Kristina Müller
· 11.11.2021
Nach fünf bis sieben Tagen auf See haben alle sechs Skipper in ihren Sperrholz-Booten Lanzarote erreicht. Doch der Härtetest kommt erst noch
580 Seemeilen im Kielwasser, und das auf 5,80 Meter kurzen Booten! Alle sechs Solo-Segler, die derzeit auf ihren Selbstbauten vom Typ Class Globe 5.80 über den Atlantik segeln, haben das Zwischenziel erreicht.
Schnellster war der Schweizer Etienne Messikommer. Vier Tage und 21 Stunden nach dem Start vor der portugiesischen Küste kam er in der Marina Rubicon auf Lanzarote an.
Drei Tage später, am Mittwoch, tauchte schließlich das Boot des Letzten am Horizont auf. Jim Schofield aus Irland war mit gut 72 Stunden Verspätung in Lagos losgesegelt. Erst am Tag des eigentlichen Starts war er mit seinem Boot auf dem Trailer in Lagos angekommen, musste noch riggen und das Schiffchen vorbereiten. Auch Veranstalter Don McIntyre, der selbst teilnimmt, kam erst mit zwei Tagen Verspätung los und segelte dem Feld hinterher.
All das ist kein Problem beim von Don McIntyre organisierten Transat im Mini-Mini. Das Rennen hat bisher eher den Charakter eines großen Abenteuer-Experiments als den einer durchorganisierten Hochseeregatta. Zu neu und unerprobt sind die Boote, einige nur gerade eben so weit fertig geworden, um überhaupt an einen Hochseeschlag denken zu können.
„Es ging bei der ersten Etappe bei fast allen eher darum, allen und sich selbst zu zeigen, dass ihr Boot das kann“, erzählt der deutschsprachige Teilnehmer Severin Hummer aus der Schweiz im Interview mit der YACHT. „Die zweite Etappe soll aber ein richtiges Rennen werden. Die Atmosphäre ist insgesamt sehr familiär, vermutlich weil wir nur sechs Segler sind.“
Hummer kam als Vierter ins Ziel. Doch die erste Etappe soll nicht in die Gesamtwertung mit einfließen. Nicht alle Skipper hatten es geschafft, vor dem Start noch 500 Seemeilen solo und offshore auf ihrem Boot zu segeln. Die erste Etappe dieses Rennens wurde somit kurzerhand in einen Qualifikationstörn umgewandelt.
Den haben alle Skipper und Boote offenbar gut überstanden. Zwar kamen die meisten bereits in Starkwind, doch größeren Bruch gab es nicht. Wohl aber Startschwierigkeiten.
„Aufgrund von Problemen mit dem Autopiloten und der Windsteueranlage musste ich 70 Stunden selbst steuern, und das bei Wind bis 40 Knoten“, so der tschechische Skipper Michal Krysta.
Gutes wie Schlechtes kann der Brite Peter Kenyon dem Törn abgewinnen: „Es war eine ereignisreiche Premiere! Der beste Moment war, als mich Delphine aus meinem Nickerchen im Cockpit rissen. Der Schlimmste, als ich Wasser im Schiff bemerkte und nicht wusste, woher es kam.“
Noch eine Woche Zeit haben die Skipper nun, um Kräfte zu sammeln und letzte Dinge am Boot zu organisieren. Ob wirklich alle auch den knapp 3000 Seemeilen langen Schlag nach Antigua angehen werden, ist noch nicht klar. Auch nicht, wie gut sich die Boote bei einer richtigen Atlantiküberquerung bewähren werden, die mit dem Winzling 30 Tage dauern kann.
Doch immerhin eines steht fest: Der Auftakt ist geglückt. Ihr erstes, selbstgestecktes Ziel – im Selbstbauboot zum Transat starten – haben alle erreicht.
Informationen und Updates zum Rennen gibt es auf der Facebookseite „Globe 5.80 Transat“.