Globe 5.80 TransatGroßes Abenteuer in kleinen Booten: Auf 5,80 Meter über den Atlantik

Kristina Müller

 · 01.11.2021

Globe 5.80 Transat: Großes Abenteuer in kleinen Booten: Auf 5,80 Meter über den AtlantikFoto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Wer wagt gewinnt – vielleicht. Mit den kleinen Schiffen der neuen Einheitsklasse geht es raus auf den Atlantik

Sechs Segler wollen in ihren Selbstbau-Schiffen vom Typ Class Globe 5.80 in die Karibik segeln. Heute hat die erste Etappe begonnen

Es ist kaum zu glauben – aber wahr. Vier Boote vom Typ Class Globe 5.80 sind heute Mittag vor der südportugiesischen Hafenstadt Lagos zum Transatlantiktörn gestartet. In zwei Etappen wollen sie – ähnlich wie beim aktuellen Mini-Transat – über den Ozean in die Karibik segeln. Nur dass ihre Boote noch einmal 70 Zentimeter kürzer sind als die erprobten Minis 6.50 – und alle selbstgebaut.

Kleine Do-it-yourself-Yacht für binnen und buten

Den Bootstyp hat vor gut eineinhalb Jahren der polnische Konstrukteur Janusz Maderski entwickelt, gemeinsam mit Don McInytre, Veranstalter von Hochseeregatten mit Abenteuercharakter. Die YACHT hat mehrfach berichtet, unter anderem über den deutschen Selbstbauer Georg Lützelberger, der sein Boot im kommenden Sommer fertigstellen will.

Das Konzept stieß auf große Nachfrage. Laut McIntyre wurden bis heute 170 Pläne in 27 Länder verkauft. Und die schnellsten Selbstbauer wagen mit ihren auf hochseetauglich getrimmten Sperrholzkisten nun tatsächlich den großen Sprung.

Das Transat läutet dabei eine kleine Serie von Hochseeregatten ein, die in einer Einhandregatta um die Welt in zwei Jahren gipfeln soll.

Die Teilnehmer: sechs Segler aus aller Welt

Sechs Skipper, die ihre Boote fast alle in den letzten 18 Monaten in Eigenregie gefertigt haben, haben für das Abenteuer gemeldet, darunter auch zwei Schweizer.

Severin Hummer, 25, hatte schon immer den Traum, einmal ein Boot selbst zu bauen. Hochseesegeln liegt bei ihm in der Familie. Auf der Suche nach einem Mini wurde er durch YACHT-Berichte auf die Class Globe 5.80 aufmerksam – und orderte die Pläne. Nun geht er den großen Törn auf seiner „Shrimp“ an.

  Severin Hummer auf seiner "Shrimp"Foto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Severin Hummer auf seiner "Shrimp"

Etienne Messikommer, 33, kommt aus den französischsprachigen Teil der Schweiz. Auf einem seiner früheren Segelabenteuer lernte er Veranstalter McIntyre kennen und war schnell Feuer und Flamme für das 5.80-Projekt. Ein Jahr brauchte er für den Bau seiner „Numbatou“, mit der er auch am Mini Globe Race 2024 teilnehmen will.

  Etienne Messikommer auf seiner knallbunten "Numbatou"Foto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Etienne Messikommer auf seiner knallbunten "Numbatou"

Der Tscheche Michal Krysta, 36, sucht regelmäßig das Extreme. Er fliegt Gleitschirm, ist Bergsteiger und Wildwasserpaddler. Nun soll es auf See gehen. Krysta segelt seit seinem sechsten Lebensjahr und freut sich beim anstehendem Transat mit seiner „Menawan“ vor allem aufs Alleinsein.

  Profi-Abenteurer Michal Krysta auf seiner "Menawan"Foto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Profi-Abenteurer Michal Krysta auf seiner "Menawan"

Der 40-jährige Brite Peter Kenyon sieht das Transat als ganz persönliche Herausforderung. „Zuerst wollte ich nur das Boot bauen“, sagt er. "Dann habe ich das Boot gebaut, also warum versuche ich nicht einfach, dieses Transat zu segeln?“

  Peter Kenyon auf der "Origami"Foto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Peter Kenyon auf der "Origami"

Jim Schofield aus Irland, 58, will mit seiner „Molly Claire“ erst beim Zwischenstopp auf Lanzarote zur kleinen Flotte stoßen. Sein Boot war nicht rechtzeitig zum Start in Lagos, er will den anderen Skippern hinterhersegeln.

  Die "Molly Claire" des Iren Jim SchofieldFoto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Die "Molly Claire" des Iren Jim Schofield

Veranstalter segelt selbst mit

Der sechste Skipper ist niemand anderes als Organisator Don McIntyre selbst. Schon am von ihm erdachten Golden Globe Race Revival hatte der Australier eigentlich selbst teilnehmen wollen, sich dann aber ausschließlich auf die Organisation der Nonstop-Regatta um die Welt konzentriert.

  Veranstalter Don McIntyre (r.) und Wettfahrtleiter Lutz Kohne auf Baunummer 1 "Trekka"Foto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Veranstalter Don McIntyre (r.) und Wettfahrtleiter Lutz Kohne auf Baunummer 1 "Trekka"

Nun aber ist es laut McIntyre Zeit, endlich selbst wieder ein Hochsee-Abenteuer im Kleinboot zu erleben. Er segelt die Baunummer eins „Trekka“, die in Polen gebaut wurde. Allerdings will er bis Lanzarote außer Konkurrenz und nicht im Regattamodus mitmachen, da er noch zu wenig Zeit unter Segeln auf der „Trekka“ gehabt habe. Die Aufgaben der Wettfahrtleitung übernimmt daher der Deutsche Lutz Kohne.

Start, Ziel – und wie man den Abenteurern folgen kann

Nun stehen 600 Seemeilen zum Ziel vor der Marina Rubicon auf Lanzarote an. Der Startschuss zur eigentlichen Transatlantik-Etappe soll dort am 18. November fallen. Wer als Erster die knapp 3000 Seemeilen über den Ozean hinter sich bringt und zuerst den Antigua Yacht Club erreicht, gewinnt das Rennen. Doch nun gilt es, erst einmal die Premiere zu bestehen. Die erste Etappe soll dabei mehr Qualifikationscharakter haben als ein richtiges Rennen sein.

  Route und Zeitplan des "Globe 5.80 Transat". Der Start wurde um einen Tag verschoben, weil offenbar die Skipper den verspäteten Teilnehmer Jim Schofield noch in Lagos begrüßen wolltenFoto: Ocean Frontiers OGR/ GGR/CG580/Pic suppliers
Route und Zeitplan des "Globe 5.80 Transat". Der Start wurde um einen Tag verschoben, weil offenbar die Skipper den verspäteten Teilnehmer Jim Schofield noch in Lagos begrüßen wollten

Informationen und Updates zum Rennen auf der Facebookseite „Globe 5.80 Transat“.