HafenkinoWie ich in der Kieler Innenförde zum Zuschauermagneten wurde...

Uske Berndt

 · 05.03.2025

Hafenkino: Wie ich in der Kieler Innenförde zum Zuschauermagneten wurde...Foto: Lars Bolle; YACHT-Archiv
Uske Berndt ist Redakteurin bei BOOTE-Exclusiv. Einer ihrer ersten Segeltörns als Skipperin endete peinlich...

In der Serie „Segler beichten“ gestehen wir unsere dümmsten Fehler beim Segeln. Aber wir sind auch auf Ihre Beichte gespannt. Schicken Sie uns ihren Text, wenn möglich mit Bildern, an mail@yacht.de, Stichwort „Seglerbeichte“. Falls gewünscht, erfolgt die Veröffentlichung anonymisiert.



Im Akademischen Segler-Verein in Kiel (heute: Segel-Verein) dürfen auch Anfänger an die Pinne, sie sollen es sogar. Motto: Wer nicht übt, kommt auch nicht weiter. Für kleinere Ausflüge auf die Förde stand damals die Dyas hoch im Kurs. Die nicht mehr ganz junge Kieljolle ließ sich entspannt oder auch sportlich segeln und verzieh - gutmütig, wie sie war - kleinere bis mittelgroße Fehler. Es war einfach beruhigend zu wissen, dass das Ding theoretisch nicht kentern kann. Und bis zu diesem Tag hatten alle, wirklich alle Studierenden, sie irgendwie sicher wieder zurück an den Steg gebracht.

Mit rudimentären Segelkenntnissen

Beflügelt von dieser Gewissheit buchte ich das Boot und überredete meine Freundin - mit ebenso rudimentären Segelerfahrungen ausgestattet - als Vorschoterin mitzukommen. Das würde schon klappen, schließlich waren wir regelmäßig mit größeren Yachten auf der Ostsee unterwegs (naja, als Crewmitglieder). Außerdem könne man sich ja jederzeit abwechseln. Also los.

Der Wind war leicht und gnädig. Wir manövrierten uns aus der Box, zogen einigermaßen entspannt das Großsegel hoch und segelten locker auf die - Gott sei Dank - recht spärlich befahrene Förde hinaus. Alles easy, wir rocken das. Als der Wind etwas auffrischte, holten wir todesmutig den Ausreitgurt aus der Versenkung und schoben abwechselnd unseren Hintern über die Kante. Wir hatten es drauf und genossen die Fahrt in vollen Zügen.

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Anlegen -das klappt schon!

Das hätte ewig so weitergehen können, doch leider muss man irgendwann zurück, weil der Nächste schon auf der Liste steht oder weil man einfach weiter studieren muss. Also kreuzten wir munter Richtung Vereinshaus. Anlegen, pah, das hatten wir ja schon unzählige Male bei den anderen beobachtet. Aber der Wind ist kein berechenbarer Motor und die Jolle nicht irgendein Fahrzeug – verdammt. Ich ließ die Schot los und steuerte auf den Steg zu. Zu munter, also zu schnell. Mist. Es war klar, das würde nicht hinhauen. Also abdrehen und nochmal das Ganze.

Ich nahm die Schot, aber die Dyas reagierte wie ein bockiges Kind, der Wind machte auch, was er wollte. Wir segelten nun zwar wieder, aber nicht zum Steg. Wir trieben ab. Ich steuerte einen nahen Dalben an und dachte, vielleicht könnte man sich da festhalten, sich entspannt sortieren und dann notfalls das Boot an den Steg schleppen? Leider frischte natürlich genau jetzt der Wind weiter auf, und wir rauschten rasant auf diesen immer größer werdenden Holzkoloss zu, der leider weder Haken noch Leinen zum Festhalten bot. Vielleicht hätte ich meine Brille doch aufsetzen sollen. Ich schwitzte unbeschreiblich, spätestens jetzt wusste ich, dass es peinlich enden würde…

Guten Rat gibt es genug

Meine Freundin konnte sich nicht an dem Ding festhalten, wie auch. In der ganzen Hektik hatten wir keine ausreichend lange Leine parat. Ich fluchte ungehobelt, und wir trieben mit flatterndem Groß und hektischen Manövern weiter in eine Sackgasse vor dem großen Steg der Ruderer. Zum Glück hatten die gerade ihre teuren Trainings-Achter in Sicherheit gebracht. Die Situation drohte ins Desaster abzugleiten, mein Herz schlug mir bis zum Hals.

Das ganze Spektakel spielte sich keine zehn Meter vom Ufer ab. Auf der Kiellinie hatten sich mittlerweile eine Handvoll Vereinsmitglieder und weitere Neugierige versammelt und sparten nicht mit guten Ratschlägen wie: „Mädels, das gibt’s doch nicht! Einfach festhalten da!“ Die Touristen hingegen, die interessiert und zahlreich stehen geblieben waren, freuten sich sichtlich und hörbar: Toll. Endlich mal aktives Segeln hautnah, live und in Farbe. Und so unterhaltsam.

Die Dyas torkelte auf dem Wasser wie eine Betrunkene, wieder Fahrt aufnehmen klappte nicht, und ich bekam auch nichts Geeignetes zu fassen. Muss unfassbar hilflos und doof ausgesehen haben.

Schnell weg hier...

Nun, irgendwann hat es doch funktioniert und wir schafften es, das Boot in die richtige Richtung zu bringen. Mit einer Mischung aus Segeln und Hangeln erreichten wir den Steg. Einparken, schnell Leinen festtüddeln und weg! Der Gang durch die grinsende Menge zurück ins Bootshaus war nicht angenehm, mein Gesicht muss knallrot gewesen sein. Jetzt bloß keine blöden Fragen! Schließlich musste ich auch noch irgendwas ins Logbuch schreiben. Habe die Aktion natürlich ein wenig geglättet.

Eine Sache war klar: Ich habe nie mehr eine Jolle gebucht, sondern stattdessen geläutert weiterhin als Fendermausi und Lebensmitteleinkäuferin auf den „Großen“ angeheuert. Vielleicht besser so…



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