst Stern im Alter von 96 Jahren gestorben.