Gästebücher MoritzburgIllustrationen zeugen von deutscher Geschichte im Greifswalder Bodden

YACHT-Redaktion

 · 05.07.2025

Die Illustrationen aus den Gästebüchern der Moritzburg erzählen von manch glücklichen Stunden in oft stürmischen Zeiten.
Foto: Archiv Töns Föste
Die Gästebücher der Moritzburg sind Spiegel der Seglergeschichten eines Jahrhunderts. Sie erzählen von manch glücklichen Stunden in oft stürmischen Zeiten. Ein Rückblick in Illustrationen.

Text von Töns Föste

Gegenüber dem Bollwerk von Baabe liegt der kleine Ort Moritzdorf. Er wurde 1841 durch den Fürsten Wilhelm Malte zu Putbus gegründet. Hier, direkt an der Baaber Bek, der Verbindung des Selliner Sees zum Greifswalder Bodden, gelegen, siedelten Fischer, Stellmacher und Bootsbauer, aber auch andere Handwerker wie Steindämmer, Schuster und Schneider. Ab 1887 gab es Pläne, die Bek zu überbrücken, die jedoch nicht verwirklicht wurden. Auf der Ostseite der Baaber Bek entstand dann das zu Baabe gehörende Baaber Bollwerk. Im Jahr 1891 wurde die Genehmigung zum Betrieb einer Ruderfähre erteilt, die seitdem den schmalen Wasserarm überquert. Heute wird die mit einem Ruderboot betriebene Fähre oft als die kleinste Fähre Deutschlands bezeichnet und ist eine Touristenattraktion.

Am Ende des 19. Jahrhunderts, als die Segelschifffahrt auf Rügen ihre große Zeit hatte, lebten in Moritzdorf mehrere Seeschiffer. Auch von zwei Fischhändlern wird berichtet. Auf der Erhebung über Moritzdorf entstand 1901 die Wilhelmshöhe, ein Restaurant mit Aussichtsturm, benannt nach Wilhelm Möller, dem Erbauer des Lokals. Bis 1920 diente das Gebäude dem Kunstmaler Karl Weise als Atelier.

1920 übernahm schließlich Linda Förster das Haus. Sie stattete es mit Mitbringseln ihres Vaters aus, sodass die Gaststätte auch etwas von einem Museum hatte. Ihr gehörte es bis zum Jahre 1977. Der Name Moritzburg stammt aus dieser Zeit. Die Ausflugsgaststätte war ein weit über den Greifswalder Bodden hinaus bekannter Seglertreffpunkt. Geradezu berühmt wurden ihre Seglerfeste. War auch der Anstieg auf den Hügel manchmal recht beschwerlich, der Abstieg zu später Stunde war es nicht minder.

Unter Eingeweihten sind die Gästebücher der Moritzburg sehr bekannt. Sie liegen seit 1933 vor und reichen bis in das Jahr 2004. Viele Segler von nah und fern hinterließen hier ihre „Marken“ mit deftigen Kommentaren und fantasievollen Zeichnungen. Wohl kaum jemand kann sich ein Schmunzeln verkneifen, wenn die abgegriffenen Seiten durch seine Finger gleiten. Dieser Schatz dokumentiert in der Tat ein Stück Segelgeschichte im Revier des Greifswalder Boddens.

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