In der Serie „Segler beichten“ gestehen wir unsere dümmsten Fehler beim Segeln. Aber wir sind auch auf Ihre Beichte gespannt. Schicken Sie uns ihren Text, wenn möglich mit Bildern, an mail@yacht.de, Stichwort „Seglerbeichte“. Falls gewünscht, erfolgt die Veröffentlichung anonymisiert.
Wie der Segeltörn zum Reinfall wurde
Ein schöner Sonntagnachmittag vor Fehmarn im Spätsommer. Ich war bei perfektem Ostwind mit meinem Segelkumpel Torsten ein paar Stunden mit dem Hobie 16 auf dem Fehmarnsund unterwegs. Auf dem Rückweg zum Liegeplatz in Burgtiefe führt der Kurs zum Burger Binnensee durch das schmale Fahrwasser vorbei am damaligen „Café Sorgenfrei“. Die Sonnenterrasse direkt am Ufer war bei dem Traumwetter voll besetzt mit Gästen, die das Ein- und Auslaufen der Boote mit Neugierde beobachteten. Aufgrund der Enge der Fahrrinne waren die meisten Boote unter Maschine unterwegs. Wir nicht. Ohne nennenswerten Tiefgang brauchten wir nicht innerhalb des Tonnenstrichs fahren und die mit etwa 3 Knoten dahinschleichenden Dickschiffe sahen wir ohnehin nur als Hindernis an.
Die Windrichtung passte perfekt, wir waren gut eingegroov, wollten auf dicke Hose machen und den Sehleuten an Land imponieren. Also im Doppeltrapez in Greifweite zu den Weizenbieren und Aperol Spritzes auf den Tischen auf einer Kufe den Törn gaaanz lässig abschließen. Ließ sich auch gut an, Anliegerkurs ohne lästiges Kreuzen, guter Speed und ein entspanntes Gefühl. Kurz vor Passieren des Cafés passierte es dann: Der vordere Trapezdraht ist aus unerfindlichen Gründen und ohne Vorankündigung gebrochen und der Katamaran setzte seine Rauschefahrt ohne mich fort. Zumindest für ein paar Meter, denn durch das fehlende Ausreitgewicht folgte die unvermeidliche Kenterung.
Der gekenterte Hobie trieb besatzungslos mitten im Fahrwasser, die versammelten Gäste johlten und klatschten Beifall. Was für ein Reinfall! Wir bemühten uns, möglichst souverän die Kiste wieder aufzurichten und die Fahrt unerkannt fortzusetzen. Klappte natürlich nicht auf Anhieb und es fehlte nicht an hämischen Tipps und Ratschlägen, wie wir das am besten managen sollten. Die mittlerweile entstandene Warteschlange an nachfolgenden Booten trug auch nicht gerade zur Nervenberuhigung bei. Irgendwann schwamm der Hobie wieder aufrecht, wir kletterten bedröppelt an Bord und sahen zu, dass wir möglichst schnell außer Sicht- und Hörweite der Zuschauer kamen.
Hätten wir uns brav wie ein Engländer an der Bushaltestelle in die einlaufenden Boote eingereiht und ein wenig den Fuß vom Gas genommen, hätte dieser Segelsonntag für uns einen trockenen und stressfreien Abschluss gefunden, aber der Fall kommt nun mal nach dem Hochmut.
Das obligatorische Einlaufbier haben an diesem Tag statt im „Sorgenfrei“ auf dem Parkplatz getrunken…